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Schrill, witzig, lautDie Radiowerbung wird 100 Jahre alt

Schrill, witzig, laut / Die Radiowerbung wird 100 Jahre alt
Ein altes Blaupunkt-Radio steht bei einem Händler auf dem Tisch. Am 28.08.1922 warb die erste Firma, die den Menschen über das Radio ein Produkt ans Herz legen wollte, für ein neues Lebensgefühl außerhalb von New York.  Foto: Oliver Berg/dpa

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Wer heute das Radio einschaltet, kriegt oft nach kurzer Zeit recht schrille Reklame um die Ohren gehauen. Vor 100 Jahren ging das los.

Die erste Firma, die den Menschen über das Radio ein Produkt ans Herz legen wollte, warb für ein neues Lebensgefühl außerhalb von New York. „Freunde, Ihr seid es Euch und Eurer Familie schuldig, die verstopfte Stadt zu verlassen und dann das zu genießen, was die Natur für dich vorgesehen hat.“ So soll es am 28. August 1922 um 5 Uhr nachmittags aus amerikanischen Empfängern gedröhnt haben, die auf den New Yorker Sender WEAF eingestellt waren. Die Menschen sollten Wohnungen in Jackson Heights kaufen, heute mitten im Stadtteil Queens. Die erste Radiowerbung hatte ihre Weltpremiere.

Wer heute das Radio einschaltet, hat sie meist nach einigen Minuten im Ohr: Laute, schrille, manchmal überdrehte, manchmal witzige Spots, in denen oft viel zu schnell geredet wird, um auch ja die Botschaft – gern drei Mal wiederholt – unterzubringen. Doch ihren Anfang nahm die zumindest heute für Radiohörerinnen und Radiohörer so allgegenwärtige Reklame vor 100 Jahren.

Es war dabei kein Zufall, dass WEAF der noch heute existierenden Telekommunikationsfirma AT&T gehörte. Der öffentliche US-Radiosender NPR erklärte das Konzept des Senders vor einigen Jahren so, dass AT&T quasi eine Telefonzelle in die Welt für eine gewisse Zeit auslieh und sich dafür gut bezahlen ließ. Die Firma nannte ihren Dienst „Mautrundfunk“. Und direkt nach den Bauinvestoren von Jackson Heights (genauer: der Queensboro Corporation) gingen andere ans Mikro, unter anderem eine Ölgesellschaft und das Finanzinstitut American Express.

NPR zufolge nahm WEAF damit innerhalb weniger Wochen 550 Dollar ein – damals eine stolze Summe. Vier Jahre später jedoch habe AT&T den Sender verkauft und dem Radiogeschäft für immer den Rücken gekehrt. „Aber es hinterließ die Finanzstruktur, auf der der kommerzielle amerikanische Rundfunk durch Werbung reich werden würde“, so NPR.

Übrigens: Die „Hawthorne Court Apartments“ in Jackson Heights existieren noch heute. Und es gibt freie Wohnungen: Drei Zimmer für 550 000 Dollar. Für New Yorker Verhältnisse noch erschwinglich. Aber auch das klingt schon fast nach Werbung.