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Esch2022Knut Aufermann und Sarah Washington stellen ihr Konzept vor: das größte Radio-Art-Projekt der Welt  

Esch2022 / Knut Aufermann und Sarah Washington stellen ihr Konzept vor: das größte Radio-Art-Projekt der Welt  
Sarah Washington … Foto: Editpress/Tania Feller

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Sarah Washington und Knut Aufermann haben für 100 Tage einen Radiosender für Esch2022 eröffnet. Auf ihrem Radiokanal, der sowohl im Webstream als auch auf UKW 87,8 zu hören ist, soll jeder Tag anders klingen, indem sie Künstler und Künstlerinnen aus der ganzen Welt eingeladen haben, die während 22 Stunden ihre Kunst vorstellen können.   

„Das ist das Projekt mit dem bei weitem größten Publikum der ganzen Kulturhauptstadt“, sagt Knut Aufermann. Weit über 100.000 Zuhörer aus mindestens 80 verschiedenen Ländern hören täglich Radio Art Zone. Was die beiden Gründer, Knut Aufermann und Sarah Washington, wichtig finden, ist, unabhängig Kunst machen zu können. „Man kann im Radio viel mehr machen, als man denkt“, bestätigen die beiden Initiatoren. Und sie sind sich sicher, dass viele Leute etwas Neues im Radio hören möchten. 

Sarah Washington beschäftigte sich seit ihrem Teenageralter mit Musik. Sie arbeitete über einen längeren Zeitraum im Pflegebereich, doch die Idee, eines Tages ein größeres Projekt auf die Beine zu stellen, hat nie ihre Gedanken verlassen. „My first memory of Knut is when he wore a belt with electronics and a glove, during one of his concerts, and he was walking with his glove against the wall and it made a very strange sound“, erinnert sich die Künstlerin.

Knut Aufermann studierte Chemie, bevor er Soundartist wurde und jeder ihn in London „das Wunderkind“ nannte. Die beiden lernten in diesen Jahren viele Leute kennen, die die beiden später auch für ihr Projekt eingeladen haben. Den ersten Radiokanal hatten die beiden schon vor 20 Jahren gegründet. Jetzt würden sie sich sogar selbst als „Radiostationen-Gründer“ bezeichnen. Die beiden Künstler reisten während zwei Jahren mit ihrem mobilen Radio durch Europa und berichteten täglich von ihren Expeditionen.  

… und Knut Aufermann sind die kreativen Köpfe hinter dem Radio-Art-Zone-Projekt
… und Knut Aufermann sind die kreativen Köpfe hinter dem Radio-Art-Zone-Projekt Foto: Editpress/Tania Feller

„Akustische Tombola“

Im Projekt geht es darum, Künstler aus der ganzen Welt einzuladen, die 22 Stunden Zeit haben, ihre Kunst, live oder vorproduziert, im Radio vorzutragen. „We just want to sound different every day“, ist das Motto des Radiokanals, den sie auch als „akustische Tombola“ bezeichnen. Es machen zum Beispiel Künstler live aus ihrem Zuhause in Hongkong mit. Erstaunlicherweise haben die meisten das Angebot sofort angenommen, denn sie sahen darin eine schöne Gelegenheit, etwas Neues zu machen, das ihre Kreativität fordert. Die Gründer erzählen, wie verschiedene Künstler am Anfang meistens ein Konzept oder eine Liste hatten, sich mit der Zeit aber immer wohler fühlten, bis sie schließlich doch ganz frei vortrugen. Knut Aufermann versichert, dass die Künstler eine totale Freiheit haben und dass sogar Sprachen, die man nicht versteht, „ein musikalisches Element“ sein können. 

Zwei Stunden täglich nimmt sich das Duo Zeit, um während dem Mittagspausen-Break mit Fremden, die sich gemeldet haben, zusammenzukommen und zu kochen. Es ist für sie die beste Möglichkeit, um mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Während des Essens, das überall stattfinden kann, werden auch die Tischgespräche live auf dem Radiokanal gesendet. Es bleiben ein paar Tage, die noch nicht ausgebucht sind. Wer Interesse hat, kann sich jederzeit bei den Programmgestaltern melden (Kontakt auf www.ara.lu).

87,8 in Esch und weltweite Webstreams

Ihrer Meinung nach waren die Bedingungen ideal, um ihren Radiokanal zu starten. Als sie das Team von Radio Ara trafen, war ihnen sofort klar, dass sie etwas gemeinsam für die Kulturhauptstadt Esch machen würden. „A great and brave support“, verkündet Sarah Washington in Gedanken daran, dass Radio Ara ihnen die völlige Freiheit gibt, während 100 Tagen das Programm mit sehr außergewöhnlichen Inhalten zu gestalten. Knut Aufermann erklärt uns daraufhin, dass „each situation is different in every city“ und dass es gar nicht so einfach sei, so eine starke UKW-Frequenz zu bekommen. Der glückliche Umstand, dass Radio Ara vor einigen Monaten seine neue Frequenz für den Großraum Esch, die 87,8 MHz, in Betrieb genommen hatte, trug erheblich dazu bei, das Vorhaben vor Ort, in der erweiterten Kulturhauptstadt, nach außen tragen zu können. Außerdem hätten sie ein Team von zehn Leuten, auf das sie zählen könnten, so die Radiokünstler. 

Der Radiokanal wird durch die ganze Welt, u.a. auch dank Partner-Radiostationen, im Web gestreamt. Auf der eigenen Webseite der Radio Art Zone (https://www.ara.lu/shows/radio-art-zone/) findet man alle Informationen für die nächsten Wochen und wo man den Radiokanal live mitverfolgen kann. 

Das Projekt, das im Escher „Bridderhaus“ stattfindet und als ein Gesamtkunstwerk bezeichnet werden kann, bezeichnen Knut Aufermann und Sarah Washington als anstrengend und mit viel Verantwortung verbunden. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, zitiert Aufermann Karl Valentin. Nach dem letzten Tag, an dem Otomo Yoshihide, der in Japan sehr bekannt ist, auftreten wird, wird das ganze Programm nochmals online gestellt. „I have this feeling that it really is gonna have an afterlife“, vertraut uns Sarah Washington an. 

Radio Art Zone am Wochenende 

An diesem Samstag ab 14 Uhr wird in der Radio Art Zone ein Feature ausgestrahlt, in dem unter dem Schlagwort „Modulation“ ein experimentelles Mikro-Radioprojekt von Julien Clauss und Emma Loriaut in Südfrankreich vorgestellt wird.

Am Sonntag widmet sich das Programm ab 14 Uhr dem Komponisten, Klangkünstler und Objektebauer Erwin Stache, dessen Schaffen unter dem Titel „Ich höre Stimmen – irgendwo/I hear voices – somewhere“ präsentiert wird.

Beide Sendungen sind groß angelegt und laufen bis jeweils 12 Uhr mittags am folgenden Tag.  

Knut Aufermann
19. August 2022 - 16.08

Vielen Dank für den weitgefächerten Artikel. Zwei kleine Fehler möchte ich korrigieren: die über 100.000 Zuhörer aus 80 Ländern hatten wir seit Start des Programms und nicht täglich. Die Webseite von Radio Art Zone mit Live-stream und allen Informationen ist https://radioart.zone