Ein schwarzes Jahr

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Der Fußball hat sich verändert: Während Luxemburg 2018 nie da gewesene Erfolge auf dem grünen Rasen feierte, war das nun zu Ende gehende Jahr auf internationaler Ebene kein gutes. Denn 2018 geht in die Geschichte ein als das Jahr, in dem das bisher größte Datenleck weltweit für Schlagzeilen rund um das runde Leder sorgte.

Das schwarze Jahr des Fußballs begann mit einem Deal zwischen Superstar Cristiano Ronaldo und der spanischen Staatsanwaltschaft. 18,8 Millionen Euro Strafe und zwei Jahre Gefängnis auf Bewährung dokumentieren die Unverfrorenheit im Fußballgeschäft. 149 Millionen Menschen folgen Ronaldo auf Instagram, was ihn weltweit zur Nummer eins macht. Abertausende Nachwuchskicker eifern ihrem großen Idol nach und trotz eines geschätzten Jahreseinkommens von 108 Millionen Euro hatte Ronaldo offenbar keine Bedenken, Steuern zu hinterziehen und somit der Allgemeinheit zu schaden. Ein Paradebeispiel demnach einerseits für die Gier und andererseits für die Doppelmoral im Milliardengeschäft Fußball.

Was Letzteres angeht, so schoss 2018 ein weiterer verurteilter Steuersünder den Vogel ab: Ex-Knacki U.H. aus M. spielte die Hauptrolle in einer der wohl bizarrsten Pressekonferenzen der Fußballgeschichte und stellte dabei unter Beweis, wie weit die Macher im Fußballgeschäft der Realität entrückt sind. Erst mahnte man die Menschenrechte an, um kurz darauf über Ex-Spieler herzuziehen. Fazit: Die Würde des Menschen ist unantastbar, jedoch wohl nur desjenigen im roten Trikot, nicht aber die des Ex-Personals. Und schon gar nicht die der Arbeiter in Katar, wo der Verein trotz Protesten seiner Fans sein Trainingslager abhält, weil das Emirat zu den Großsponsoren des Klubs gehört.

Bei den mehr als 70 Millionen Dokumenten der sogenannten „Football-Leaks“ spielt Katar eine wichtige Rolle. Schwarz auf weiß ist dort dokumentiert, wie das Emirat mit der Komplizität von FIFA, UEFA und wohl auch der Politik seinen Einfluss im Weltfußball ausbreitet. Wenn es denn eines Beweises bedurfte, dass alles mit Geld zu kaufen ist, dann ist er durch „Football-Leaks“ endgültig erbracht.

Die unglaubliche Gier im Fußball spiegelt sich auch im durch das Datenleck enthüllten, moralisch höchst verwerflichen Geschäft mit minderjährigen Talenten wider. Genau wie in den Plänen zu einer Super League. Die hat einzig und allein zum Ziel, reiche Vereine noch reicher zu machen, und bedeutet nichts anderes als die endgültige Abkehr von der Solidaritätsgemeinschaft in den nationalen Ligen. Mit der Solidargemeinschaft geht auch ein wesentliches Merkmal des Sports verloren: die Chancengleichheit.

Gleichzeitig wird Fußball gerne als Allgemeingut mit allerlei hehren Werten bezeichnet. Doch der Profifußball anno 2018 hat nichts mehr mit Fair Play und Respekt gegenüber anderen zu tun. Und ein Allgemeingut ist er auch immer weniger, denn die echten Fans werden mit von TV-Sendern aufgezwungenen Anstoßzeiten und allerlei Drangsalierungen durch Vereine konfrontiert und aus den Stadien gedrängt. Früher trugen sie Kutten, in Zukunft könnten es „Gilets jaunes“ sein.

Torsten Schockmel
22. Dezember 2018 - 17.26

An esou as ët. Leider wärd ët awer och esou bleiwen. Ët gin einfach zë vill Trëttbrietfuerer, déi den ganzen System ënnerstëtzen.