Schwimmtrainer Ingolf Bender im Interview: „Für mich zählen keine Namen, nur Leistungen“

Schwimmtrainer Ingolf Bender im Interview: „Für mich zählen keine Namen, nur Leistungen“

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Ingold Bender wird zum 14. Mal die luxemburgische Mannschaft in das Euro Meet führen. Der Nationaltrainer ist somit ein Kenner von Luxemburgs Aushängeschild und die passende Person, um sich über das Meeting, die Topstars und die FLNS-Schwimmer zu informieren.

Von Marc Biwer

Tageblatt: Herr Bender, würden Sie sich als alten Euro-Meet-Hasen bezeichnen?
Ingolf Bender: Ich bin seit dem 1. Oktober 2005 in Luxemburg im Amt, 2006 war ich zum ersten Mal als FLNS-Coach beim Euro Meet im Einsatz. Ich war aber schon zuvor als Trainer des DSV und Darmstadt dabei. Sogar zur ersten Auflage war ich auf Kirchberg.

Wie hat sich das Euro Meet in den Jahren entwickelt?
Es ist größer und aufwendiger geworden. Die Qualität hat sich in den letzten Jahren enorm gebessert und die internationale Elite war fast komplett schon einmal in Luxemburg, zumindest die europäische. Das Euro Meet hat sich zu den Top-Meetings in Europa entwickelt. Auch in diesem Jahr gibt es wieder Verbesserungen, mit einem zusätzlichen halben Tag, TV-Übertragung und LEN-Cup.

Wer war in all den Jahren Ihr Lieblingsteilnehmer?
Ich will da keinen hervorheben, für mich zählen nicht unbedingt die Namen, sondern vielmehr die Leistungen, die die Teilnehmer beim Meeting bringen. Ich mag es nicht, wenn Schwimmer nur zur Erholung nach Luxemburg kommen. Um dann doch zwei Namen zu nennen: Marco Koch, den ich persönlich gut kenne, und Adam Peaty, der ein außergewöhnlicher Mensch ist.

Und wen würden Sie noch gerne in der Coque sehen?
Michael Phelps, aber der hat seine Karriere beendet. Aber das wäre sowieso unmöglich gewesen, weil er außer bei offiziellen Wettkämpfen kaum außerhalb der Staaten geschwommen war. Insgesamt ist es schwer, US-Schwimmer für das Meet zu gewinnen, weil sie zeitgleich ihre Meisterschaften austragen.

Weltrekorde darf man sich wohl keine mehr erwarten, oder?
Für Rekorde fällt das Meeting wohl zu früh ins Jahr. Das konnte man schon letzte Woche beim Meeting in Antwerpen sehen. Zudem beginnt die Qualifikationsperiode für Olympia erst am 1. März.

Wo steht die Auflage 2019 im Vergleich?
Über die Qualität braucht sich wieder einmal niemand zu beschweren. Mit u.a. Katinka Hosszu und Sarah Sjöström werden Weltklasse-Schwimmer am Start sein. Oder Marco Koch, der ja nicht fehlen darf. Ich bin jedenfalls gespannt, was unterm Strich alles rauskommt.

Auf wen freuen Sie sich am meisten?
Natürlich die Topstars. Aber auch einige jüngere Schwimmer wie Kolesnikov, die jetzt schon zur Elite zählen, von denen ich aber noch viel erwarte.

Wie ist es um die luxemburgischen Schwimmer bestellt?
Das ist ja schon im Vorfeld bekannt. Bei so einer geballten Ladung an Topleuten wird es schwer, sich zu behaupten. Auf der anderen Seite weiß man aus Erfahrung, dass Meldelisten geduldig sind. Ich denke schon, dass einige FLNS-Schwimmer
in ein B-Finale vordringen können. Bei Monique Olivier und Raphaël Stacchiotti rechne ich sogar mit A-Finals. Podiumsplätze sind aber wohl keine drin. Allerdings ist es schwer für mich, das einzuschätzen, da ja die meisten A-Kader-Schwimmer im Ausland trainieren.

Nach den erfolgreichen letzten Jahren stagnieren die Resultate etwas. Woran liegt das?
Dem liegen mehrere Ursachen zugrunde. So gab es Verletzungen, einige Schwimmer haben ihr Training umgestellt oder ein anderes Umfeld gesucht und weitere gerieten wegen ihrer Grundausbildung bei der Armee in Rückstand. Das sind alles Umstände, auf die ich keinen Einfluss habe. Ausschlaggebend ist auch, dass die Spitze breiter geworden ist, es wird immer schwerer, vorne reinzustoßen.

Was darf man vorausblickend von diesem Jahr erwarten?
Das Hauptziel wird die WM in Korea sein. Zuvor werden wir an einem Wettkampf in Bergen teilnehmen. Dieses Meeting wurde gezielt ausgesucht, ich erwarte Topleistungen in Norwegen. Auch die Meisterschaften in Luxemburg, Frankreich, Großbritannien und den USA sind für viele Schwimmer wichtig. Ab März kommt dann noch der Angriff auf die Olympia-Norm hinzu. Es gibt ja einige Kandidaten für Tokio 2020. Wir werden uns aber nicht unter Druck setzen lassen. Schließlich läuft die Periode bis Juli 2020.

Sind schon Nachfolger für Carnol/Stacchiotti in Sicht?
Jugend-EM, EYOF (European Youth Olympic Festival, d. Red.) und die Spiele der kleinen europäischen Staaten werden das große Ziel beim Nachwuchs sein. Aber auch im Jugendbereich hat man gesehen, dass die Zeiten immer schneller werden und dicht beieinanderliegen. Bei solchen Veranstaltungen kann man demnach schon ablesen, was die Zukunft bringt. Ich denke, dass wir mit Rémi Fabiani ein Talent für die Zukunft haben. Auch Jacques Schmit hat sich verbessert. Wir müssen für diese Talente optimale Bedingungen schaffen, mit Lehrgängen und hochwertigem Training.

Die Organisatoren haben sich die TV-Präsenz etwas kosten lassen. Wo liegt der Nutzen?
Vom finanziellen Aspekt her bin ich der falsche Ansprechpartner. Sportlich gesehen ist es aber schön, dass wir via Übertragungen mehr mediale Präsenz bekommen. Schwimmen ist ja nicht gerade die Sportart, die viel Aufmerksamkeit erhält. Somit ist das ein Highlight für uns.