Esch, ville verte et transfrontalière
Zum Abschluss der ersten Ausstellung im neu eröffneten Escher „Bridderhaus“, die dem visionären Stübben-Plan von 1924 gewidmet ist, organisieren das Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History (C2DH) und die Stadt Esch in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Energie und Raumentwicklung, dem „Lëtzebuerger Architektur Musee“ (LAM) und der FrEsch asbl eine Diskussionsrunde über die urbanistische Entwicklung von Esch ausgehend von Joseph Stübbens zukunftsweisendem Plan einer Gartenstadt zwischen den Industriestandorten über die Entwicklung einer autogerechten Stadt ab den 60er Jahren bis zur heutigen Vision einer klimaresistenten, grenzüberschreitenden Agglomeration.
Teilnehmer: Georges Mischo, Bürgermeister der Stadt Esch, Viviane Fattorelli, Bürgermeisterin von Audun-le-Tiche, Claude Turmes, Minister für Energie und Raumentwicklung, Florian Hertweck, Professor für Architektur an der Universität Luxemburg, Denis Scuto, Professor für Geschichte an der Universität Luxemburg. Moderation: Jürgen Stoldt.
Donnerstag, 15. September, von 18.30 bis 20.00 Uhr, mit anschließendem Umtrunk.
Anmeldung erforderlich per Mail an contact@stoldt.lu. Livestreaming: www.esch.tv.
Esch ist grün – grüner, als man denkt. Diese Erkenntnis gewinnt man beim Anblick einer großflächigen Luftaufnahme der „Minettemetropole“. Das Foto ist Teil einer Ausstellung, die noch bis zum 15. September in der Kunstgalerie des „Bridderhaus“ zu sehen ist.
Die Expo, die von Architekt Alain Linster und Historiker Denis Scuto zusammengetragen wurde, ist dem deutschen Stadtplaner Josef Stübben gewidmet, der sich 1924 einer großen Aufgabe annimmt, nämlich die urbane Entwicklung der Stadt Esch zu planen und zu Papier zu bringen.
Stübben zeigt sich dabei als Visionär und Naturfreund. Mit seinem vor fast 100 Jahren gezeichneten Plan will er dem wachsenden Einfluss der Industrie auf die Hauptstadt des Minettebeckens mit viel Grün entgegenwirken, wie man aus der Begleitbroschüre zur Ausstellung erfahren kann.
Grün gegen Industrie
Stübben schafft es, den großen Industrieflächen, darunter die Hüttenwerke von Belval, Terre Rouge und Schifflingen, durch Parks, Wiesen, Alleen, Promenaden, luftige Bauten und große öffentliche Plätze etwas entgegenzusetzen und ein Stadtbild zu entwerfen, in dem der Mensch atmen und sich entfalten kann.
Josef Stübben (1845-1936) ist bereits fast 80 Jahre alt, als er sich aufmacht, die Zukunft Eschs zu entwerfen – gemäß seinen großen Prinzipien „Grünflächen, Luft und Licht“. Schöpfen kann er dabei aus der Erfahrung von rund 100 Stadterweiterungsplänen, die er vor allem in Deutschland und Belgien, aber auch in Italien, der Schweiz, Österreich, Spanien, Schweden – und auch in Luxemburg gemacht hat.
Der Stübben-Plan ist im wahrsten Sinne des Wortes ein monumentales Werk. Fast vier Quadratmeter ist er groß. Wenn man im großen Saal des „Bridderhaus“ vor ihm steht und der Blick zwischen Zeichnung und dem 2021 entstandenen Luftbild der Stadt Esch hin- und herschwenkt, dann fällt auf, dass sich viele von Stübbens Ideen wiederfinden lassen. Beispielsweise die Viertel Uecht, Dellhéicht, Wobrécken und Lallingen.
Die Ausstellung
„Die Erfindung von Esch/Alzette – Josef Stübben und die Architekten der Stadt“
Bridderhaus Esch, rue Léon Metz 31-37.
Freier Eintritt: Donnerstag bis Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr.
Geführte Touren der Ausstellung werden noch am 8. und am 15. September um 16.00 Uhr angeboten – mit Denis Scuto und Alain Linster (auf Luxemburgisch).
Grün ist die Stadt ohne Zweifel, aber dann doch nicht so grün wie von Stübben gewünscht. Der Stadtplaner hatte unter anderem eine parkähnliche Grünanlage entlang des Baches Dipbech vorgesehen. Viel ist nicht draus geworden. Stattdessen trennt der Boulevard Grande-Duchesse Charlotte die Viertel Wobrécken und Lallingen. Aber wer weiß? Josef Stübbens Plan dient jedenfalls noch heute als Instrument in der alltäglichen Arbeit im Bereich der Stadtentwicklung.
Auch eine andere Vorstellung Stübbens hat sich bis jetzt nicht erfüllt. Der Planer rechnete mit um die 60.000 Einwohner. Schätzungsweise 36.000 sind es heute.
Angesichts der Klimakrise und der Notwendigkeit, klimaneutrale, also grüne Städte zu schaffen, sei Stübbens Erweiterungsplan für Esch von großer Aktualität, betonen die Macher der Ausstellung im „Bridderhaus“ und organisieren eine Gesprächsrunde zu dem Thema (siehe Kasten).
Architekten prägen die Stadt
Die Entwicklung der „Minettemetropole“ zeigt sich auch anhand ihrer Gebäude und Häuser. So passt es, dass in der Ausstellung Originalzeichnungen zahlreicher in Esch einst tätige Architekten zu sehen sind. Isidore Engler zum Beispiel, der von 1920 bis 1953 Stadtarchitekt war und unter anderem das Rathaus, das Schwimmbad, das Krankenhaus und die Kirche in Lallingen entworfen hat. Oder Paul Flesch, ebenfalls Stadtarchitekt und verantwortlich beispielsweise für die prächtige Fassade des heutigen „Lycée de garçons“, das Postgebäude sowie den Stadtpark auf dem Galgenberg. Auch Robert van Hulle, Nachfolger von Engler als Stadtarchitekt, ist mit von der Partie. Von ihm stammen das Stadttheater und soziale Wohnungsbauprojekte in Esch.
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