Der erste Luxemburger in Japan: Gerson Rodrigues unterschreibt Dreijahresvertrag bei Jubilo Iwata am 16.1.

Der erste Luxemburger in Japan: Gerson Rodrigues unterschreibt Dreijahresvertrag bei Jubilo Iwata am 16.1.

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Gerson Rodrigues ist am Montag in Japan gelandet. Der luxemburgische Nationalspieler wird am Dienstag bei Jubilo Iwata den obligatorischen Medizincheck durchlaufen und am Mittwoch einen Dreijahresvertrag beim Verein der J1 League unterschreiben.

Wie L’essentiel am Montag vermeldete, wechselt Gerson Rodrigues von Sheriff Tiraspol zu Jubilo Iwata. Damit der Wechsel auch Wirklichkeit wird, müssen nur noch einige Formalitäten geklärt werden. Über die Ablösesumme haben sich der moldawische Meister und der japanische Erstligist bereits geeinigt, aber auch darauf, Stillschweigen zu bewahren. Das Vertragsangebot von Jubilo Iwata wurde vom Angreifer und seinem Agenten ebenfalls angenommen.

Am Dienstag ab 14.30 Uhr Lokalzeit (5.30 Uhr MEZ) muss Rodrigues den medizinischen Test über sich ergehen lassen. Um 18.00 Uhr wird der Bericht vorliegen. Hat Rodrigues den Test bestanden, wird der Dreijahresvertrag am Mittwoch unterschrieben. Am selben Tag wird Jubilo Iwata die Vorbereitung auf die neue Saison beginnen. Später wird Rodrigues der lokalen Presse vorgestellt.

Von Moldawien nach Japan

Dass es so schnell gehen würde, damit hätte der 23-Jährige nicht gerechnet. Noch vor zwei Wochen ging er davon aus, dass er eine weitere Saison in Moldawien verbringen würde. Für Sheriff Tiraspol hatte er in den vergangenen zwölf Monaten 22 Spiele bestritten, acht Treffer erzielt und das Doublé aus Meisterschaft und Pokal geholt.

In der Winterpause begann das Buhlen der Japaner. Die Verantwortlichen von Jubilo Iwata reisten nach Luxemburg und in sein Urlaubsdomizil nach Portugal, um Rodrigues von einem Wechsel in die J1 League zu überzeugen.

Der Flügelflitzer entschied sich schlussendlich dazu, als erster luxemburgischer Fußballprofi ins Land der aufgehenden Sonne zu wechseln. Sportlich und finanziell ein Aufstieg für den ehemaligen Spieler der Fola und des Racing. Die erste Meisterschaftspartie der Saison 2019 steigt am 23. Februar mit dem Heimspiel gegen Aufsteiger Matsumoto Yamaga. In der J1 League treten 18 Mannschaften gegeneinander an. Titelverteidiger ist Kawasaki Frontale. Iwata gehört zu den Vereinen, die um den Klassenerhalt kämpfen werden.

Der neue Klub

Der Verein: Der Name des Klubs kommt vom portugiesischen Wort júbilo (deutsch: Freude) und soll für südamerikanisches Flair im Stadion und Spielfreude auf dem Platz stehen. Gegründet wurde der Verein 1972 als Werksmannschaft des Motorradherstellers Yamaha. Iwata war kein Gründungsmitglied, dafür aber erster Aufsteiger der J1 League. Dreimal wurde Rodrigues’ neuer Klub Meister (1997, 1999, 2000), gewann zweimal den japanischen Pokal (1998, 2010) und holte 1999 die asiatische Champions League. Erzrivale ist der Nachbarverein Shimizu S-Pulse.

Das Stadion: Die meisten Ligaspiele werden im Yamaha Stadium ausgetragen. Das Rund mit 15.165 Plätzen ist oft ausverkauft. Bei Spielen gegen Topgegner oder bei Derbys weicht der Verein in das ShizuokaEcopa-Stadion aus (51.349 Plätze), in dem während der WM 2002 zwei Gruppenspiele und ein Viertelfinale (England – Brasilien 1:2) ausgetragen wurden. Iwatas Zuschauerschnitt in der vergangenen Saison lag bei 15.474 Besuchern.

Der Altstar: Jubilos Mannschaft setzt sich vor allem aus einheimischen Spielern und unbekannten Auslandsprofis zusammen. Ab der kommenden Saison sind in der japanischen J1 League fünf Ausländer erlaubt. Bis 2018 waren nur drei Ausländer und zwei Asiaten pro Mannschaft zugelassen. Topstar der Mannschaft ist Shunsuke Nakamura. Der 40-Jährige (!) hat erst vor einer Woche seinen Vertrag bei Jubilo verlängert. Zur Legende wurde der Mittelfeldspieler mit der starken Freistoßtechnik bei Celtic Glasgow. Beim schottischen Serienmeister blieb er fünf Jahre (128 Spiele, 29 Tore) und war einer der Publikumslieblinge. Neben Nakamura ist auch Hiroki Yamada (vorher Karlsruher SC) ein Begriff.

Motorräder und Melonen

Der Trainer: Seit 2014 ist Hiroshi Nanami der sportliche Verantwortliche. Es war gleichzeitig seine erste Trainerstation, nachdem seine Profikarriere als Aktiver ihn u.a. zum FC Venedig geführt hatte. Von 1995 bis 2008 bestritt Nanami 301 Tore für Jubilo Iwata und kam 68-mal in der japanischen Nationalmannschaft zum Einsatz (WM-Teilnehmer 1998).

Die Stadt: Rund 170.000 Menschen wohnen in der Stadt an der Ostküste Japans. In der neuen Heimat von Rodrigues befindet sich der Sitz des Motorradherstellers Yamaha. Außerdem ist Iwata bekannt für den Anbau von Melonen und grünem Tee. Nagoya und Shizuoka sind die nächstgelegensten Großstädte.

Stars der J1 League: Neben den USA ist auch Japan eine beliebte letzte Station der Topstars. Andres Iniesta, Lukas Podolski (beide Vissel Kobe), Fernando Torres (Sagan Tosu) oder der Brasilianer Jô (Nagoya Grampus) erhöhen die Attraktivität der J1 League deutlich.

Die Meinung des Nationaltrainers: Luxemburgs Auswahltrainer Luc Holtz sieht den Wechsel von Gerson Rodrigues mit einem lachenden und einem weinenden Auge: «Ich muss mir zunächst ein Bild von der J1 League machen, aber ich gehe davon aus, dass sie stärker als die moldawische Liga ist. Mit Sheriff Tiraspol musste er in Moldawien oft nur mit 50 Prozent auftreten. Das war nicht förderlich für seine Entwicklung. Sorgen machen mir die große Distanz und der Zeitunterschied zu Luxemburg. Wir müssen schauen, wie gut er sich von diesen Strapazen vor einem Länderspiel erholen kann», so Holtz.

Rodrigues hatte die beiden letzten Länderspiele gegen Weißrussland und Moldawien aus disziplinarischen Ursachen verpasst. Zumindest in dieser Hinsicht könnte ein Wechsel dem 23-Jährigen gut zu Gesicht stehen. «In Japan sind Respekt, Arbeit und Disziplin in der Kultur verankert. Das ist gut für ihn», glaubt Holtz.