Die eigentliche Idee des Konzertes war es, ausländische Szenegrößen und lokale Künstler unter ein Dach zu bringen: 15 Minuten lokaler Artist, gefolgt von 45 Minuten Headliner. Dadurch entstand ein sehr langes Konzert, bei dem sowohl große Figuren des deutschsprachigen Hip-Hops als auch luxemburgische Vertreter des Genres auftreten konnten. Dafür hagelte es im Vorfeld Kritik von einigen Fans: Es sei großartig, gleich mehrere international erfolgreiche Rapper an einem Abend erleben zu können, auf die luxemburgischen Rapper könne man jedoch verzichten.
Spätes Warm-up
Es fiel auf, dass viele der Zuschauer erst gegen Ende des Programms richtig warm wurden, da sie teilweise ausschließlich für einen Rapper gekommen waren. Turnup Tun, ein in der luxemburgischen Musikszene als Networker bekannter Producer und Rapper, der am Samstag aufgetreten ist, beschreibt das „15-45-Minuten-System“ nicht als Lückenfüller, sondern als eine große Chance, sowohl dem Publikum als auch den Headlinern beweisen zu können, was luxemburgischer Hip-Hop heute alles kann. Es sei ihnen dadurch möglich gewesen, mit der gleichen Ausrüstung wie die Headliner vor einem außergewöhnlich großen Publikum auftreten zu können.
Von anderen lokalen Rappern wurde lobend erwähnt, wie einfach es gewesen sei, mit den bekannteren Künstlern und deren Entourage in Kontakt zu treten, um sich näher kennenzulernen und den ein oder anderen Tipp mitzunehmen.
Kritik übten einige Zuschauer aber auch an dem in ihren Augen mangelhaften Sicherheitskonzept – dass es zum Beispiel nicht einfach gewesen sei, die feucht-heiße Konzerthalle schnell zu verlassen, um an die frische Luft zu gelangen oder etwas zu trinken.
Zusätzlich reagierten die Fans des ausverkauften Konzerts teilweise mit Unverständnis auf das „Rahmenprogramm“ des Festivals. Beklagt wurde sich zum Beispiel darüber, dass lediglich ein Foodtruck in einem kleinen, abgesperrten Bereich vor dem Eingang der Rockhal vorzufinden war.
Gute Show, trotz allem
Erwähnenswert ist auch, dass das Event unter der Flagge von Esch22 stand, was so manchen lokalen Musiker ärgerte. Es sei das erste Mal, so sagten sie, dass sich Esch22, Kulturhauptstadt, als Förderer der luxemburgischen Kultur verstehe und Hip-Hop auf Luxemburgisch unterstützen würde. Bis jetzt wären nur sehr wenige Rapper im Rahmen von Esch22 gefördert worden und dann auch nur, wenn die Texte auf Englisch waren. Darüber darf man natürlich diskutieren, ein Blick ins Programmheft der Kulturhauptstadt zeigt allerdings, dass es nicht ganz so gewesen ist.
Allen Komplikationen zum Trotz ist jedoch, unterm Strich, über das Konzert am Samstag zu sagen, dass es gut bei Fans und Musikern angekommen ist. Das Publikum schien äußerst motiviert und begeistert von dem, was lokale wie ausländische Künstlern ihnen darboten. Je später der Abend, umso intensiver und euphorischer die Stimmung, die sich mit ohrenbetäubenden Sprechchören und, gemessen an der Größe des Saals, riesigen Moshpits bemerkbar machte.
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