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Weniger arbeiten wäre besser – CSL stellt Studie zu Arbeitsbedingungen in Luxemburg vor

Weniger arbeiten wäre besser – CSL stellt Studie zu Arbeitsbedingungen in Luxemburg vor

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Arbeitnehmer in Luxemburg arbeiten mehr, als ihnen lieb ist. Viele Berufstätige haben darüber hinaus Probleme damit, am Feierabend abzuschalten.

Im Schnitt möchten Männer am liebsten 38,7 Stunden und Frauen 36,3 Stunden pro Woche arbeiten. Das ist nur eines der Resultate der diesjährigen „Quality of Work“-Studie, welche die Arbeitnehmerkammer (CSL) gestern vorgelegt hat. Sie wurde durch die Universität in ihrem Auftrag angefertigt. Wie der Präsident der Arbeitnehmerkammer, Jean-Claude Reding, erklärt, ist es das Ziel der Studie, eine wissenschaftliche Grundlage zu schaffen, über die dann diskutiert werden soll. Politisch kommentieren wollte er die Ergebnisse der Studie deswegen gestern nicht. Es gebe auch nicht die eine Antwort, wie die von den Befragten geäußerten Wunschvorstellungen umgesetzt werden könnten. Hierfür brauche es eine politische Diskussion.

An der Studie nahmen sowohl einheimische Arbeitnehmer als auch Grenzgänger teil. Die Sozialforscher behandelten eine große Bandbreite von Fragen aus dem Themenbereich Arbeitsbedingungen. Der Schwerpunkt bei der diesjährigen Befragung lag auf der Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben.

Neue Regierung: Reding wünscht sich Diskussion statt fertigen Plan

Auf die laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen DP, LSAP und Grünen angesprochen, sagte Reding allerdings, er wünsche sich, dass die Parteien nicht mit einem fertigen Plan, der von oben herab diktiert werde, aus den Verhandlungen kommen, sondern mit einer Tendenz, die dann in der Öffentlichkeit diskutiert werde.

Die Studie zeigt vor allem eine große Diskrepanz zwischen dem, was sich die Arbeitnehmer wünschen, und ihrer Lebensrealität. 58,8 Prozent der Befragten möchten zu Hause nicht über ihre Arbeit nachdenken. Das ist aber nur in 43,8 Prozent der Fälle möglich. 68,6 Prozent der Erwerbstätigen möchten ihr Arbeitsleben auf dem Arbeitsplatz lassen. Dies klappt allerdings nur bei 44,5 Prozent durchgehend. 79 Prozent der Berufstätigen wollen, sobald sie den Heimweg antreten, gar nicht mehr an ihre Arbeit denken. Das klappt aber nur bei 38,9 Prozent. 84,8 Prozent wollen nicht, dass sich die Probleme auf der Arbeit in ihr Privatleben einschleichen. Das ist allerdings nur bei 34,5 Prozent in sehr hohem Maße der Fall.

Die Wissenschaftler geben zu bedenken, dass die Werte der Studie abhängig sind von vielen Faktoren wie Geschlecht, Alter und Branche. Auch das Herkunftsland der Grenzgänger spielt eine Rolle, da die Grenzgänger aus Deutschland meistens in anderen Branchen arbeiten als die aus Frankreich oder Belgien.

Wenige Betriebskitas und Home-Office-Arbeiter

In der Studie wurde sich außerdem nach familienfreundlichen Maßnahmen im Betrieb erkundigt. Aus den Antworten geht hervor, dass Kindertagesstätten, Concierge-Services und die Möglichkeit zum Homeoffice nur sehr selten angeboten werden. Auch ist es in den allermeisten Firmen nicht möglich, die Arbeitsstunden auf weniger Tage in der Woche zu verteilen als regulär angesetzt. Dagegen erlauben es relativ viele Betriebe ihren Mitarbeitern, kurzfristig einen Tag freizunehmen oder den Arbeitstag zu unterbrechen und den Arbeitsplatz zeitweise zu verlassen. Rund 47,5 Prozent der Befragten sagten, dass es auf ihr Unternehmen zutrifft, dass Mitarbeiter nach Teilzeit- wieder zur Vollzeitarbeit zurückkehren können.

Der aus der Studie resultierende „Quality of Work Index“, quasi eine Gesamtnote für die Arbeitsbedingungen in Luxemburg, lag 2018 bei 54,5/100. In den letzten fünf Jahren ist dieser Wert relativ stabil und fluktuiert innerhalb der Fehlermarge, so David Büchler von der CSL.

Da es in den unterschiedlichen Branchen äußerst verschiedene Anforderungen gibt, seien Kollektivverträge, die zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausgehandelt werden, das Mittel der Wahl, um für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen, so Reding.

Laut Informationen von RTL sollen sich LSAP, Grüne und DP bei den laufenden Koalitionsverhandlungen geeinigt haben, zwei weitere Urlaubstage einzuführen.