Der Luxemburger Franken – Vor 20 Jahren wurde sein Schicksal besiegelt

Der Luxemburger Franken – Vor 20 Jahren wurde sein Schicksal besiegelt

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Vor genau 20 Jahren, am Abend des 31. Dezember 1998, war das Schicksal des Luxemburgischen Franken besiegelt. Sein Wechselkurs wurde auf 40,3399 Franken für einen Euro fixiert. Grund genug, um einmal auf die Geschichte des „Lëtzebuerger Frang“ zurückzublicken.

Die Geschichte des Luxemburger Franken ist eng verknüpft mit der politischen und wirtschaftlichen Geschichte des Landes. So zirkulierten vom 19. bis ins 20. Jahrhundert im Großherzogtum gleich mehrere Währungen – Schicksal eines kleinen Landes mit einer offenen Wirtschaft.

Als im Jahre 1803 in Frankreich der „Franc germinal“ eingeführt wurde, wurde dieser auch offizielles Zahlungsmittel in Luxemburg. Immerhin war das Land damals als „Département des forêts“ ein Teil Frankreichs.

Mit dem Beginn der Union zwischen Luxemburg und den Niederlanden (1815) wurde der Gulden zur offiziellen Landeswährung. Der 1803 eingeführte Franc wurde aber weithin akzeptiert und blieb gesetzliches Zahlungsmittel bis 1825.

1842 wurde mit Talern bezahlt

Mit der Unabhängigkeit des Großherzogtums im Jahr 1839 und dem damit verbundenen Beitritt zum Deutschen Zollverein im Jahr 1842 wurde der preußische Taler zur wichtigsten Währung in Luxemburg. Der 1932 gegründete Belgische Franken hatte sich jedoch bereits, laut der Webseite der luxemburgischen Zentralbank, zur am liebsten verwendeten Rechnungseinheit im Großherzogtum gemausert.

Ein paar Jahre später wurden in Luxemburg zwei Emissionshäuser gegründet. Sie hatten das Privileg, Banknoten in mehreren Währungen auszugeben: Franken, Gulden, preußische und rheinische Taler. Das war damals in dem Gebiet des Zollvereins nicht ungewöhnlich. Es handelte sich um die 1856 gegründete Banque Internationale à Luxembourg (BIL) sowie die 1873 gegründete Banque Nationale du Grand-Duché de Luxembourg. Diese Noten waren gesetzliches Zahlungsmittel in den öffentlichen Verwaltungen des Großherzogtums.
Erstmals im Jahr 1918

Acht Jahre später stellte die Banque Nationale jedoch aufgrund von operativen und organisatorischen Mängeln ihre Tätigkeit ein, ist auf der Webseite der Luxemburger Zentralbank nachzulesen. Der erste Versuch, eine wahrhafte Luxemburger Zentralbank aufzubauen, war gescheitert.

1918 taucht der Franken zum ersten Mal auf

Während des Ersten Weltkriegs ersetzte der Belgische Franken allmählich die deutsche Währung, zumal Luxemburg im Dezember 1918 den Zollverein verließ. Die luxemburgische Regierung begann vorübergehend, Papiergeld auszugeben, und zertifizierte mit einem Gesetz von 1914 Banknoten der BIL als gesetzliches Zahlungsmittel. Im Jahr 1918 wurde in einem großherzoglichen Dekret erstmals der Begriff „Luxemburger Franken“ verwendet, ist auf der Webseite der Zentralbank nachzulesen.

Ein paar Jahre später, 1921, unterzeichneten Luxemburg und Belgien ein Abkommen zur Gründung einer Wirtschaftsunion (UEBL) mit geplanter Währungsunion. Dieser Schritt folgte dann 1929, als die Parität (1 BEF = 1 LUF) zwischen dem Luxemburgischen und dem Belgischen Franken in einem Gesetz festgeschrieben wird. Belgische Münzen und Banknoten werden so nach und nach zum gesetzlichen Zahlungsmittel in Luxemburg.
Es sollte jedoch nicht lange dauern (1935), bis Belgien entschied, den Franken abzuwerten. Luxemburg machte nicht mit und der Wechselkurs zwischen dem Luxemburgischen und dem Belgischen Franken wurde auf 1,25 belgische Franken festgelegt.

Geldscheine im Hochhofen

Während der deutschen Besatzung wurden die luxemburgischen Geldscheine in Hochöfen der Stahlindustrie verbrannt und durch die Reichsmark ersetzt. Nach dem Krieg wurden diese Scheine wieder eingesammelt und durch neue, in den USA gedruckte „Luxemburger Franken“ ersetzt. Die eingesammelten Reichsmark werden jahrzehntelang gelagert, in der Hoffnung auf Entschädigungszahlungen aus Deutschland, und dann vernichtet.

Die Wiederherstellung der 1-zu-1-Parität erfolgte erst nach der Befreiung Ende des Jahres 1944. Damals trat der Franken in das Bretton-Woods-System ein. Der Wechselkurs für einen US-Dollar wurde auf 43,77 Franken festgelegt. Fünf Jahre später, nach der Abwertung des Britischen Pfunds, wurde der Preis eines US-Dollars auf 50 Franken fixiert. In den Folgejahren blieb es ruhig um den Kurs des Belgischen Franken. Erst 1982 wurde er wieder abgewertet.

Luxemburg, das richtig verärgert über die nicht abgesprochene Abwertung des BEF war, suchte nach Alternativen. Dass Europa bereits begonnen hatte, am Fundament einer eigenen Währungsunion zu arbeiten, passte dem Großherzogtum. Im Jahr 1983 wurde ein eigenes nationales Währungsinstitut, das Institut monétaire luxembourgeois (IML), gegründet.

Vollständige Zentralbank erst Ende der 90er

Das IML war zwar mit der Ausgabe von Banknoten und der Aufsicht über den Finanzsektor betraut, war aber noch keine vollständige Zentralbank. Dieses Statut als Banque Centrale du Luxembourg wurde ihr dann am 1. Juni 1998, am gleichen Tag, als die Europäische Zentralbank (EZB) gegründet wurde, zuteil.

Nur wenige Monate später, am 31. Dezember 1998, wurde dann der Wechselkurs auf 40,3399 Franken für einen Euro festgelegt. Das war vor 20 Jahren. Verändert wurde er seitdem nicht.

Am 1. Januar 1999 führten dann elf EU-Mitgliedstaaten den Euro als schriftliches Geld ein. Die Einführung der Euro-Banknoten und -Münzen erfolgte am 1. Januar 2002. Der Luxemburger Franken war Geschichte.

 

Geheime „Lëtzebuerger“ Franken

Die Luxemburger Regierung hat nach dem Zweiten Weltkrieg mehrmals geheime Franken-Geldscheine drucken lassen, allerdings sind sie nie in Umlauf gekommen.

Beim ersten Mal waren die Banknoten als Verteidigungsmaßnahme für den Fall eines Wirtschaftskrieges gedacht. Das war im Jahr 1962. Der Kalte Krieg befand sich auf seinem Höhepunkt. Die NATO-Staaten bereiteten sich auf einen Wirtschafts- und Finanzkrieg vor. Sie befürchteten, die Staaten des Warschauer Paktes könnten die westlichen Länder mit gewaltigen Mengen an gefälschten Geldscheinen überschwemmen. Das Vertrauen in die Währung – und in die gesamte Wirtschaft – könnte dann einbrechen.

Um für solche Angriffe gewappnet zu sein, legten sich die westlichen Länder, ganz diskret, Reservebanknoten zu. Das Ziel: Im Fall der Fälle müssen alle alten Scheine schnell gegen neue ausgetauscht werden. Die Luxemburger Serie der „Reservebanknoten“ von 1962 wurde im Munitionslager der Luxemburger Armee gelagert.

Zwei Geldscheine wurden damals hergestellt: einer von 500 und einer von 1.000 Luxemburger Franken. Auf beiden ist Großherzogin Charlotte abgebildet. Vernichtet wurden diese Scheine nach 39 Jahren Einsatzbereitschaft, im Jahre 2001.
Eine zweite Serie von geheimen

Geldnoten entstand 1982, als Reaktion auf die unilaterale Abwertung des belgischen Frankens. Für den Fall einer Wiederholung durch Belgien bereitete die Regierung im Geheimen eine eigene Währung vor.

Im Munitionslager der Armee gelagert

Die Geldscheine wurden gedruckt. Es waren Banknoten mit den Nennwerten von 20, 500 und 1.000 Luxemburger Franken. Für den geheimen 20-Franken-Schein wurde der offizielle 20-Franken-Schein mit Großherzog Jean aus dem Jahr 1966 benutzt. Für die beiden anderen geheimen Scheine wurden die NATO-Geldscheine verwendet. Jedoch erhielten alle drei eine neue Farbe.

Zur Geheimhaltung wurden die Banknoten wieder in den Kellern des Munitionslagers der Armee gelagert. Den Soldaten, die die Kisten bewachten, wurde erzählt, „in den Kisten lägen Chemikalien, die impotent machen“.

Auch diese Geldscheine wurden 2001 vernichtet. Die Sicherheitsbedrohung und auch die Schwierigkeiten mit Belgien gab es nicht mehr. Der Euro war bereits Rechnungseinheit. Zudem war es auf Dauer kostspielig, die Banknoten bewachen zu lassen.

 

Noch 201 Millionen Franken

Mitte Dezember 2018 waren immer noch 868.018 Luxemburgische-Franken-Geldscheine mit einem Nennwert von 201 Millionen Franken im Umlauf. Das teilte die Luxemburgische Zentralbank auf Nachfrage des Tageblatt mit. Der Gegenwert dieser Banknoten beläuft sich auf 4,99 Millionen Euro. Es handelt sich um 10.901 Fünftausender, 68.236 Tausender und 788.881 Einhunderter, die ihre Besitzer (noch) nicht in die Gemeinschaftswährung Euro umgetauscht haben.

Auch wenn der Beobachter davon ausgehen kann, dass die Mehrheit dieser Geldscheine entweder verloren oder in den Händen von Sammlern sind, so kommen doch immer noch Menschen zur Zentralbank, um ihre alten Franken in Euro umzutauschen: Ende 2017 waren insgesamt 868.832 Geldscheine von Luxemburger Franken im Umlauf – Ende 2016 waren es noch 870.860.

„Es war ein totaler Schock“ – Jacques Santer über Belgiens Abwertung des Franken 1982

 

Geteilt und doch mehr – Vom Franken zum Euro