Hightech-Milliardär Elon Musk will mit dem Kauf des Kurzbotschaftendienstes Twitter nach eigenen Angaben „gesunde“ Debatten im Internet ermöglichen. „Es ist wichtig für die Zukunft der Zivilisation, einen gemeinsamen digitalen zentralen Platz zu haben, wo auf gesunde Weise über eine große Bandbreite an Überzeugungen debattiert werden kann, ohne auf Gewalt zurückzugreifen“, schrieb der Chef des Elektroautobauers Tesla am Donnerstag – einen Tag vor Ablauf einer Frist zur Übernahme der Plattform – auf Twitter.
Twitter dürfe zugleich nicht zu einer „anarchischen Hölle werden, in der alles ohne Konsequenzen gesagt werden kann“, führte Musk aus. Der Kurzbotschaftendienst müsse sich nicht nur an geltendes Recht halten, sondern auch „warm und einladend“ für alle sein und jedem ermöglichen, seine „gewünschte Erfahrung“ auszusuchen.
Musk, der den Twitter-Hauptsitz am Mittwoch besucht hatte, schrieb unter der Überschrift „Liebe Twitter-Werbekunden“ außerdem mehrfach, er habe die Online-Plattform bereits gekauft. Allerdings gab es zunächst keinen Hinweis darauf, dass der reichste Mensch der Welt Twitter tatsächlich erworben hat. Eine von einer Richterin gesetzte Frist für eine Einigung zwischen Musk und Twitter für eine Übernahme läuft am Freitag aus.
Musk hatte im April erklärt, Twitter für 44 Milliarden Dollar kaufen zu wollen. Im Juli machte der 51-Jährige aber einen Rückzieher. Als Grund gab der Unternehmer an, Twitter habe falsche Angaben zur Zahl der Spam- und Fake-Konten bei dem Netzwerk gemacht.
Twitter wies dies zurück und zog vor Gericht, um Musk zu einem Vollzug des Geschäfts zu zwingen. Anfang Oktober erklärte der Multimilliardär dann, Twitter doch zu den ursprünglichen Konditionen – also zu einem Stückpreis von 54,20 Dollar pro Aktie – kaufen zu wollen. Um einen Prozess zu verhindern, müssen der Multimilliardär und die Plattform sich bis Freitag einigen.
Musk will mit Twitter „kein Geld verdienen“
Beobachter gehen davon aus, dass dies geschehen wird. „Wir erwarten, dass Musk und Twitter den Deal offiziell bis Freitagmorgen abschließen und Aschenbrödel endlich den passenden Glasschuh bekommt“, erklärte der Analyst Dan Ives. Der Handel mit der Twitter-Aktie wird am Freitagmorgen vor Handelsbeginn ausgesetzt, wie die New Yorker Börse mitgeteilt hat.
Die geplante Übernahme hat zu vielen Fragen geführt, in welche Richtung sich Twitter entwickeln könnte. Kritiker befürchten, dass Musk die Moderation von Inhalten etwa im Kampf gegen Hassbotschaften und Falschinformationen stark einschränken könnte. Im Mai sorgte Musk mit der Ankündigung für Aufsehen, er wolle die Verbannung des früheren US-Präsidenten Donald Trump von Twitter zurücknehmen. Trumps Twitter-Konto war nach der Kapitol-Erstürmung vom 6. Januar 2021 gesperrt worden.
Musk erklärte nun, es gebe die „große Gefahr“ einer Zersplitterung der Online-Plattformen in ein extrem rechtes und ein extrem linkes Lager. Das würde zu „mehr Hass und Spaltung“ führen. Er dagegen wolle „Dialog“ ermöglichen. Er wolle mit dem Kauf von Twitter nicht „Geld verdienen“, sondern „der Menschheit helfen“, beteuerte der Unternehmer. (Reuters)
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