Headlines

Lust zu lesenGanz harte Kerle

Lust zu lesen / Ganz harte Kerle
James Lee Burke Foto: Robert Clark

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der sogenannte „Hard-Boiled Detective“ erschien Ende der 1920er Jahre zuerst auf dem U.S.-amerikanischen Büchermarkt, um in der Folge zum vielgestaltigen Protagonisten eines ganz eigenen, immer wieder auch hochinteressanten Krimi-Subgenres zu werden. Hartgesotten, abgebrüht, mit allen Wassern gewaschen – so in etwa kann man den Grundcharakter dieses illusionslosen bis zynischen Romanhelden ins Deutsche übersetzen. Wobei als entscheidender Punkt bzw. an entscheidender Stelle in seinen Handlungen eine gewisse Restmenge an Ehrgefühl zum Tragen kommt.

Der sogenannte „Hard-Boiled Detective“ erschien Ende der 1920er Jahre zuerst auf dem U.S.-amerikanischen Büchermarkt, um in der Folge zum vielgestaltigen Protagonisten eines ganz eigenen, immer wieder auch hochinteressanten Krimi-Subgenres zu werden. Hartgesotten, abgebrüht, mit allen Wassern gewaschen – so in etwa kann man den Grundcharakter dieses illusionslosen bis zynischen Romanhelden ins Deutsche übersetzen. Wobei als entscheidender Punkt bzw. an entscheidender Stelle in seinen Handlungen eine gewisse Restmenge an Ehrgefühl zum Tragen kommt.

Zweifellos steht der amerikanische Erfolgsautor James Lee Burke mit seinen „Dave-Robicheaux-Romanen“ in dieser literarischen Tradition. 23 Bücher sind seit 1987 in dieser Reihe erschienen, „Eine Zelle für Clete“, Burkes neueste Publikation in deutscher Sprache, steht darin an 18. Stelle.

Großes Lob erhält der Autor für die atmosphärische Dichte seiner Krimis, die zumeist im sumpfigen Marschland des südlichen Louisiana angesiedelt sind, inklusive einer gehörigen Portion „Vom Winde verweht“: Auf den Grundstücken stehen Pekannussbäume Ast an Ast, an Sumpfzypressen weht spanisches Moos gespenstisch im Wind, doch statt Scarlett O’Hara im ausladenden Reifrock kommt Detective Dave Robicheaux mit seinem Sidekick, Ex-Cop Clete Purcel, um die Ecke. Erzähltechnisch hat Burke die beiden wie eine Person und ihren Schatten angelegt.

James Lee Burke<br />
Eine Zelle für Clete. Ein Dave-Robicheaux-Krimi.<br />
Pendagron Verlag, Bielefeld 2022<br />
544 S., 24,00 Euro
James Lee Burke
Eine Zelle für Clete. Ein Dave-Robicheaux-Krimi.
Pendagron Verlag, Bielefeld 2022
544 S., 24,00 Euro

Während Robicheaux als trockener Alkoholiker und glücklicher Familienvater beschrieben wird, guckt Clete regelmäßig zu tief in die Flasche, prügelt sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit, und verbringt seine Abende mutterseelenallein in irgendwelchen Absteigen. Für Robicheaux ist Clete ein „modernder Sancho Panza“, der „vor keiner Peinlichkeit zurückschreckte und nie an die Folgen seiner Handlungen zu denken schien.“ Immer wieder muss er den Raufbold aus den übelsten Situationen befreiten – doch es ist Clete, der Robicheaux heimlich folgen und bei dessen Fahndung nach einem grausigen Serienmörder gleich zweimal das Leben retten wird. Keine Frage, „Eine Zelle für Clete“ weist viele spannende Momente auf und findet genügend Anschlüsse an aktuelle gesellschaftliche Probleme, um als realistischer Roman durchzugehen. Und doch mutet die Lektüre zuweilen wie der Besuch in einer Art Jurassic Park an, in dem zum Aussterben verurteilte Rollenklischees ausgestellt werden.

thk