Erfolg ohne Folgen: Wieso die Klimakonferenz das Klima nicht retten wird

Erfolg ohne Folgen: Wieso die Klimakonferenz das Klima nicht retten wird

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Immerhin.

Immerhin ist die UN-Klimakonferenz im polnischen Kattowitz nicht gescheitert. Immerhin haben sich die Staaten eine Art Bedienungsanleitung gegeben, wie die unverbindlichen Ziele des Pariser Klimaabkommens umgesetzt werden sollen. Alles erst ab 2024. Dafür aber bindend und transparent – sodass später jeder sehen kann, wer die eingegangenen Verpflichtungen erfüllt hat und wer nicht.

An dieser Stelle ist die gute Nachricht leider schon wieder vorbei. Auch mit den angestrebten Zielen lässt sich der Pariser Vorsatz, die Erderwärmung unter maximal 1,5 Grad zu halten, nicht erreichen. Diese Alarmglocke läuten Klimaforscher weltweit und untermalen sie mit düsteren Szenarien: millionenfache Flucht vor Dürre und Überschwemmungen, ganze Landstriche, die unbewohnbar werden, Temperaturanstiege, die das Leben ungenießbar machen.

Es sind Endzeitbilder, die da in einer solchen Schärfe entworfen werden, dass man eigentlich erwarten können müsste, die ganze Welt würde sich um ihres eigenen Überlebens willen endlich zusammenreißen. Doch das ist nicht der Fall. Auch in Kattowitz wurde nur eine Verwaltung des Machbaren beschlossen. Ein Startschuss, um das Überlebensnotwendige in die Wege zu leiten, sind die in Polen erst nach wildem Ringen möglich gewordenen Beschlüsse nicht. Dabei geht es auf lange Sicht um nichts weniger als um die Bewohnbarkeit unseres Planeten. Eines Planeten, auf dem der Klimawandel in vielen Regionen schon jetzt eine «Frage von Leben und Tod» ist, wie UN-Generalsekretär António Guterres mahnt.

Stellt sich die Frage, wieso das Ruder nicht herumgerissen wird – was die Menschheit daran hindert, sich die eigene Existenz auch für die kommenden Jahrhunderte abzusichern, indem sie gemeinsam versucht, ihren Planeten nicht überkochen zu lassen. Es ist eine Frage, auf die es mehr als eine Antwort gibt.

Erstens leben wir in einer Zeit, in der es in gewissen Kreisen wieder als schick und intellektuell emanzipiert gilt, Wissenschaftlern zu widersprechen. Ihnen gar zu unterstellen, ihre apokalyptischen Zukunftsprognosen nur aus Geltungssucht zu schreiben. Wobei der Schluss nahe liegt, dass es sich genau andersherum verhält: In Zeiten von Fake News gereicht die Leugnung wissenschaftlicher Erkenntnis zur Auszeichnung als Andersdenkender. Besonders Rechte, aber nicht nur sie, gefallen sich in dieser Rolle des Meinungsrevoluzzers.

Zweitens leben wir in einer Zeit, in der Konsum und Wachstum weiterhin als Dogmen gelten. Eine Zeit, in der eine neoliberale Wirtschaftslehre als unumstößliches Naturgesetz verkauft wird. Mit unserer Wirtschaftsordnung, wie sie jetzt funktioniert, wird sich die Erderwärmung kaum zügeln lassen.

Drittens leben wir in einer Zeit, in der die alltäglichen Probleme vieler Menschen so dringend sind, dass der Blick in die ferne Zukunft zur Luxussorge verkommen muss. Prominentestes Beispiel hierfür dürften zurzeit die «Gilets jaunes» sein. Ohne soziale Dimension wird Klimapolitik für viele zur Bedrohung.

Letzten Endes, und das ist das Ernüchternde, scheinen auch die Kattowitz-Beschlüsse nicht viel mehr zu heißen, als dass wir erst einmal so weitermachen wie bisher: mit viel gutem Willen, aber ohne allzu viel Einsatz. Statt das System zu hinterfragen, wird bloß daran herumgedoktert.

Immerhin? Nein, leider nur.

GuyT
24. Dezember 2018 - 18.34

Es ist schon merkwürdig: vor 30 Jahren machte man sich Sorgen über die Bevölkerungsexplosion, die dann auch so eingetreten ist wie vorgesehen. Man machte z.B. die Haltung des damals erzkonsarvative Papstes mitverantwortlich für diese Entwicklung. Diese Thema wird jetzt aus unerfindlichen Gründen stiefmütterlich behandelt und taucht auch nicht mehr auf dem UNO Hauptagenda auf. Wo sind die Warner geblieben?

Jemp
18. Dezember 2018 - 19.43

Ganz egal, diese Klimakonferenz. Die Weltbevölkerung steigt dermassen schnell, dass der endgültige Zusammenbruch durch solche Bemühungen nur noch um ein paar Tage verzögert werden kann. Und falls es Überlebende geben wird, dann werden das nicht diejenigen sein, die Solarzellen auf dem Dach haben und Fahrrad fahren, sondern die, die am schnellsten schiessen. Das ist traurig, aber ich fürchte es ist wahr.

roger wohlfart
18. Dezember 2018 - 19.07

Es gibt allerdings einen Hoffnungsschimmer, dass so viele junge Menschen der Umwelt zuliebe auf die Strasse gehen und ( wie auf dem Foto zu sehen ) den Politikern die gelbe Karte zeigen. Diese verantwortungsbewussten Jugendliche sind eine Ausnahme und bewundernswert. Sie haben begriffen, worum es geht und, dass ihre und ihrer Nachkommen Zukunft auf dem Spiel steht.

René Charles
17. Dezember 2018 - 16.33

Hatten wir nicht vor einigen Wochen eine wochenlange Besetzung von einem Wald in Deutschland, wo es darum ging neue Flächen zu roden für die Braunkohlenindustrie? (Kohle-KW's insgesamt in D: 14.) Da gibt es also ein Land das sich als Vorreiter aufspielt in Sachen Umwelt- und Klimaschutz und hintenrum sich selber nicht Ernst nimmt. Warum war es dann auf der Klimakonferenz zugegen?

roger wohlfart
17. Dezember 2018 - 13.09

Diese Klimakonferenzen bewirken nichts mehr, es ist längst viel zu spät. Die getroffenen Massnahmen sind bloss ein Wassertropfen auf einen heissen Stein. Das Ganze ist wie ein Flächenbrand, der ausser Kontrolle geraten ist. Sie beschreiben, die Katastrophe auf die wir zusteuern, wie es besser nicht geht. Schlussendlich kommt man zum Fazit, dass die gesamte Menschheit mit der Ernsthaftigkeit der Umweltproblematik überfordert ist.