Parallelen zu Paris: 1985 brannte in Luxemburg auch die Kathedrale – ebenfalls kurz vor Ostern

Parallelen zu Paris: 1985 brannte in Luxemburg auch die Kathedrale – ebenfalls kurz vor Ostern

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Nicht nur manche der Bilder ähneln sich, es gibt noch weitere Parallelen: Während die Welt am Tag nach dem Brand von Notre-Dame in Paris noch abmisst, wie groß der Verlust, nicht nur an Kulturgeschichte, ist, kommen in Luxemburg Erinnerungen hoch an das Jahr 1985: Denn da brach, ebenfalls im Zuge von Renovierungsarbeiten, ein Brand in der hauptstädtischen Kathedrale aus und brachte einen ihrer Türme zum Einsturz – und das auch noch kurz vor Ostern.

Es geschah am Karfreitag, der 1985 auf den 5. April fiel: Kurz vor 14 Uhr kehren Arbeiter, die in der Luxemburger Kathedrale mit Löt- und Dachdeckerarbeiten beschäftigt waren, aus ihrer Mittagspause zurück – und erschrecken: Der mehr als drei Jahrhunderte alte Turm, in dem sich das Glockenspiel befindet, brennt. Nach einem kurzen Löschversuch flüchten die Arbeiter – und rufen die Feuerwehr an.

Die Berufsfeuerwehr rückt zusammen mit Freiwilligen-Einheiten an – unter anderem aus Esch, Differdingen und Düdelingen. Doch auch zusammen können sie nicht verhindern, was Tausende von Einheimischen (darunter ein Minister namens Jean-Claude Juncker) und Touristen bald miterleben: Wie in einem gespenstischen Fanal ertönen aus dem längst ganz entflammten Turm noch einmal die Glocken. Irgendwie hat sich der entsprechende Mechanismus in Gang gesetzt.

Dann knickt das 32 Meter hohe Bauwerk an seiner Spitze ein. Die Trümmer fallen unter anderem in einen Innenhof, der goldene Wetterhahn liegt vor dem Außenministerium, das die Feuerwehr vor dem Übergreifen des Feuers schützen muss. Kleinere Trümmer, etwa verkohltes Holz und Schiefersplitter aus der Dacheindeckung, werden später noch Hunderte Meter weit entfernt gefunden.

„Glück im Unglück“, schreibt das Tageblatt dennoch am folgenden Tag (siehe Kasten): „Das brennende Gebälk hätte genauso gut auf die Nationalbibliothek stürzen können!» Der Schaden, den ein hereinstürzender Turm, Feuer und Löschwässer an den Archiven angerichtet hätten, wäre wohl unübersehbar gewesen.

So berichtete das Tageblatt 1985

Hier können Sie die Artikel vom 6.4.1985 im Faksimile herunterladen (PDF).

Und noch jemand hatte Glück im Unglück: Nämlich die Feuerwehrleute, die weil (und obwohl!) sie den Einsturz haben kommen sehen, noch versucht haben, das Feuer aus dem Inneren der Kirche zu löschen. Am Ende des Tages sind unter den rund 100 Rettungskräften nur zwei Leichtverletzte zu beklagen. Auch hier hätte die Bilanz weitaus bitterer sein können.

Der damalige Innenminister Jean Spautz musste die Feuerwehren trotzdem später gegen Kritik in Schutz nehmen: Eben weil die Löscharbeiten vor allem im Inneren der Kathedrale stattfanden, waren sie von Außen nicht ohne weiteres zu sehen. So kam die Behauptung auf, die Feuerwehr sei zu spät angerückt.

Tatsächlich hatten die „tollkühnen Männer“ (O-Ton Tageblatt) mit dem Feuer unter denkbar widrigen Umständen zu kämpfen: Feuerwehrautos, die sich vom Boulevard Roosevelt her nähern wollten, gerieten auf weichem Boden aus dem Gleichgewicht oder wurden durch Treppen behindert. Als es endlich „Wasser marsch“ hieß, fachte heftiger Wind das Feuer nicht nur stark an – er machte es auch den Escher Feuerwehrleuten schwer, die sich auf die Balustrade des kleineren Nebenturms gekämpft hatten: Sie konnten sich in der Höhe kaum gerade halten und ihr Löschstrahl wurde ständig vom Ziel angelenkt.

Dennoch: Gegen 15.15 Uhr ist das Feuer unter Kontrolle.

Am frühen Abend wird eine erste Bilanz gezogen: Die Kathedrale selbst hat keinen größeren Schaden davongetragen, ebenso wie die großen Fenster oder die Orgel. Im eingestürzten Turm ist allerdings das aus 37 Glocken bestehendes Glockenspiel zerstört worden. Es sei aus der Höhe auf eine Betonplatte gefallen, meldet das Tageblatt. Was nicht zerborsten war, zerschmolz durch die Hitze des Feuers.

Zwar sind sich alle Beteiligten einig, dass der Brand hätte schlimmer ausfallen können: Der Bischof Jean Hengen verweist etwa darauf, dass eine Stunde später die Kirche voll mit Gläubigen gewesen wäre: Es war schließlich Karfreitag – der seinerzeit in Deutschland sogar noch ein gesetzlicher Feiertag war.

Allerdings kam der Brand zu einem Zeitpunkt, der trotzdem nicht hätte ungünstiger sein können: Niemand geringerer als der Papst hatte schließlich für den 15. und 16.Mai seinen Besuch im Großherzogtum angekündigt. Und einige Zeitgenossen halten mit dem Brand das Schlimmste noch gar nicht für gekommen: In der Kulturzeitschrift Ons Stad schreibt die Historikerin Simone Beck im Jahr 2009: „Auf einmal gab es in Luxemburg zahllose Nostradamus-Kenner, die immer wieder seine Prophezeiung zitierten, dass ein Papst dort umkommen würde, wo eine Kathedrale verbrannt sei.“ (Link: Artikel aus Ons Stadt als PDF)

Doch entgegen der Warnung des französischen Hellsehers verbringt Johannes Paul II. zwei durchaus angenehme Tage in Luxemburg, wo er überaus warmherzig begrüßt wird: Bevor er quicklebendig wieder abreist, feiert er zusammen mit 60.000 Gläubigen auf dem Glacis-Feld die wohl größte Messe, die je in Luxemburg stattfindet.

Der Turm der Kathedrale war erst mehr als ein Jahr später, im Oktober 1986, wieder vollständig hergestellt. Damit erholte er sich übrigens nicht von seinem ersten großen Schaden: Simone Beck erinnert in ihrem Artikel für Ons Stad auch daran, dass die Spitze (der „Helm“) am 16.Januar 1945 einen „deutschen Volltreffer“ abbekam.

 

Tedeum zum Nationalfeiertag im Jahr 2018.
Foto: Editpress/Julien Garroy

J.C.KEMP
18. April 2019 - 11.50

Bei der Kathedral wollte jo anscheinend Dachdecker zwou Dunnen zesumme schweessen.

J.C.KEMP
18. April 2019 - 11.48

Und bei der Kathedrale war es 'Gottes' Fingerzeig, dass Woyti nicht in Lx erwünscht war. :D

de Koschter
17. April 2019 - 12.51

Zum Foto: Der Herr rechts im Bild, Domkapitel Vuillermoz:" Do brennt ët dach ! ", Bischof Hengen : " Wou ët dämpt ass Feier ! " Juncker " Ech hunn näischt dematt ze dinn ! "

Serge
17. April 2019 - 7.35

As et net verdächteg dat et oft zu Bränn kënnt wann Arbechten duerchgefeiert ginn? Gin Arbechter genuch iwert e meiglechen Brandrisiko informéiert? Oder ass et eventuell einfach nëmmen Noleissegkeet?

Bill
16. April 2019 - 21.59

Den Opbau gouf vun der Assurance vun der responsabeler Firma bezuelt!

Ujheen
16. April 2019 - 21.00

Formidabel déi Kommentairen hei! Waat e Niveau...;-((

Léontine
16. April 2019 - 20.49

et war Karfreideg, hun geschter dorunner geduecht wéi ech et héieren hun vun Pareis.

Hubertus
16. April 2019 - 19.31

@ ´68 16. April 2019. at 17 h 56 min Sie selwer soe jo deen do uewen giff alles gesinn !!!

´68
16. April 2019 - 17.56

Jetzt glaube ich wieder an Gott. Das war die Antwort auf Pop Ratzingers neuerlicher Aussage

Atheist
16. April 2019 - 16.45

ween huet dann dén opbau bezuelt? katholiken, oder de staat?, et ass jo e katho gebäi, an de vatikan huet jo gosss en masse, fir et selwer ze bezuelen...

Laird Glenmore
16. April 2019 - 16.27

Dann sollte man Ostern vielleicht abschaffen.