Der Krieg bricht aus, alte Reflexe werden geweckt: Könnte Russland die nukleare Karte zücken? Was im Februar wie eine absurde Diskussion wirkte, ist heute fester Gegenstand der Debatte.
Für die Falken hat Russland bereits den Finger auf dem roten Knopf, für die Russland-Versteher handelt es sich um reine Abschreckungspolitik: Wie man es auch dreht und wendet – die nukleare Eskalation schleicht sich wieder in den öffentlichen Diskurs. Was während den 1980er Jahren zum Alltag gehörte, passt nicht so recht in die postsowjetische Welt der Non-Proliferation: Jüngere Generationen sind im Glauben aufgewachsen, die Nichtverbreitung von Atomwaffen gehöre zur Normalität. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine lehrt uns aber: Regionale Kriegsgefechte können innerhalb von Monaten zu Sorgen über einen möglichen Atomkrieg führen.
Das Paradoxe daran beschrieb der Luxemburger Nuklearexperte Armand Clesse zu Kriegsbeginn in einem Tageblatt-Interview: „Es ist schwer, die Logik der nuklearen Bedrohung mit dem gesunden Menschenverstand nachzuvollziehen. Mehr Waffen können unter Umständen, so abstrus es auch erscheint, besser für die Stabilität sein.“ Seine Schlussfolgerung: Je mehr Waffen eine Nation beziehungsweise Kriegsmacht besitze, desto größer sei die Wahrscheinlichkeit, einen Erstangriff zu überleben. Die Bedingung: eine möglichst breitflächige Verteilung des eigenen Arsenals. Das Problematische an diesem Stabilitätsmodell zeigt sich aber heute: Die gesunde Mischung zwischen kompletter Abrüstung und irrationaler Aufrüstungsspirale zu finden, ist fast unmöglich.
Umso weniger überrascht es, dass derzeit die Nerven der Staatenlenker blank liegen – es wird gezielt mit den nuklearen Ängsten gespielt. So meldet die Deutsche Presseagentur, Russland unterstreiche den „rein defensiven Charakter seiner Atomdoktrin“. Wie immer klingt die russische Rhetorik deeskalierend, es gebe bei einem Atomkrieg nur Verlierer. Der Einsatz von Nuklearwaffen sei lediglich erlaubt, wenn Russland selbst mit Massenvernichtungswaffen angegriffen werde oder die Existenz des Staates durch einen „konventionellen“ Angriff gefährdet sei. Das damit verbundene Problem ist kein neues und spätestens seit dem Irak-Krieg bekannt. Wer über welche Massenvernichtungswaffen verfügt, wer sie tatsächlich einsetzt und wie schlussendlich darüber kommuniziert wird, ist außerhalb des Kriegsgeschehens nur schwer nachvollziehbar.
Die Propaganda der Kriegsparteien und ihre Sicherheitsinteressen kollidieren somit mit den Ansprüchen aufgeklärter Gesellschaften. Kriegsreporter sind heutzutage meist „embedded“ und müssen sich strengen Auflagen beugen. Grundsätzlich gelangen nur so viele Informationen auf unsere Bildschirme, wie es Staaten, Whistleblower, Terrornetzwerke, Deserteure und andere Informationsquellen erlauben. Umso mehr sollte die Wahrheitssuche zu Kriegszeiten nicht als idealistische Naivität abgetan werden. Es gilt nach wie vor die alte Binsenweisheit: „The first casualty when war comes is truth.“
Seit dem Beginn des zweiten Weltkriegs hat Luxemburg bis heute ein Problem mit dem von Herrn SABHARWAL erwähnten vorrangigen Kriegsopfer.
"Ich bin der Zuversicht, dass der aus der Wahrheit kommende Geist stärker ist als die Macht der Verhältnisse."
(Albert SCHWEITZER)
MfG
Robert Hottua
Vor Gesundheit strotzend sieht Putin nicht gerade aus. Eventueller Gedankengang: MIT MIR die Sintflut (nicht "nach mir"...)
".. einen Erstangriff zu überleben." Es wird kein Überleben geben nach einem Atomkrieg. Die Erde hat mit dem Klimawandel schon Grenzwerte für den Menschen erreicht.Wenn jetzt noch nukleare Verseuchung hinzukommt geht's nur noch schneller. Das wissen die Säbelrassler auch,aber es könnte ihnen egal sein.Das ist die Gefahr.
Nach nie ass e Feier ausgangen wann een Ueleg drop gekippt huet!