Tageblatt: Sie haben vor kurzem den Posten des Nationaltrainers übernommen. Warum hat Misch Wolter sein Amt als Cyclocross-Trainer abgegeben?
Jempy Drucker: Misch (Wolter) ist immer noch im Sportlyzeum aktiv. Er macht aus zeitlichen Gründen nicht mehr weiter.
Sie waren selbst ein sehr erfolgreicher Cross-Fahrer. Was sind Ihre besten Erinnerungen?
In Luxemburg ragten die Landesmeisterschaften, die immer sehr viele Zuschauer angelockt haben, heraus. An den Titel, den ich in Leudelingen gewonnen habe, erinnere ich mich gerne, ebenso wie an meine Duelle mit Gusty (Bausch). Ich war froh, für das belgische Team Fidea fahren zu können, an der Seite von so bekannten Namen wie Wellens und Stybar. Es war eine der ersten Mannschaften, die ausschließlich Cyclocross-Rennen gefahren sind. Dort habe ich wertvolle Erfahrungen sammeln können. Ich konnte ein Superprestige-Rennen gewinnen und stand bei einigen Weltcups auf dem Podium. Unvergessen bleiben natürlich auch die WM-Teilnahmen.
Es finden nur noch zwei internationale Crossrennen hierzulande statt. Woran liegt es, dass der Enthusiasmus in den letzten Jahren etwas verloren gegangen ist?
Zu meiner Zeit gab es noch fünf internationale Quers in Luxemburg. Wie in vielen Sportarten ist der Mangel an freiwilligen Helfern ein großes Problem. Für die Organisatoren ist es zudem nicht leicht, die strengen Anforderungen zu erfüllen. Das ist schade, zumal Luxemburg eine große Radsport-Tradition hat. Das ist eines der Probleme, die es zu lösen gilt.
Warum wenden sich die meisten Nachwuchsfahrer recht früh vom Cyclocross ab?
Mathieu van der Poel und Wout van Aert beweisen, dass es möglich ist, sowohl auf der Straße als auch im Cyclocross zu den Besten zu gehören. Vielleicht spornt deren Beispiel einige Talente an, den gleichen Weg einzuschlagen. Der Cross erlaubt den Fahrern, sich in jungen Jahren eine gute Technik anzueignen. Das Ziel der allermeisten ist es jedoch, eine Karriere als Straßenfahrer einzuschlagen. Davon kann man niemanden abhalten. Dennoch ist es möglich, vor allem in den Nachwuchsklassen, beide Disziplinen auf hohem Niveau zu bestreiten.
Den entgegengesetzten Weg geht Marie Schreiber. Sie hat sich ganz dem Cross verschrieben und gehört mittlerweile zu den Weltbesten ihrer Altersklasse …
Bei Tormans ist sie in einem guten Team, wo sie optimal betreut wird. Sie ist eine Ausnahme, aber gleichzeitig auch unser Aushängeschild. Es freut uns, zu sehen, dass sie sich ganz auf den Cross fokussiert und gute Resultate einfährt. Sie hat die besten Voraussetzungen, sie ist jung, ehrgeizig und kann sich bestimmt noch weiterentwickeln.
Die neue Saison steht vor der Tür. Was erhoffen Sie sich?
Auch in diesem Jahr wird der Skoda Cross Cup wieder ausgetragen, mit dem Ziel, die einheimischen Sportler zu motivieren. Viele sind im Sportlyzeum, wo sie ausgezeichnet unterstützt werden. Ich werde mich auch mit einbringen und bin froh, als Cyclocross-Trainer zu meiner „ersten Liebe“ zurückzufinden.
Was werden Sie als neuer Nationaltrainer als Erstes anpacken?
Wir werden versuchen, in sämtlichen Altersklassen Gruppen mit motivierten Talenten zusammenzustellen, und ihnen beibringen, dass die Kombination Cyclocross-Straße durchaus umsetzbar ist. Auf der Straße hat der Nachwuchs zuletzt gezeigt, dass er mit den Weltbesten mithalten kann. Warum soll das nicht auch im Cross möglich sein?
Wie sehen Sie die den Hype um das Gravelbike?
Das „Gravel“ ist so wie vor Jahren das Mountainbike eine neue und interessante Disziplin mit dem gewissen „Fun-Faktor“. Es kommt den „Freigeistern“ (lacht) entgegen. Ich selbst bin auch begeistert von diesem neuen Untersatz.
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