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EditorialRaumfahrt hat ihren Platz in Luxemburg

Editorial / Raumfahrt hat ihren Platz in Luxemburg
 Foto: Editpress/Julien Garroy

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Mit Raphaël Liégeois hat Luxemburg nun seinen ersten Astronauten. Zwar wird der Neurowissenschaftler unter belgischer Flagge fliegen, doch wollen es sich die Luxemburger Behörden nicht nehmen lassen, einen gewissen Anspruch auf den 34-Jährigen zu erheben. Und das zu Recht. Schließlich ist Liégeois im Großherzogtum aufgewachsen und besitzt seit 2018 auch die luxemburgische Nationalität. Sollte er in den kommenden Jahren zur ISS aufbrechen, ist er aller Wahrscheinlichkeit nach der erste Luxemburger im All. Und das allen Kritiken zum Trotz.

Dass die Ankündigung aus Paris auch hierzulande nicht nur auf grenzenlose Begeisterung stößt, war vorauszusehen. Zu umstritten ist die Raumfahrt in Zeiten von Energieengpässen und Klimakrisen. Eine Verschwendung seien Luxemburgs Engagements, wie eine deutliche Mehrheit der Leser (55 Prozent) in der jüngsten Umfrage auf Tageblatt.lu meint. Man werde in diesem Bereich immer nur eine untergeordnete Rolle spielen. Demgegenüber stehen nur 11 Prozent, die die Erforschung des Weltraums bedingungslos unterstützen, während 32 weitere Prozent zumindest davon ausgehen, dass das Engagement in wirtschaftlicher Hinsicht Sinn ergibt.

Natürlich ist diese Umfrage nicht repräsentativ. Doch zeigen regelmäßige Wortmeldungen aus Zivilgesellschaft und Bevölkerung, dass die Luxemburger Bestrebungen und die Raumfahrt im Allgemeinen durchwegs mit Argwohn betrachtet werden. Dabei scheinen viele Kritiker zu vergessen, dass sich die zunächst viel belächelte Gründung des luxemburgischen Satellitenbetreibers SES im Jahr 1985 zu einer wahren Erfolgsstory entwickelt hat.

127 Millionen investiert Luxemburg in den nächsten drei Jahren in die Europäische Weltraumagentur ESA – knapp 200 Euro pro Einwohner. Auf den ersten Blick eine stolze Summe, wenn man davon absieht, dass die Gelder von der ESA sofort wieder ins Großherzogtum investiert werden. Bei näherer Betrachtung aber entpuppt sich dieser Beitrag als gar nicht mal so viel, wenn man bedenkt, was die Raumfahrt der Menschheit und dem Planeten alles bringt.

Klettverschluss, Solarzellen oder Herzschrittmacher sind nur einige der Errungenschaften, die ohne die Raumfahrt nicht möglich gewesen wären. Gleiches gilt für Strichcodes im Supermarkt, den Taschenrechner, Teflon, Kevlar und Karbon. Weltraumsysteme und weltraumbasierte Technologien sind längst ein wesentlicher Bestandteil unseres Alltags. Angefangen bei Telekommunikation, Internet und Fernsehen über Wettervorhersagen und Navigationssysteme bis hin zu globalen Finanzsystemen sind viele wichtige Dienstleistungen von der Raumfahrt abhängig.

Zudem liefert die Weltraumforschung wichtige Erkenntnisse über unseren Planeten und die menschengemachte Klimakrise. Von Satelliten werden etwa ständig die klimatischen Bedingungen auf der Erde gemessen und analysiert. Ähnliche Erfolge verspricht man sich im Hinblick auf die Bewässerung von Anbauflächen in trockenen Teilen der Erde sowie den Katastrophenschutz. Auf der ISS finden zudem vielfältige Forschungen und Experimente statt, die helfen können, die Klimakrise einzudämmen.

Natürlich trägt die Raumfahrt auch ihren Teil zur Klimakrise bei. Allein die Arbeit an Forschungseinrichtungen verursacht jährlich 20,3 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, während ein einziger Raketenstart rund 300 Tonnen CO2 ausstößt. Auf der anderen Seite aber fordern die extremen Bedingungen des Weltalls kreative Lösungen, die auch auf der Erde wieder nützlich sein können. Die Möglichkeiten sind vorhanden. Und es dürfte sich lohnen, diese auch auszuloten.

Es ist so wie bei vielen Dingen im Leben: Mit Schwarz-Weiß-Malerei ist in der Raumfahrt wohl niemand so recht bedient.