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EditorialEin Luxemburger Geburtshaus als Zeichen der Zeit

Editorial / Ein Luxemburger Geburtshaus als Zeichen der Zeit
Jeder Schwangeren soll es ermöglicht werden, auf die Weise zu entbinden, wie sie es sich wünscht Foto: Pixabay

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Eine Geburt ist ein einschneidendes Erlebnis für jede Schwangere. An jedem einzelnen Geburtstag ihres Kindes erinnert sich eine Mutter an diesen Moment zurück. Im besten Fall ist die Erinnerung daran etwas Schönes. Doch nur allzu oft sieht dies anders aus. In den letzten Jahren ist das Thema „Gewalt bei der Geburtshilfe“ verstärkt an die Öffentlichkeit gedrungen. Immer öfter trauen sich Frauen, über ihre Erlebnisse zu sprechen.

Folglich wünschen sich immer mehr werdende Mütter eine selbstbestimmte Geburt. Sie wünschen sich eine Entbindung, bei der sie mitreden können – um voller Vertrauen in sich selbst ihr Kind zur Welt zu bringen. Auf dieses verstärkte Bedürfnis will die „Asbl. Gebuertshaus“ reagieren. Im Raum Luxemburg-Stadt soll ein Geburtshaus eröffnet werden, wie sie in den Nachbarländern bereits existieren. Es soll eigenständig funktionieren und nicht von einem Krankenhaus abhängig sein.

Bereits heute nehmen viele werdende Eltern weite Fahrten auf sich, um ihr Kind etwa in einem der Häuser in Belgien oder auch Deutschland zur Welt zu bringen. Alle anfallenden Kosten mussten bisher von den Eltern selbst übernommen werden. Die Nachfrage nach einem Geburtshaus besteht also. Ein großer Vorteil eines solchen Hauses ist die Eins-zu-eins- bzw. sogar Zwei-zu-eins-Betreuung der Schwangeren durch die Hebammen. 

Auch in einer „Maternité“ können selbstbestimmte Geburten stattfinden. Doch die Interventionsrate hierzulande ist hoch. In Luxemburg kommt fast jedes dritte Kind durch einen Kaiserschnitt zur Welt. Die Vereinigung der Gynäkologen steht der Idee eines Luxemburger Geburtshauses kritisch gegenüber. Ihnen ist das Sicherheitsrisiko zu hoch. Jedes nicht kalkulierbare Risiko bei einer Geburt sei ein Risiko zu viel. Doch soll es nicht den Frauen und ihren Partnern selbst überlassen sein, ob sie das Risiko für vertretbar halten? Ein Kind in die Welt zu setzen, ist ein natürlicher Vorgang, der im Normalfall keinerlei ärztliches Eingreifen benötigt. Eine erste Voraussetzung, um zu Hause oder in einem Geburtshaus entbinden zu können, ist immer eine komplikationslose Schwangerschaft. 

Seit Februar gilt für die Hebammen ein neuer Tarif bei der Krankenkasse, der außerklinische Geburten abdeckt. Hiermit wird ein klares Zeichen gesetzt. Die Hebammen können ihren Beruf wieder so ausüben, wie sie ihn gelernt haben: als Fachleute für Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge. Die angehenden Mütter haben auf einmal wirklich die Wahl zwischen Hausgeburt oder Entbindung in einer „Maternité“ – egal wie gut sie finanziell aufgestellt sind. Damit die dritte Möglichkeit – eine Entbindung im Geburtshaus – das Licht der Welt erblickt, müssen die nötigen finanziellen Mittel zusammenkommen. Die Anmietung eines Hauses im Raum Luxemburg kostet einiges, zusätzlich fallen Betriebs- und Materialkosten an. Die Asbl. hofft auf die Unterstützung der politisch Verantwortlichen. 

Die Eröffnung eines Geburtshauses würde Luxemburg jedenfalls gut zu Gesicht stehen. Es wäre ein Zeichen dafür, dass die Wahl der Frau ernst genommen wird.