Die bildende Kunst konnte somit zahlreiche neue Interessierte gewinnen, Galerien und Künstler haben teilweise lukrative Verkäufe getätigt, einige gar Preise gewonnen für ihr Lebenswerk und/oder für ihre zeitnah ausgestellten Werke. Andere Auszeichnungen sind bereits vor Wochen vergeben worden, etwa die „Steichen Awards“ von der gleichnamigen Stiftung, oder stehen für aufstrebende Künstler in den Rotondes auf der Tagesordnung.
Wer sich ins Gedränge des „Luxembourg Art Week“-Zeltes gestürzt hat, weiß, dass die angereisten Galerien und die in Luxemburg ansässigen Kunsthäuser durchaus ansehnliche und spannende Kunstwerke präsentierten, doch sei die Anmerkung erlaubt, dass zahlreiche qualitativ hochwertige heimische Kunstschaffende dabei nicht vertreten waren. Die „Take Off“-Abteilung war zu einseitig ausgerichtet, sollte sie aufrechterhalten bleiben, müsste sie mehr Künstlern geöffnet werden. Wenn Kultur/LX für die Förderung bildender Kunst aus Luxemburg über unsere Grenzen hinaus aktiv sein soll, könnte sie auch diesbezüglich eine Initiative ergreifen.
Fotografie hoch im Kurs
Der „Salon du CAL“, der nicht mehr in den gleichen Räumlichkeiten wie die Kunstmesse stattfindet, kann also nicht als Korrektiv und/oder Pendant zum Galerie-Angebot gelten. Er ist eine eigenständige Veranstaltung mit Tradition und eigenen Regeln – etwa jener, dass die Laufdauer nicht auf drei Tage beschränkt, sondern auf eine längere Ausstellungszeit ausgerichtet ist.
Interessant ist, dass von den beiden Laureaten des diesjährigen Werner-Preises mit Mikka Heinonen ein Fotograf benannt ist, obwohl dieses Jahr dem Vernehmen nach weniger Fotografen zur Auswahl standen, vielleicht auch weil es bereits in Clerf vor Wochen einen Fotografen-Preis und in der Burg der Ortschaft Fels kürzlich eine für Adepten des Lichtbildes reservierte Ausstellung gegeben hat. Mit „Frisch“ präsentierten sich außerdem übers Wochenende im Viertel Bonneweg in Luxemburg-Stadt junge und gestandene Fotografen in lockerer Atmosphäre und die heimische Spuerkeess wirbt gleichzeitig für ihre in der „Galerie am Tunnel“ ausgestellte Schau mit renommierten Fotografen wie auch für ihre dem in Luxemburg geborenen, international bekannten Fotografen Edward Steichen gewidmete Sonderecke.
Abgesehen von der bereits erwähnten Steichen-Stiftung verfügen gleich mehrere Sammlungen über einen eigenen Steichen-Fonds mit zahlreichen Einzelwerken, derweil staatlicherseits zusätzlich über die beiden Sammlungen „Family of Man“ und „Bitter Years“ verfügt werden kann. „Family of Man“ wird im Schloss in Clerf gezeigt und ist vor Jahren in das Unesco-Programm „Memory oft the World“ aufgenommen worden. Über Steichen und sein Werk wurden zahlreiche Abhandlungen verfasst, kurzum er ist, auch wenn er zeitlebens mehr in den USA aktiv war, doch eine Art Vorzeigekünstler für das Großherzogtum.
Teure Steichen-Fotografie
Bei der Versteigerung der Kunstsammlung des 2018 verstorbenen Microsoft-Mitbegründers Paul Allen wurde letzte Woche bei Christie’s in New York die Steichen-Fotografie des Flatiron-Gebäudes aus dem Jahre 1904 für 11,8 Millionen Dollar verkauft. Diese Aufnahme, so AFP, ist laut Christie’s das „zweitteuerste Foto, das je versteigert wurde“. Die Schätzung zum Auftakt der Versteigerung lag wesentlich niedriger. Ob der reelle Wert dieser Fotografie nun näher am Schätzwert oder dem Verkaufspreis liegt, sei dahingestellt, hat die ganze Auktion besagter Privatsammlung doch in euphorischer Stimmung generell bei vielen Kunstwerken Rekordpreise eingespielt. Die Eigentümer von Steichen-Fotografien, sofern es Originale sind, dürfen sich freuen. Sie haben nicht umsonst in Steichen-Werke investiert. Außerdem wäre es wohl an der Zeit, eine übergreifende Schau mit Steichen-Werken zu organisieren, etwa anlässlich seines 50. Todestages 2023. Edward Steichen, am 27. März 1879 in Luxemburg geboren, starb am 25. März 1973 in den USA.
Nach diesem spannenden Kunst-Wochenende bieten sich somit bereits vor Anbruch der Weihnachtszeit interessante Perspektiven für das kommende Kunst-Jahr an.
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