Auf dem Konzert am Mittwochabend in der Rockhal fiel die mangelnde Abwesenheit der neuen Platte weniger ins Gewicht, weil der Band eine ausgewogene Mischung aus den Elektrosongs von „EBM“ und einem Best-of aus den vergangenen sechs Platten gelang. Nach Monako, einer Vorband, deren etwas belanglose Mischung aus Singer-Songwriter-Folk und Indie-Rock mitsamt klischeehaftem Autotune sich recht gut als harmlose Background-Band zum melancholischen Gespräch am Tresen eignen würde, begann das Konzert mit gleich zwei Auszügen des neuen Albums („Heart Attack“ und „Strawberry Lemonade“), abgesehen von „Bones“ wird im ersten Drittel des Sets hauptsächlich der Electronic Body Music gehuldigt.
Gegen Anfang des Konzerts wirkt die Band etwas unmotiviert, als müsse sie sich erst warmspielen, was vielleicht daran liegen mag, dass die neuen Songs im Vergleich zu den Bandklassikern zumindest in ihrer Liveversion – und dies trotz der Präsenz von Benjamin John Power – noch etwas ungeschliffen wirken. Ab „In This Light and on This Evening“ finden Band wie auch Publikum endlich zur Musik, bis auf das Depeche-Mode-artige „Kiss“ und den Album-Closer „Strange Intimacy“ gibt es ab dann auch nur Hits, von denen das treibende „All Sparks“ vom Debut und das auch live phänomenale „No Harm“ von „In Dream“ am meisten überzeugen. Das aus „An End Has a Start“, „Munich“ und „Papillon“ bestehende Encore ist in seiner Zusammenstellung und Aneinanderreihung perfekt – und macht den etwas mauen Auftakt wieder wett.
Doof für spielfaule Bands ist die Existenz der Internetseite setlist.fm. Dort konnte man am Mittwoch nicht nur nachlesen, dass die Editors wohl Tag für Tag die gleichen Songs spielen (werden), sondern zudem noch feststellen, dass im Gegensatz zu den beiden anderen bisherigen Daten der „EBM“-Tour das Luxemburger Publikum mit drei Songs weniger abgespeist wurde.
„Vibe“, „All the Kings“ und „Frankenstein“ hätte man schon gerne gehört – und wieso vom Vorgängeralbum nur „Magazine“ und nicht „Violence“, einer der besten Songs ihres Backkatalogs und ein spannender Vorbote des auf „EBM“ durchzogenen Stilwechsels, gespielt wurde, ist auch etwas unverständlich – zumal der Song definitiv auf die Setlist gepasst hätte. Trotzdem: Dank Tom Smiths toller Stimme und weil die Band nach einem etwas zähen Beginn dann doch, dank der Hitdichte und einer gut aufeinander abgestimmten Setlist, zum Konzert fand, lohnte es sich, die Editors mit neuem Bandmitglied und neuer stilistischer Ausrichtung zu entdecken.
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