Headlines

KunsteckeBücher zu zwei Ausstellungen (Teil I): „Auguste Trémont en 2022“

Kunstecke / Bücher zu zwei Ausstellungen (Teil I): „Auguste Trémont en 2022“
Auguste Trémont, „Sanglier“, Bronze, undatiert, Privatkollektion Foto: mediArt

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Mit der Expo „Auguste Trémont en 2022, une rencontre revisitée“ wurde das Kulturjahr E22 eingeläutet. Mit einer Retrospektive Bettina Scholl-Sabbatini wird die Galerie Schlassgoart eine der bekanntesten Bildhauerinnen des Landes demnächst ehren. Ist der Katalog zur Trémont-Ausstellung sozusagen a posteriori erschienen, so ist das Buch zum Werk Sabbatinis eher ein Vorgeschmack auf die geplante Schau. Beide sind wegweisende Dokumentationen über heimische Künstler der besonderen Art, die wir in zwei Artikeln vorstellen. Teil 1: „Trémont“.

Die im Dialog mit dem zeitgenössischen Künstler Eric Schumacher Anfang des Jahres realisierte Trémont-Ausstellung (wir haben berichtet) hat nicht nur an einen bedeutenden Bildhauer erinnert, sie präsentierte via Werke und Lebenslauf des vielseitigen Künstlers auch ein Stück Luxemburger Kulturgeschichte. Da eine temporäre Ausstellung dies nicht alles bewältigen konnte, haben AcelorMittal und die Galerie Schlassgoart in Zusammenarbeit mit der Agentur mediArt ein sorgfältig aufgemachtes zweigliedriges Buch herausgegeben.

Ist im ersten Teil vom Künstler und Mensch Auguste Trémont und seinem Werk die Rede, so wird in einem Anhang ein Katalog zur Expo selber beigelegt. Reichlich mit Fotos illustriert und gepflegt aufgemacht, versetzt dieser Zusatz Zuschauer/Leser vor allem zurück in die Welt des Eric Schumacher, der mit seinen Werken in einen spannenden Dialog zu Trémonts Arbeiten getreten ist.

Aufschlussreicher Lebenslauf

Das rund 80 Seiten umfassende Buch geht in Text und Bild auf Trémonts Verbundenheit zur Stahlindustrie ein, analysiert aus der Feder von Fanny Weinquin seine Pariser Aufenthalte mit ersten Gehversuchen in Sachen Kunst und sein Studentenleben (er war Mitglied der AGEL/Assoss) in schwierigen Zeiten, erläutert in einem umfangreichen Abschnitt seine Mitgliedschaft in der sogenannten „Mansarde“-Vereinigung, geht auf seine Freundschaften ein, skizziert seine „Interpretationsweise der Dinge“, erinnert an bestimmte, nicht glückliche Episoden sowie seine Haltung zum Kriegsgeschehen, alles gut bebildert und chronologisch erzählt.

Der Künstler wird als „compagnon aimable, bon et généreux“ bezeichnet, der neben seiner Heimat vor allem gerne in Paris gelebt hat. Kunstlehrer Henri Kraus hat seinerzeit seine Diplomarbeit als Lehrer über Auguste Trémont verfasst. Er steuert hier Auszüge aus dieser nicht publizierten wissenschaftlichen Arbeit bei. Interessante Informationen und Fotos, u.a. von seinem Haus in Sèvres, werden auf diese Weise dem Kunstliebhaber übermittelt.

Nach einer doppelseitigen Fotografie des Dreiteilers „Die Walzarbeiter“ aus dem Jahr 1917 folgt eine Bestandsaufnahme von Nathalie Becker über Trémonts kreatives Leben zwischen Luxemburg und Paris, ein detaillierter Beitrag, der von zahlreichen Fotos sowohl von Tierbildern als auch Tierskulpturen des Künstlers begleitet ist. Dass Trémont ein begnadeter und begeisterter Tiermaler war, verdeutlicht allein dieses Kapitel.

MNHA-Direktor Michel Polfer geht ausführlich auf die künstlerische Hinterlassenschaft von Trémont und seine enge Verbundenheit mit dem Nationalen Museum für Geschichte und Kunst, das etwa 110 Werke des Künstlers beherbergt, ein. Sehr früh hat das Museum sowohl Zeichnungen als auch Skulpturen erworben und musste im Laufe der Jahre wegen unlauterer Reproduktionen von Trémonts Werken eingreifen, um sein Œuvre und die Autorenrechte zu schützen.

Guy Thewes, Direktor der beiden Museen der Stadt Luxemburg, und Marc Hostert, Präsident des CAL, teilen ihre Erinnerungen und ästhetischen Eindrücke mit. In einer ausführlichen Biografie werden Leben und Werk des am 30. Dezember 1891 in Luxemburg geborenen und am 23. Oktober 1980 in Luxemburg verstorbenen Künstlers nachgezeichnet.

Zum Abschluss wird einer Vielzahl an Personen und Institutionen – Museen und Privatsammler haben Werke und Dokumente bereitgestellt – gedankt, derweil darauf verwiesen wird, dass das Konzept des Buches von Kurator Paul Bertemes und Jean Colling von mediArt Sàrl stammt, die inhaltliche Überwachung Paul Bertemes und Fanny Weinquin oblag, derweil Fernand Rollinger für die Grafik und REKA aus Ehleringen für den Druck verantwortlich zeichneten. Die Ausstellung fand, wie bereits betont, im Rahmen von Esch2022 statt.

Wurden in der Ausstellung vorwiegend kleine und mittlere Werke präsentiert, so erstreckt sich das Œuvre von Auguste Trémont jedoch auch auf große Skulpturen, etwa die beiden Löwen am Eingang des Rathauses in Luxemburg-Stadt. Das Buch gibt in zahlreichen, äußerst gelungenen neuen Fotos wie auch Archivmaterial einen guten Einblick auf das vom Künstler Geleistete, kann aber ob des Umfangs seines vielseitigen Werkes selbstredend nicht vollständig sein. Dennoch es ist eine unumgängliche Dokumentation, will man den Künstler und Menschen Auguste Trémont besser kennenlernen. Ausstellung und Buch gehören zu den positiven Momenten des Escher Kulturjahres.

Auguste Trémont, „Panthère“, Ölgemälde, Privatkollektion
Auguste Trémont, „Panthère“, Ölgemälde, Privatkollektion Foto: mediArt

Info

„Auguste Trémont en 2022, une rencontre revisitée“ ist im Buchhandel (Ernster), im Museum und in der Galerie Schlassgoart für 15 Euro (Beitrag für Ukraine-Programm der Croix-Rouge) erhältlich.