Headlines

BGL LigueStefano Bensi: Es begann mit einem blauen Shirt

BGL Ligue / Stefano Bensi: Es begann mit einem blauen Shirt
„Bum Bum Bensi“ hat sich an seinen Spitznamen gewöhnt Foto: Gerry Schmit

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Angreifer Stefano Bensi hat die Schuhe noch nicht offiziell an den Nagel gehängt. Den Wunsch, sich noch einmal gebührend auf dem Galgenberg zu verabschieden, hat er nicht aufgegeben. Im Tageblatt-Karriererückblick hat er bereits auf vergangene Tage, Tore und T-Shirts zurückgeblickt. 

Der Grund für den bevorstehenden Abschied: „Wenn man sich den Verlauf meiner Verletzungshistorie und mein Alter anschaut, ist es logisch, dass ich mehr Geschichte hinter als vor mir habe. Zweimal war es das Kreuzband, was mich zwei Jahre der Karriere gekostet hat. Dazu kamen ein Armbruch, ein Leistenbruch …. Es waren zusammengezählt fast drei Jahre. Ich war mir immer bewusst, dass ich dem Fußball treu bleiben würde. Deshalb habe ich die Chance, die mir der Verein geboten hat, auch angenommen und den freigewordenen Trainerposten bei der U23 übernommen. Es bereitet mir sehr viel Spaß.“

Der komplizierte Zeitpunkt: „Einen Schlussstrich zu ziehen ist immer schwer. Schlussendlich muss ich aber auf meinen Körper hören und mir sagen, dass es weder mir noch der Mannschaft etwas bringt, wenn ich mich dauernd mit Wehwehchen herumplage. Ich bleibe dem Fußball ja trotzdem erhalten, nur eben in einer anderen Form. Ich bin genauso zielstrebig wie als Spieler auch.“

Das nächste Ziel: „Ich muss mich jetzt in diese Rolle einleben. Etwas Erfahrung konnte ich schon bei der Jugend sammeln. Zudem habe ich viel von meinen Trainern gelernt. Ich bin also vorbereitet. Um nicht von anderen abhängig sein, ist es wichtig, dass ich jetzt meine Diplome mache. Lernen und meine Möglichkeiten nutzen sind also die Dinge, um die ich mich kümmern muss. Es ist normal, dass Jeff Strasser einer der Trainer war, die mich geprägt haben, da es eine enorm lange Zeit war. Besonders was Struktur und Organisation anbelangt, ist seine Arbeit beeindruckend. Zudem sollte man sich als Trainer davon inspirieren, wie und was Luc Holtz in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Ich hatte die Chance, beiden als Spieler zu begegnen. Zudem hatte ich mit Sébastien Grandjean einen Coach, der eiskalt war. So etwas braucht man auch.“

Ihr Tageblatt-Spitzname „Bum Bum Bensi“: „Der passte, wenn man sich die Zahl meiner Tore und meine Statistiken ansieht. Ich werde diesen Spitznamen jedenfalls nicht so schnell vergessen.“

Das schönste Kompliment, das man Ihnen während der letzten 14 Jahre gemacht hat: „Ich denke, dass das hauptsächlich die Worte meiner Eltern – und insgesamt der Familie – waren. Jedes Mal, wenn ich mich nach einer Verletzung zurückgekämpft habe, waren sie für mich da und haben mich beglückwünscht. Es ist für einen Sportler das schönste Gefühl, zu wissen, dass man unterstützt wird. Meine Familie war immer mein größter Rückhalt.“

Ihr schönstes Tor: „Die Auswahl ist groß (lacht). Ich denke aber, dass das 2:1 beim Sieg gegen Nordirland (2013) dazugehört. Nach einem Ballgewinn habe ich noch ein paar Meter gemacht und dann per Flachschuss getroffen. Auch der Ausgleich gegen Linfield (2021, Conference League) war nicht schlecht. Vielleicht würden mir noch andere einfallen, wenn ich sie mir noch mal alle ansehen würde. Aber ich habe sie weder gezählt noch im Kopf.“

Der schlimmste Moment: „Das war beim zweiten Kreuzbandriss (das Conference-League-Rückspiel gegen Linfield im Stade Josy Barthel 2021). Ich dachte, die Karriere wäre vorbei. Wir spielten damals eine gute europäische Kampagne und ich war in fast allen Spielen an den Treffern beteiligt. Diese Verletzung hat mir das Genick gebrochen. Eigentlich wollte ich auch nicht mehr … Doch die Fola kann sich bei meiner Frau bedanken. Sie hat mir klar gemacht, dass es so nicht enden könnte. Zudem habe ich dann eine anständige Physiotherapie begonnen, weshalb mein Knie auch in Zukunft gesünder sein wird.“ 

Das Rätselraten vor Deinze: „Die Zeit vor diesem Transfer war damals eine spannende Sache. Es gab ein Problem, irgendwie ging es um ein Fax, das nicht angekommen war. Ich hatte wirklich gedacht, der Wechsel würde platzen. Letztlich bin ich der US Rümelingen sehr dankbar, dass mir keine Steine in den Weg gelegt worden sind und ich erstmals in den Genuss des Profibereichs kommen konnte.“

Ihr Nachbar in der Kabine: „Da gab es viele. Zuletzt saß Veldin Muharemovic an meiner Seite. Im Moment sitzt niemand auf diesem Platz. Auf der anderen Seite waren es Dejvid Sinani, Michael Omosanya und in dieser Saison Lucas Correia. Ich erinnere mich aber auch daran, dass es mal Laurent Jans war und Ben Payal beim F91.“

Ihr Menü am Spieltag: „Meistens Nudeln. Aber das war jetzt nicht wirklich eine Tradition. Früher hatte ich ein besonders Ritual, das ich aber irgendwann aufgeben musste. Es handelte sich um ein blaues T-Shirt, das mir meine Eltern damals in Rümelingen geschenkt hatten. Davon gibt es bestimmt noch Fotos. Ich trug es in Düdelingen und während der ersten Saison bei der Fola unter meinem Trikot. Irgendwann war es aber so kaputt, dass ich es nicht mehr tragen konnte.“

Das damalige Glückshirt, das nach vielen Jahren 2013 in Rente ging 
Das damalige Glückshirt, das nach vielen Jahren 2013 in Rente ging  Archivbild: Julien Garroy

Ihre beste Saison: „Die erste bei der Fola (2012/13). Wir hatten damals eine Mannschaft, die in den Kabinen und auf dem Platz exakt die gleichen Gedanken hatte. Es gab eine beeindruckende Spielphilosophie. Zudem lief es für mich persönlich gut und ich wurde am Ende zum besten Spieler der Saison gewählt.“

Der herausragendste Moment im Dress der „Roten Löwen“: „Jeder Sieg mit der Nationalelf ist ein besonderer Moment gewesen. Das nimmt man als Spieler mit und vergisst es nie. Andererseits gibt es auch Niederlagen, die hängenbleiben. Das 2:3 gegen Nordmazedonien (2014) oder das 0:3 gegen die Slowakei (2015), wo wir richtig schlecht waren, sind ebenso verankert.“

Der verrückteste Moment im Europapokal: „Definitiv die 3:4-Niederlage gegen Ararat. Wir lagen sogar in der Nachspielzeit noch in Führung und mussten dann in die Verlängerung. Das war richtig, richtig bitter.“

Die eigene Bilanz der Karriere: „Ich kann wirklich ganz zufrieden sein. Wenn man sich meine Statistiken ansieht, kann man mir nicht viel vorwerfen. Mit der Nationalelf haben wir vor ein paar Jahren mit weniger Auslandsprofis die Basis für den heutigen Erfolg geschaffen. Darauf bin ich stolz. In jedem Verein, wo ich war, habe ich immer Vollgas für das Trikot gegeben. Das werden die Betroffenen sicher auch jedem bestätigen. Andererseits hatte ich eben viel Verletzungspech. Vielleicht wäre meine Karriere anders, auch anderswo, verlaufen. Aber darauf hat man keinen Einfluss.“

Die Chancen, Sie noch mal auf dem Platz zu sehen: „Bis zur Winterpause, aufgrund eines Faserrisses, im Normalfall nicht mehr. Da ich wegen des Knies nicht auf Kunstrasen trainieren darf, hängt alles von den Wetterbedingungen in der Winterpause ab. Falls es möglich ist, auf Gras zu trainieren … Ich würde es mir definitiv wünschen, das Ganze in ordentlicher Form zu Hause vor dem Heimpublikum abschließen zu können.“

Steckbrief

Stefano Bensi
Geboren am
11. August 1988 in Luxemburg
Position: Mittelstürmer
Vereine: Schifflingen (Jugend), US Rümelingen, KMSK Deinze (B), F91 Düdelingen, seit dem 1. Juli 2012 bei der Escher Fola
Erfolge: Fünfmal Luxemburger Meister, einmal Pokalsieger 
Nationalmannschaft: 55 Spiele, 5 Tore
BGL Ligue: 248 Spiele, 120 Tore 
Champions-League-Qualifikation: 1 Tor (in 9 Spielen)
Europa-League-Qualifiaktion: 3 Tore und 2 Vorlagen in 13 Spielen

Die Zeiten auf dem Galgenberg sind für den 34-Jährigen nicht vorbei
Die Zeiten auf dem Galgenberg sind für den 34-Jährigen nicht vorbei Foto: Gerry Schmit