In Zeiten von Fake News: US-Medienmuseum droht das Aus

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Seit mehr als einem Jahrzehnt ist das Newseum an der Pennsylvania Avenue in Washington ein stolzes Denkmal für den Journalismus. Aber die Zukunft des Museums ist ungewiss. Ein düsteres Symbol für die Lage der Medienbranche?

Im Keller eines Glasbaus mitten im Washingtoner Regierungsviertel steht ein Stück der Berliner Mauer. Es gehört zu einer Dauerausstellung im Newseum, einem Medienmuseum in der US-Hauptstadt, und es soll den Besuchern verdeutlichen, was es heißt, in einer Diktatur zu leben, in der die Meinungs- und Pressefreiheit eingeschränkt werden. Aber wie es aussieht, wird es nicht mehr lange dort stehen. Denn die Zukunft des Newseums ist ungewiss.

Seit elf Jahren ist der mächtige Bau ein Denkmal für den Journalismus, prominent gelegen zwischen Weißem Haus und Kapitol. Aber das Museum ist laut US-Medienberichten hoch verschuldet. Im Januar verkaufte die dahinter stehende Stiftung das Gebäude für 372,5 Millionen US-Dollar (331,72 Millionen Euro) an eine private Universität. Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen, aber man habe Verantwortung übernehmen müssen, erklärte die Stiftungsdirektorin Jan Neuharth damals. Was aus dem Newseum wird, ist unklar. Bis Ende des Jahres soll das Museum offen bleiben. Die Stiftung sucht nach einer neuen Unterkunft, danach könnte das Ende drohen.

Zu hohe Preise, zu wenige Besucher

Man kann das als Sinnbild sehen für die Lage der Medienbranche, die seit Jahren mit wirtschaftlichen Problemen kämpft. Als düsteres Symbol für eine Zeit, in der US-Präsident Donald Trump Journalisten als «Feinde des Volkes» beschimpft und viele Menschen das Vertrauen in die Medien verloren haben. Das Newseum habe seit Längerem Schwierigkeiten gehabt, sich ein Publikum aufzubauen, meint der Journalistikprofessor Edward Alwood von der Universität Maryland. Problematisch sei auch, dass gar nicht mehr klar sei, was heutzutage eigentlich Nachrichten seien.

Der Wissenschaftler verweist zudem auf die hohen Eintrittspreise. Erwachsene müssen fast 25 US-Dollar (rund 22 Euro) zahlen, um die Ausstellungen sehen zu können. Die umliegenden Museen des Smithsonian-Instituts dagegen sind kostenlos – darunter das renommierte Luft- und Raumfahrtmuseum und die nationale Kunstgalerie. Nach eigenen Angaben zieht das Newseum jährlich rund 800.000 Besucher an. Wie die Stiftung erklärte, war es aber schwierig, mit den Einnahmen aus den Eintrittspreisen die Betriebskosten zu decken.

Symbol der Pressefreiheit

Wenn man vom Weißen Haus über die Pennsylvania Avenue zum Kongress läuft, kann man das Museum kaum übersehen. An der mächtigen Fassade prangt der erste Zusatzartikel der Verfassung. Jene Worte, die es dem Kongress verbieten, Gesetze zu verabschieden, die die Meinungs- und Pressefreiheit einschränken. Drinnen findet sich so manches Zeugnis der Zeitgeschichte. Wie der Notizblock, auf den der Reporter Michael Isikoff seine Aufzeichnungen über Bill Clintons Affäre mit Monica Lewinsky kritzelte. Oder der Anzug, den O. J. Simpson vor Gericht trug. Oder das Auto, in dem der investigative Journalist Don Bolles tödlich verletzt wurde.

An einer Wand im dritten Stock stehen die Namen von mehr als 2.000 Reportern, die während ihrer Arbeit getötet wurden. Eine riesige Karte zeigt den Stand der Pressefreiheit weltweit. Kerzen erinnern an die fünf Journalisten, die im vergangenen Juni in der Redaktion der Capital Gazette in Annapolis erschossen wurden. Aber manches am Newseum wirkt zu sehr auf Unterhaltung getrimmt. Etwa die Ausstellung über die Hunde der US-Präsidenten. Oder die Schau über den Kampf des FBI gegen Terroristen, die etwas schrill und überladen daherkommt. Der Journalistikprofessor Alwood meint, die Einrichtung vereinfache die harte und oft gefährliche Arbeit von Journalisten in einigen Teilen zu sehr.

Kann man der Presse trauen?

Für Schlagzeilen sorgte das Museum im vergangenen August, als es in seinem Souvenirladen T-Shirts mit der Aufschrift «You Are Very Fake News» anbot – eine Anspielung an Trump, der ihm verhasste Medien gern als Fake News beschimpft. Der Aufschrei war groß, das Museum entschuldigte sich.

Im fünften Stock des Newseums hängt eine Schautafel, die wie eine Botschaft an Trump klingt: «Kann man der Presse trauen?», heißt es dort mit Blick auf Vorwürfe gegenüber Journalisten, sie seien voreingenommen in ihrer Berichterstattung. Jeder Mensch filtere Nachrichten unterschiedlich, deswegen gebe es auch verschiedene Ansichten über die Art, wie Nachrichten berichtet würden, heißt es in der Erklärung. «Die Voreingenommenheit liegt also manchmal einfach im Auge des Betrachters.»