In Trier ist was los: Pierrot I. und Marie-Claire I. übernehmen Regentschaft über die Trierer Narren

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Mit der Machtübernahme des amtierenden Trierer Stadtprinzenpaares Pierrot I. und Marie-Claire I. an der gestrigen Weiberfastnacht wurde bei unseren deutschen Nachbarn der populäre Straßenkarneval eingeläutet. An und für sich nicht sonderlich bemerkenswert, denkt sich wohl der geneigte Leser, wäre damit nicht ein besonderer Umstand verbunden, denn Pierrot Klein und Marie-Claire Klein-Theisen sind das erste rein luxemburgische Regentenpaar in der Geschichte des deutschen Karnevals.

Von Herbert Becker

Viel närrisches Volk war am Donnerstag unterwegs in Triers „Wohnzimmer“, dem historischen Hauptmarkt. Tausende waren gekommen, um hautnah die offizielle Machtübernahme durch die sympathischen und lebensfrohen Amtsinhaber mitzuerleben. Seit ihrer Vorstellung am 11.11. des vergangenen Jahres ist ein regelrechter Medienhype über die beiden hereingebrochen. Dutzende Fernseh- und Radiostationen sowie Zeitungen und Magazine gaben sich seither förmlich die Klinke in die Hand, um Pierrot und Marie-Claire für ein Interview zu gewinnen.

Begründet liegt das in erster Linie in der Botschaft, die das Paar bei seiner Inthronisation im Januar ausgegeben hat: „In Trier ist was los – mit uns auch grenzenlos“. „Den völkerverbindenden Charakter des närrischen Brauchtums drückt dabei ein Teil unseres Mottos aus“, erklärt Pierrot. „Uns liegt es besonders am Herzen, grenzenlos zu feiern mit Jung und Alt in der Moselmetropole, mit Trierern, Luxemburgern und allen Menschen aus Europa, die hier leben. Wir sind beide Mitglied in der europaweit agierenden „Federation European Carnival Cities“ und partizipieren hier auch bei den Karnevalskampagnen in Italien, der Türkei, Serbien, Montenegro, Kroatien oder Bosnien, die immer erst im späten Frühjahr stattfinden.“

Punkt 11.11 Uhr trafen das Prinzenpaar sowie die Abordnungen der zur Arbeitsgemeinschaft Trierer Karneval gehörenden Vereine (ATK – ein Zusammenschluss aller 17 Trierer Karnevalsgesellschaften) auf dem Hauptmarkt ein. Im Schlepptau Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe, den sie am frühen Vormittag schon im Rathaus entmachtet hatten.

Oberbürgermeister zum Statisten degradiert

Der zuvor in seinem Amtssitz überrumpelte OB übergab dann auch widerstandslos den symbolischen Schlüssel sowie die spärlich gefüllte Stadtkasse der altehrwürdigen Augusta Treverorum an die närrischen Regenten und muss sich nun bis Aschermittwoch mit einer Statistenrolle begnügen. Pierrot und Marie-Claire verlasen alsdann ihre närrische Verfassung, elf Paragrafen (siehe nebenstehende Grafik), unter anderem beinhaltend, dass alle Trierer zum besseren Verständnis untereinander nun „Lëtzebuergesch“ lernen müssen, und proklamierten zudem den Rosenmontag als gemeinsamen Nationalfeiertag für Trier und Luxemburg.

Unter professioneller Mithilfe der Trierer Berufsfeuerwehr hatten Prinz Pierrot und Prinzessin Marie-Claire dann noch eine schwindelerregende Aufgabe zu meistern: Auf dem Marktbrunnen thront in luftiger Höhe der Trierer Stadtpatron Petrus. Traditionell erhält dieser von der amtierenden Regentin immer ein Blumengebinde, verbunden mit der Bitte um gutes Wetter an den kommenden Tagen, insbesondere für den Rosenmontagszug, zu dem wieder Zehntausende Narren aus dem In- und Ausland erwartet werden. Die Prognosen der Wetterfrösche sind allerdings mehr als bedenklich, so hoffen die Trierer Narren auf ein positives Einwirken ihres Stadtpatrons.

Bis zum Höhepunkt der Session am Rosenmontag (dem Luxemburger „Fuesméindeg“) nehmen Pierrot und Marie-Claire aber noch rund drei Dutzend Termine wahr, fast 350 an der Zahl waren es bis dato seit ihrer Inthronisation im Januar.