Hin und wieder komme es schon vor, dass sich Menschen vor dem Google-Auto in Pose bringen oder in die Kamera winken, erzählt Lounis Meziani, der Fahrer des „Google Street View“-Autos. „Ja, es hat sogar schon Leute gegeben, die uns vor der Kamera ihren Allerwertesten zeigen“, fügt Michiel Sallaets, Google-Kommunikationsbeauftragter für Belgien und Luxemburg, hinzu. In Luxemburg sei so etwas allerdings noch nicht passiert. „Es gibt eine ganze Sammlung von lustigen Aufnahmen, googeln Sie einfach nach ‚Google Street View funny pictures’.“
Drei Monate, von Juli bis September, fährt das Google Auto durch die Straßen Luxemburgs, um Fotos von öffentlichen Straßen und Gebäuden zu machen. Die Aufnahmen macht der Fahrer dabei natürlich nicht selbst, er fährt den Wagen nach vorher festgelegten Routen. Im Inneren des speziellen Fahrzeugs befindet sich eine Art GPS-Bildschirm mit den einprogrammierten Straßen, die der Fahrer abfahren muss. Innerorts fahre man stets 50 km/h, auf den Autobahnen hingegen bleibe man weit unter der Geschwindigkeitsbegrenzung, sagt Sallaets. „Um gute Fotos zu bekommen, fährt man nicht schneller als 80-90 km/h“. Vom Fotografieren selbst bekommt der Fahrer fast nichts mit; die Bilder werden sofort per Internet in eines der Google-Zentren geschickt.
Bei den aktuellen Aufnahmen handele sich um eine Aktualisierung der bereits existierenden Bilder. Die ersten Bilder wurden bereits in den Jahren 2009 bis 2014 gemacht. Laut Sallaets sind rund 90 Prozent der Straßen Luxemburgs in Google Sreet View vorhanden. Bei der augenblicklichen Aktualisierung werden aber nicht alle bereits vorhanden Straßen noch einmal fotografiert: Laut der uns auf dem genannten Bildschirm gezeigten Karte dürfte ungefähr ein Drittel des Landes nochmals „befahren“ werden. Wann und wo das Google-Auto gerade hingeschickt wird, hänge von mehreren Faktoren ab: z.B. der Bevölkerungsdichte, aber auch, wie sehr sich eine Umgebung verändere. Luxemburg-Stadt habe sich seit den letzten Aufnahmen doch sehr verändert, sagt Sallaets, andere Ort hingegen nicht, oder seien einfach nicht von Interesse wie. z.B. unbewohnte Landstriche.
Mithilfe der „Street View Time Machine“ können Internet-Nutzer auch sehen, wie sich die verschiedenen Straßen im Laufe der Jahre verändert haben. (Falls die Zeitmaschine für den Bildausschnitt zur Verfügung steht, erscheint im oberen linken Teil eines Street-View-Bildes ein Uhrensymbol; mit einem Klick darauf kann man den Schieberegler durch die Zeit bewegen).
Im Internet werde stets angekündigt, in welche Städte das Google-Auto fahre, aber nie, wo es sich genau befinde. „Wir wollen vermeiden, dass zu viele Menschen dann dort auftauchen“, erklärt Sallaets. Wann der Fahrer durch welche Ortschaft fahre, hänge zudem auch vom Wetter ab; immerhin sollen die Fotos gut belichtet sein. Wegen der „Größe“ unseres Landes ist übrigens nur ein Wagen in Luxemburg im Einsatz.
Die Kamera, die rund 20 Kilogramm wiegt und auf dem Dach des Autos montiert ist, besteht eigentlich aus sieben Kameras, welche die jeweilige Straße aus allen Blickwinkeln fotografiert. Unter den Kameras sind zusätzlich zwei Laser angebracht, die rechts und links die Distanz zu den Häusern berechnen. Sensoren vermerken ebenfalls den GPS-Standort.
In etwa drei Monaten würden die neu gemachten Bilder in Google Street View integriert sein. Nachdem der Fahrer seine Arbeit getan hat, müssen die Bilder noch nachbearbeitet werden, da sie ja so weit wie möglich ein Ganzes ergeben sollen. Laut Google werden „spezielle Algorithmen zur Bildverarbeitung angewendet, mit denen die Übergänge so bearbeitet werden, dass sie möglichst nicht mehr zu erkennen sind“.
Keine Gesichter, keine Autokennzeichen
2004 startete Google-Mitbegründer Larry Page die Idee in den USA mit einem Auto und einigen einfachen Kameras. 2007 führte Google Street View ein; mittlerweile gibt es Straßenaufnahmen aus allen europäischen Ländern – außer aus Deutschland, da die dortige Datenschutzrechtslage es nicht erlaubt.
„Wir arbeiten stets im Einklang mit den lokalen Datenschutzvorgaben“, betont Sallaets. Wenn jemand jedoch auf Google Street View z.B. sein Haus entdeckt und möchte, dass es unkenntlich gemacht wird, kann er das über den Link „Problem melden“, der unten rechts in den Street-View-Fotos eingeblendet ist, beantragen. Auf Wunsch kann man ebenfalls seine Gestalt unkenntlich machen lassen. Gesichter und Autokennzeichen werden sowieso verpixelt. Sallaets weist aber darauf hin, dass diese Aktionen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. „Und Hausbesitzer, die vielleicht einmal ihr Haus verkaufen möchten, haben dann nicht mehr diese Bilder zur Verfügung.“
Probleme während der Aufnahmen gebe es relativ selten, sagt uns der Fahrer. Lediglich einmal sei er, wie er betont, sehr höflich darauf aufmerksam geworden, dass dort, wo er gerade fuhr, keine Aufnahmen erlaubt seien.
Außer Google-Autos sind (abhängig von der jeweiligen Geografie) auch Google-Fahrer auf Fahrrädern, Schnee-Scootern oder sogar zu Fuß unterwegs. Insgesamt wurden in den 15 Jahren, seit denen die Plattform existiert, 220 Milliarden Fotos von den Google -Kameras gemacht; die Google-Autos legten dafür bisher 16 Millionen Kilometer zurück.
Beliebteste Bilder aus Luxemburg
Die zehn am meisten auf Street View angeklickten luxemburgischen Orte
(zwischen dem 24.4.2021 und dem 24.4.2022):
Großherzoglicher Palast
Flughafen
Kathedrale
Schloss Vianden
Adolphe-Brücke
Shoppingzentrum Knauf Pommerloch
Knauf Shopping Schmiede
Hauptbahnhof Luxemburg
Knuedler
Mudam
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