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Weltraum: Sinkende Kosten für Trägersysteme sollen auch in Luxemburg neue Geschäftsfelder eröffnen

Weltraum: Sinkende Kosten für Trägersysteme sollen auch in Luxemburg neue Geschäftsfelder eröffnen

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Die Menschheit befindet sich an einem Wendepunkt. In zehn Jahren soll es möglich sein, mit Geschäftsmodellen im Weltraum Geld zu verdienen. Privatunternehmen stehen in den Startlöchern, um im Wettlauf ins All die traditionellen staatlichen Akteure zu überholen.

„Im Jahr 1876 war das höchste Gebäude in Manhattan drei Stockwerke hoch“, blickte Jim Cantrell, CEO eines Raketen-Start-ups, zurück. Erst nachdem der absturzsichere Aufzug erfunden worden war, begann der Siegeszug der Wolkenkratzer. „Es ist also einer simplen Technologie zu verdanken, dass die Skyline von New York heute so weit in den Himmel ragt.“

Was der Aufzug für den Immobilienmarkt darstellte, sollen neue Raketensysteme für den Weltraumsektor werden: Sie sollen einer Industrie zu neuen Höhen verhelfen. Die Zeit scheint reif dafür zu sein: Immer mehr Start-ups arbeiten daran, den Weltraum zu erobern.
„Auch der Mond ist wieder ein großes Thema“, erklärte Nicolas Chamussy von „Airbus Defense and Space“. Die Idee, den Mond zu kolonialisieren, ist zwar nicht neu, sie wird aber immer konkreter. Auf dem Erdtrabanten soll in naher Zukunft „etwas“ geschaffen werden, sei es eine Mond-Station, ein -Dorf oder sogar ein Mond-Freizeitpark. Dessen war sich der Experte sicher.

Interessant Zeiten

„Wir leben heute in interessanten Zeiten“, meinte Marc Serres, CEO der neu gegründeten luxemburgischen Weltraumagentur LSA. „Durch den Fortschritt konnten die Kosten gesenkt werden. Dadurch können neue Geschäftsmodelle entstehen.“ Vor zehn Jahren sei dies noch nicht möglich gewesen.

Nun soll es also wieder zu einem neuen Wettlauf ins All kommen. Im Gegensatz zu dem Rennen der Ideologien aus dem vergangenen Jahrhundert geht es nicht mehr darum, zu zeigen, welche Wirtschaftsform die bessere ist. Es geht schlicht darum, Geld zu verdienen.
„Um dafür zu sorgen, dass die Menschheit auf lange Sicht im Weltraum endet, muss die Kraft des Unternehmertums im All entfesselt werden“, meinte Jeff Feige von der „Space Frontier Foundation“.

Weltraum als neues Betätigungsfeld

Der Wendepunkt für den wirtschaftlichen Erfolg scheint erreicht zu sein. Nicht nur in Luxemburg haben Unternehmen den Weltraum als neues Betätigungsfeld entdeckt. New-Space-Unternehmen entstehen auf der ganzen Welt. Doch bisher sind Erfolge rar. Selbst das Paradebeispiel des „neuen Weltraums“, SpaceX, kommt (noch) nicht vollständig ohne öffentliche Aufträge aus.

„Bisher konnte ich noch nicht beobachten, dass New Space Profit geschaffen hat“, meinte Chamussy. Er stellte auch die Frage nach einer Blase. Doch an das Platzen dieser Space Bubble mochte er nicht so richtig glauben. Im Gegenteil. Sein Unternehmen entwickelt auf eigene Kosten neue Infrastrukturen, die den Grundstein für den neuen Sektor sein sollen.

Dabei ist Airbus nicht das einzige private Unternehmen, das ins All investiert. Auch SpaceX gehört dazu. CEO Elon Musk ist bekannt dafür, den Mars erobern zu wollen. In sieben Jahren will er seine eigenen Fußabdrücke im Staub des Roten Planeten hinterlassen. Die Chancen dafür stünden aktuell bei 70 Prozent, meinte er. „Ich rede davon, dort hinzuziehen. Der Preis wird vermutlich bei mehreren Hunderttausend Dollar liegen“, hatte Musk in der US-Sendung „Axios“ gesagt.

Platzt die Weltraumblase?

Sein Unternehmen ist schon weit fortgeschritten. Die Raketen sind einsatzbereit und haben auf verschiedenen Missionen ihre Zuverlässigkeit schon unter Beweis gestellt. LuxGovSat wurde erfolgreich mit einer Falcon-Rakete in den Weltraum gebracht.

Doch er ist nicht der einzige Raketen-Mann. Auch andere Unternehmer arbeiten an neuen Trägersystemen. Ein Mitbegründer von SpaceX, Jim Cantrell, sprach in dieser Woche auf der New-Space-Konferenz auf Kirchberg. „Zu Beginn des neuen Jahrtausends rief mich Elon aus dem Nichts an und fragte, ob ich ihm dabei helfen könnte, sein Raketen-Unternehmen zu erschaffen“, erinnerte er sich. Da sagte er nicht Nein.

Abschied von SpaceX

Doch schon im Jahr 2005 verließ er SpaceX wieder. „Es ging mir alles zu langsam“, so Cantrell. „Ich dachte, es würde erfolgreich werden.“ Doch ohne öffentliche Aufträge und Regierungsgelder wäre SpaceX heute nicht rentabel.

Rund ein Jahrzehnt später gründete er sein eigenes Unternehmen. „Die Trägerdienste sind zu optimieren“, so Cantrell. Es gäbe zwar viele unterschiedliche Systeme, doch seien die Kosten viel zu hoch, damit sie das Rückgrat einer kommerziell erfolgreichen Industrie werden könnten. Private Unternehmen würden effizienter mit ihren Mitteln umgehen. Die NASA würde ein Mehrfaches brauchen, um das Gleiche zu erreichen.

Er hat auch eine andere Herangehensweise wie sein Konkurrent. „Wenn man die Größe der Satelliten seit dem Jahr 1993 untersucht, so stellt man fest, dass sie immer kleiner wurden.“ Sie seien heute oft nicht mehr so groß wie ein Auto oder Minibus.

Mini-Satelliten in Serienproduktion

Die Mini-Satelliten könnten auch in Serie und massenweise hergestellt werden. Dadurch wären sie nicht nur in der Produktion billiger, auch die Kosten für die Beförderung ins All würden nur noch einen Bruchteil betragen. „Für Investoren ist das Risiko also kleiner.“
Doch auch diese neue Generation von Satelliten fliegt nicht von alleine ins All. Auch sie braucht ein Trägersystem. Jim Cantrells Unternehmen Vector Launch setzt auf kleine Raketen, die sogar von mobilen Plattformen aus gestartet werden können. „Die Nutzlast unserer Vector-R-Rakete beträgt rund 60 Kilogramm, bei der Falcon9 von SpaceX sind es 20 Tonnen.“

Raketen seien zwar nicht besonders schwierig zu bauen, jedoch können keine Fehler verziehen werden. „Dann gibt es spektakuläre Fotos für die Presse.“

Die Zuverlässigkeit sei das A und O. Die Lösung dieses Problems soll die Massenfertigung sein, so wie es Henry Ford in der Automobilindustrie vorzeigte.

Hunderte Starts pro Jahr

„Die Vector wurde für mehrere Hundert Starts pro Jahr gebaut“, erklärte Cantrell. Dies soll die Kosten niedrig halten. Dazu beitragen soll auch die Wiederverwendbarkeit der Triebwerke. „Wir haben den gleichen Motor schon Dutzende Male hochgefahren.“ Das Problem sei nur, wie die Raketenstufe ohne Schaden wieder zur Erde kommen soll. Anders als bei SpaceX will Vector Launch ein System mit Fallschirmen testen.

Um die Bedeutung dieser Entwicklung zu verdeutlichen, nutzte der CEO von Vector Launch einen weiteren Vergleich. „Um mit Applikationen Geld zu verdienen, braucht man kein iPhone zu entwickeln. Es reicht, wenn man sich mit der Software auskennt.“

Die erste Welle der privaten Raumfahrtunternehmen soll also die notwendige Infrastruktur erstellen und sie anderen Unternehmen gegen ein Entgelt zur Verfügung stellen. Wenn diese Infrastruktur dann steht, können andere Firmen in einem zweiten Schritt Anwendungen erstellen, die den Menschen auf der Erde von Nutzen sein können. Und für die sie bereit sind, Geld auszugeben.

 

Navigation

In diesem Bereich gibt es eher Evolutionen als Revolutionen. Die Dienste werden immer präziser. Das autonome Fahren etwa kann ohne Navigationsgerät nicht funktionieren. Neben dem amerikanischen GPS, dem russischen Glonass und dem chinesischen Baidu wird es in Zukunft auch eine europäische Alternative mit dem Namen Galileo geben.

Telekommunikation

Mit TV- und Kommunikationssatelliten lässt sich schon heute gutes Geld verdienen. In Zukunft soll dieses Geschäft noch weiter ausgebaut werden. Die Nachfrage nach TV- und Internet-Verbindungen soll weiter wachsen. Durch die abnehmenden Kosten soll dieser Bereich gegenüber terrestrischen Verbindungen an Kompetitivität gewinnen.

Tourismus

In naher Zukunft werden wieder vermehrt Menschen ins All fliegen, und zwar nicht nur für wissenschaftliche Missionen, sondern auch als Ferienalternative.

Schon heute sind mehrere Millionäre bereit, große Summen auszugeben, um zu den Ersten zu gehören, die eine Reise ins All antreten können. Der nächste Schritt ist die Reise zum Mond, dann zum Mars.

Erdbeobachtung

Für die Wettervorhersage, Landwirtschaft, Brandbekämpfung, Rettungsdienste und andere Bereiche sind Bilder aus dem Weltraum von großer Bedeutung. Viele Industrien sind bereit, für solche Dienste zu bezahlen.

Durch die weiter sinkenden Preise werden immer mehr Anwendungen von kommerziellen Erdbeobachtungssatelliten bezahlbar.

 

Drei Fragen an: Marc Serres

Marc Serres ist CEO der Luxembourg Space Agency (LSA)

Die LSA existiert nun bereits seit mehr als zwei Monaten. Gibt es schon erste Erfolge?

Die Agentur wurde gegründet, um dem Sektor zu mehr Visibilität zu verhelfen. Das war ein großer Erfolg. Wir bekommen immer mehr Anfragen, um unsere Vision auf Konferenzen darzulegen. Wie die Zukunft aussieht, muss sich noch zeigen. Das hängt auch von der neuen Regierung ab.

Welche Pläne hat die LSA für die Zukunft?

Zu Beginn des kommenden Jahres wird der Weltraum-Fonds bereits an den Start gehen. Die Mannschaft ist schon dabei, Geld einzusammeln, um auf die geplanten 100 Millionen zu kommen. Ziel ist es, so schnell wie möglich in Weltraum-Start-ups zu investieren.

Eine Investition, die sich nicht auszahlte, war die in Planetary Resources …

Unsere Herangehensweise ist die Kommerzialisierung des Weltraums. Viele Unternehmen sind mit Projekten auf uns zugekommen. Wenn eines von zehn Unternehmen aus der Start-up-Welt Erfolg hat, ist die Statistik nicht schlecht. Planetary Resources war das erste Start-up, in das wir investierten. Man kann es als „emblematische Investition“ bezeichnen, die für viel Gesprächsstoff gesorgt hat. Die Realität ist aber dass wir nicht nur in ein Unternehmen investieren wollen. Unser Ziel ist es, dass es in fünf bis zehn Jahren zwei bis vier Start-ups gibt, die sich zu einem Erfolg entwickelt haben. Wenn sich Planetary Resources nicht zu einem Erfolg entwickelt, dann eben ein anderes Start-up. Daraus soll man kein Drama machen.

Nomi
2. Dezember 2018 - 11.16

Mer sollten mol drun denken den Weltraum-Muell do'uewen ze entsuergen !