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Alain spannt den Bogen„Ich bin Jazz“

Alain spannt den Bogen / „Ich bin Jazz“
Guy Martin ist in der Philharmonie als Media- und Print-Producer eingestellt Foto: Eric Engel

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In unserer Philharmonie-Backstage-Reihe hat sich das Tageblatt diesmal mit Guy Martin über seine Arbeit als Media- und Print-Producer unterhalten – und so einiges über die Gestaltung der verschiedenen Broschüren, Programmhefte und Plakate erfahren.

Tageblatt: Guy Martin, der Printbereich, ein riesiges und vielseitiges Ausdrucksfeld?

Guy Martin: Auf jeden Fall. Ich kümmere mich um alles, was im Printbereich anfällt. Da ist an erster Stelle natürlich die Jahresbroschüre zu nennen, in der das ganze Programm der Spielzeit enthalten ist. Und dann eben alles, was gedruckt wird: Abendprogramme, Themenheftchen, das Programm zu den Rainy Days , das ja selbst schon ein fast 300-seitiger Katalog ist, Flyer, Plakate, Zeitungswerbung, Bierdeckel für das Fräiraim-Festival, oder Postkarten. Natürlich sowohl auf Papier wie auch im digitalen Bereich.

Allerdings kümmere ich mich nur um das, was sich nicht bewegt. Filme, Animationen, das ist ein anderer Bereich und dafür ist wieder jemand anders zuständig. Ich selber schreibe natürlich keine Texte, das kommt alles von der Dramaturgie in Zusammenarbeit mit Herrn Gehmacher oder, wie bei, unter anderem, den Abendprogrammen, von externen Autoren. Ich setze dies alles dann in Form.

Wie kann man sich das vorstellen?

Wie gesagt, ich gehöre als Media- und Print-Producer zum Marketingbereich der Philharmonie und kriege meine Informationen von den jeweiligen Stellen. Wenn das Programm feststeht, kriege ich die verschiedenen Texte und versuche sie dann optisch so in Szene zu setzen, dass es logisch und ansprechend wirkt. Dann kommen die Fotos, das Werbematerial, Interviews hinzu, von jedem Bereich kriege ich also Material geschickt und setzte es dann so zusammen, dass es passt und ein großes Ganzes ergibt.

Natürlich gibt es seit Jahren ein festes Layout, in das dann alles eingesetzt wird. Dieser grafische Leitfaden wurde von einer außenstehenden Firma für die Philharmonie entworfen. Im Laufe der Jahre haben wir dann hier etwas angepasst, da verbessert, um das optimale Resultat zu erhalten. Bei den Magazin-Seiten im Jahresprogramm, also dort, wo am Anfang des Monats ein Künstler vorgestellt wird, habe ich kreativ am meisten zu tun und kann meine Fantasie spielen lassen.

Es scheint mir, dass der Marketing-Bereich bei der Broschüre sehr viel Sorgfalt walten lässt.

Ja, es wird immer wieder über Layout und Optik diskutiert. Die Broschüre soll ja kundenfreundlich und übersichtlich gestaltet sein, so, dass man möglichst schnell alle notwendigen Informationen findet. Zuerst war das Programm auf die Abonnementsreihen aufgebaut. Das hatte den Vorteil, dass man sofort sah, welche Konzerte es in einer Abo-Reihe gab, hatte aber den großen Nachteil, dass es das Suchen nach speziellen Daten schwierig machte. Jetzt haben wir das Programm chronologisch, also wie einen Kalender, aufgebaut, was übersichtlicher ist; die verschiedenen Abonnements werden nun in kleinen Einzelbroschüren veröffentlicht. Und das kommt beim Publikum viel besser an.

Wie gestaltet man denn das Cover einer Broschüre?

Das ist sehr intuitiv und entwickelt sich nach und nach. Zuerst stellt sich die Frage, immer natürlich in direktem Kontakt zum ganzen Marketing-Bereich und zur Direktion: „Was wollen wir dieses Jahr sein? Was wollen wir vermitteln?“ Wir geben uns gegenseitig Ideen, probieren aus, verwerfen wieder, bis wir irgendwann ein Bild, eine Form, eine Idee gefunden haben, die unseren Wünschen entspricht. Dieses Jahr war uns Farbe sehr wichtig. Nach zwei traurigen Corona-Jahren wollten wir uns optimistisch geben, den Leuten Lust machen, sich das Programm anzuschauen. Das Cover sollte leben. Und es war mir wichtig, auch immer wieder verschiedenen Elemente unserer Architektur und die Farben unseres Logos miteinfließen zu lassen.

Wie verhält es sich mit der Digitalversion?

Sobald die Printversion fertiggestellt ist, beginne ich mit der Digitalversion, die komplett umgestaltet wird. Dann werden Links und Youtube-Videos hinzugefügt, die Fotos werden umgestellt, man kann die Interviews per Klick dreisprachig auswählen.

Plakate sind ebenfalls ein sehr wichtiges Medium.

Auf jeden Fall. Am Anfang der Spielzeit beraten wir, was auf die Plakate kommen soll. Welcher Name ist wichtig, wie kann man die Aufmerksamkeit des Betrachters schnell und präzis erreichen, was soll das Foto ausdrücken? Es geht um die Hierarchie der Kommunikation. Mal steht der Komponist im Mittelpunkt, mal ist der Interpret besonders wichtig. Man kann oft nicht jedem gerecht werden. Diese Entscheidungen werden dann auch wieder von verschiedenen Gremien getroffen, Marketing, Dramaturgie, Billetterie, Print.

Was nachher zu sehen und zu lesen ist, ist schon wohlüberlegt und nach Kriterien der Wichtigkeit zusammengestellt worden. Es wird auch nicht für jedes Konzert ein Plakat entworfen. Meistens machen wir das für Konzerte, die besonders interessant sind, aber auch für solche, die sich vielleicht durch ein schwieriges Programm schlechter verkaufen. Da orientieren wir uns auch sehr eng am Verkauf und an der Nachfrage der Tickets.

Es ergibt keinen Sinn, für Konzerte zu werben, die ausverkauft sind. Natürlich variiert die Gestaltung auch je nach Musikgattung. Ein Plakat für ein klassisches Konzert kann schon anders aussehen als ein Jazz- oder Worldmusic-Plakat. Da wird dann eine andere Formen- und Farbensprache benutzt.

Was können Sie zum Thema Typografie, also Druckkunst sagen?

Genau, das ist etwas, was dem Leser auf den ersten Blick gar nicht bewusst auffällt. Aber die Wahl der Schriftform, die Größe der Buchstaben, die Farbnuancen, der Hintergrund, die Abstände, der Kontrast – all das ist wichtig zu berücksichtigen, damit man einen Text gut lesen kann. Vieles ist in unserem Programm schon vorgemerkt. Natürlich ändern wir auch manchmal verschiedene Schriftzüge, um die Aufmerksamkeit des Lesers zu gewinnen. Für die Titel benutzen wir z.B. einen Zeichensatz mit vielen Ligaturen, bei denen die Buchstaben spielerisch miteinander verschmelzen. Irgendwie wie Noten, die dem Leser die Botschaft vermitteln: „Ich bin Musik“. Aber ohne das Bildhafte von Noten und Schlüssel zu benutzen. Dieser Zeichensatz ist modern, sehr variabel und man kann ihn dem jeweiligen Musikgenre sehr gut anpassen. Die Schrift muss Dir plötzlich sagen: „Ich bin Jazz“ oder „Ich bin World“.