Die Mission gegen die Nummer 74 der Welt ist klar: Luc Holtz will dieses Testspiel nutzen, um seine Optionen vor der anstehenden EM-Qualifikation auszuprobieren. Fest steht, dass es sich bei den Bulgaren um einen anderen Typ Gegner handelt, der mit Dreier- bzw. Fünferkette verteidigt. „Wir werden anders auftreten als gegen Ungarn“, schickte der 53-jährige Trainer voraus. Am Donnerstag schenkte er Neuling Dejvid Sinani sofort das Vertrauen im offensiven Mittelfeld, die beiden anderen Debütanten Fabio Lohei und Alessio Curci hatten großen Anteil daran, dass die FLF-Auswahl noch einmal zurückkam – und Letzterer sogar das 3:2 auf dem Fuß.
Holtz ist als Nationaltrainer seit Jahren für seine Personalüberraschungen bekannt. Auf der Bank saßen mit James Rodrigues und Selim Turping gegen die Magyaren zwei weitere junge Talente, die noch auf ihre Premiere hinfiebern. Es ist also nicht auszuschließen, dass es am Sonntag weitere Debütanten bei den „Roten Löwen“ geben wird. Dass seine Mannschaft – trotz Müdigkeit und weniger Erfahrung – nie lockergelassen hat, freute den Trainer ganz besonders: „Wir hatten gegen Ungarn ein paar wichtige Spieler nicht dabei. Dass wir diese Ausfälle so gut kompensieren konnten, ist stark. Für die Moral und das Selbstvertrauen der Spieler war diese Partie sehr wichtig.“ Zur Erinnerung: Mit Olivier Thill, Marvin Martins und Christopher Martins fielen gleich drei potenzielle Stammspieler verletzt aus.
Kopfsache
Die Konkurrenz innerhalb der Luxemburger Mannschaft hat durch die Neulinge zugenommen. Besonders Florian Bohnert – der von Holtz Extralob bekam – hat sich mit seiner Leistung für einen Stammplatz als Rechtsverteidiger beworben. Auch Innenverteidiger Enes Mahmutovic, der neben Laurent Jans im Einsatz war, hat die Woche in Luxemburg optimal genutzt: „Bei ihm spielt sich alles im Kopf ab. Er hat die Größe und die Schnelligkeit, aber er ist sich nicht immer bewusst, welches Potenzial in ihm steckt.“ Möglich ist aber, dass die Zentrale wieder komplett umgestellt wird. „Dirk Carlson ist mit Sicherheit fit, er hat am Mittwoch 73 Minuten in der Liga absolviert. Bei Maxime Chanot müssen wir noch abklären, ob ein Einsatz infrage kommt. Ich plane mit ihm, auch wenn er möglicherweise auf der Bank sitzen wird.“ Heißt also, dass mit Rotation zu rechnen ist – obschon mit Carlson und Mathias Olesen zwei Akteure erst wenig Spielpraxis nach Verletzungspausen aufzuweisen haben.
Fraglich ist dagegen ein Einsatz von Anthony Moris. Nachdem es zunächst gleich nach Spielende Entwarnung gegeben hatte, sah die Lage am Freitag bereits weniger hoffnungsvoll aus. Der FLF-Keeper war wenige Sekunden vor der Pause zu Boden gegangen und wurde anschließend ausgewechselt. Der Medizinstab versicherte zwar, dass das Knacken im Knie keine Rückschlüsse auf einen Kreuzbandriss zulassen würde – doch der Termin für weitere Untersuchungen stand zur Mittagsstunde noch aus. Beim Schlussmann des belgischen Vizemeisters wird kein Risiko eingegangen – und so wäre der Wiltzer Ralph Schon ein weiteres Mal gefordert. Die letzte Entscheidung in allen Personalfragen ist ohnehin noch nicht gefallen, da Holtz schon mehrere Male erklärt hat, auf sein Bauchgefühl zu hören.
Bohnert „muss explodieren“
Auf der Rechtsverteidigerposition der FLF herrscht Gedränge. Marvin Martins und Laurent Jans haben Konkurrenz bekommen, denn die Leistung von Florian Bohnert hat Trainer Luc Holtz am Donnerstag überzeugt: „Seit Jahren wiederhole ich, dass er das Potenzial und die Qualitäten hat, um in einer großen Meisterschaft zu spielen. Ich denke, dass wir seinen optimalen Posten gefunden haben. Jetzt ist der Moment gekommen, an dem er explodieren muss. Ich warte darauf. Keiner der Profis, die auf dem Rasen standen, waren ihm bei der Physis oder Schnelligkeit überlegen. Das dürfte auch keinem der Scouts im Stadion entgangen sein – außer wir hätten ein komplett anderes Verständnis vom Fußball.“
Neuer Coach, neue Philosophie
Mladen Krstajic heißt der bulgarische Nationaltrainer. Der 48-jährige Serbe ist seit Ende im Juli im Amt und hat dem Team gleich eine neue Handschrift verpasst. „Hohe Intensität, Athletik und zudem 24 Stunden mehr Erholungszeit als wir“ waren die Stärken, die sein Gegenüber Luc Holtz am Freitag hervorhob. Die Bilanz von Krstajic ist jedenfalls berauschend: drei Spiele, drei Siege. Nach den beiden Nations-League-Erfolgen gegen Nordmazedonien und Georgien setzte sich Bulgarien am Mittwoch 2:0 im Testspiel gegen Zypern durch.
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