Zu wenig Regen: Der Stausee ist bereits halb leer und der Wasserpegel sinkt weiter

Zu wenig Regen: Der Stausee ist bereits halb leer und der Wasserpegel sinkt weiter
Nepomuk, das Kontrollboot des Sebes, hat „Tiefgang“

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Es war nicht nur eine technische Meisterleistung, die vor rund 70 Jahren Aufsehen erregte, es war auch eine Herausforderung in Sachen Planung und Koordination. Die Rede geht hier von der Talsperre in Esch/Sauer und dem Stausee. In einem Jahr wie diesem, in dem es außergewöhnlich wenig Niederschlag gab, wird einem einmal mehr die Wichtigkeit dieser Anlage bewusst.

Ende der 1940er-Jahre reichten die natürlichen Trinkwasserreserven für Luxemburg nicht mehr aus und so beschloss die Regierung, das Oberflächenwasser für die Trinkwasseraufbereitung zu nutzen. Lag der Pro-Kopf-Verbrauch an Trinkwasser um 1900 noch bei täglich 10 bis 20 Liter, waren es 1950 bereits 120 und seit 1975 über 150 Liter. Auf der Suche nach einem ganzjährig fließenden Gewässer fiel die Wahl damals auf die Sauer. Zudem bot das enge Tal der Obersauer beidseitig Felsenhänge, die für die Verankerung einer Staumauer wie geschaffen waren. Zwischen 1955 und 1958 entstanden die Staumauern und der künstliche See.

Seit dem 15. Februar 1960 wird mit dem Stauwasser der Obersauer Strom produziert. Im Rahmen der Liberalisierung des Strommarktes wurde der Betrieb der Wasserwerke, die dem Staat gehörten, privatisiert. Seit 2003 betreibt die Soler, eine Tochtergesellschaft der SEO («Société électrique de l’Our») von Enovos, die Zentrale von Esch/Sauer.

1962 wurde das «Syndicat des eaux du barrage d’Esch-sur-Sûre», kurz Sebes, gegründet. Sebes ist für die Aufbereitung des Rohwassers zu Trinkwasser sowie die Einspeisung in die Verteilernetze verschiedener Trinkwassersyndikate (wie z.B. DEA) und der Stadt Luxemburg verantwortlich. Mehr als 80 Prozent der luxemburgischen Haushalte werden direkt oder indirekt mit Sebes-Wasser versorgt. So weit zu den Erklärungen.


 

Der Stausee in Zahlen

Stauvolumen: 60 Millionen Kubikmeter
Oberfläche: 3,8 Quadratkilometer
Zweck: Trinkwasser, Stromerzeugung, Tourismus, Schutz vor Überschwemmungen und Mindestabfluss für die Sauer
Entleerungen: 1965/1966 und 1991
Schutzzone 1: von der Staumauer bis Lultzhausen 9,78 Quadratkilometer
Schutzzone 2: von Lultzhausen bis Martelingen 34,34 Quadratkilometer
Einzugsgebiet: 428 Quadratkilometer, wovon zwei Drittel in Belgien liegen
Zufluss: 175-240 Millionen Kubikmeter pro Jahr

 


«Es fehlt an Wasser, doch …»

Und eben um diese Trinkwasserversorgung ging es bei einem Tageblatt-Gespräch dieser Tage mit Georges Kraus, «ingénieur-directeur» des Sebes. Aufgrund der Bilder, die sich einem in diesem Moment auf der gesamten, 3,8 Quadratkilometer großen Fläche des Stausees bieten, wollte das Tageblatt wissen, wie es heute und in den kommenden Monaten um die Trinkwasserversorgung steht. «Die Situation ist aufgrund des sehr kargen Niederschlags in diesem Jahr außergewöhnlich, aber nicht einmalig. Die Füllung des Stausees lag am Donnerstag, dem 6. November, bei 35 Millionen Kubikmeter Wasser. Das ist wohl niedrig, aber es gab bereits Jahre, in denen die Füllmenge noch niedriger war. Am 6. November 2011 zum Beispiel lag sie bei 26,8 Millionen Kubikmeter. In den Jahren 1976 und 1996 war es noch schlimmer», erklärte Georges Kraus.

Die maximale Füllmenge des Stausees wird übrigens mit 60 Millionen Kubikmeter angegeben. Im Moment würde der Wasserpegel an der unteren Staumauer täglich um vier Zentimeter sinken. Der Grund dafür sei, dass seit den Sommermonaten die Sauer und ihre Zuflüsse nur recht wenig Wasser führen und daher weit weniger Wasser in den Stausee fließt, als man an der Staumauer abfließen lassen muss (minimal um die 1.000 Liter pro Sekunde).

«… es gibt keinen Grund zur Panik»

«Das Trinkwasser ist auch für die kommenden Monaten gesichert. Es gibt keinen Grund zur Panik. Kritisch wird es im Frühjahr nächsten Jahres, sollte es die Wintermonate über ebenfalls so trocken bleiben, wie in den vergangenen Monaten. Denn erst der Niederschlag über die Wintermonate bringt es mit sich, dass sich der Stausee wieder auffüllen kann. Der Sommerregen wird von der Vegetation gebraucht und gelangt kaum in einen Bach oder Fluss. Was also für uns zählt, ist das, was in den nächsten Monaten vom Himmel fällt.»

Ein kleines Problem gibt es trotzdem: Da sich die Algen durch die hellen Lichteinflüsse bis zu einer Tiefe von 25 Metern bilden können und der Pegelstand des Stausees immer niedriger wird, könnte der Algenteppich die Rohwasserentnahme beeinträchtigen. Dank des bei der letzten Entleerung des Stausees im Jahr 1991 eingebauten 16 Meter langen und höhenverstellbaren Saugrohrs (etwa 140 Meter vor der Staumauer errichtet) könne man diesem Problem wohl entgegenwirken, doch die Algenbildung müsse zurzeit sehr genau beobachtet werden.

Nach dem Gespräch mit Georges Kraus ging es auf einen außergewöhnlichen Spaziergang. Ab der Schlammmauer unterhalb der «Misärsbréck» wurde kilometerweit auf dem Grund des Sees gewandert, der zurzeit nur noch in einem sehr schmalen Flussbett Wasser führt. Die Vegetation hat sich dort breitgemacht, wo sonst das Wasser mehrere Meter hoch steht. Überreste alter Mauern und Brücken sind zu sehen. Randstreifen an den felsigen Hängen links und rechts, fünf bis sechs Meter hoch über den Köpfen, sowie vom Ufer der Sauer weit entlegene, angekettete Fischerkähne lassen den «normalen» Wasserpegelstand erahnen.

Grober J-P.
13. November 2018 - 17.39

Könnten ja mit Belgien und den Niederlanden was unternehmen. Wenn es so weitergeht mit dem Klimawandel wird die Nordseeküste bald vor Maastricht sein. :-)

L.Marx
13. November 2018 - 12.27

Die Kuwaitis haben auch ein Meer. Luxemburg könnte bestenfalls auf Uferfiltrat aus der Mosel hoffen. Wäre da nioht dieses komische Ding in Cattenom ...

Felix
13. November 2018 - 11.30

An wéi ass et matt der Yoghurtsfabrik?

Grober J-P.
13. November 2018 - 10.18

Wéi lang nach Wäindrénken? Wann d'Musel bis ausgedréchent ass gët ët och keen Riesling méi. Eppes Guddes gët ët dann awer, Cattenom mécht zou. :-)

Grober J-P.
13. November 2018 - 10.13

Anstatt in Spacemining zu investieren sollte man sich Gedanken machen wie man sauberes Trinkwasser herbekommt. Wäre doch interessant zu wissen was eine Meerwasserentsalzungsanlage kostet. Ich glaube die Kuwaitis können das.

Grober J-P.
13. November 2018 - 10.01

De Krich ëm d'Drénkwaasser kënnt bestëmmt. Kuckt emol wat momentan zu Vittel lass ass, baal nët ze gleewen!

J.C. KEMP
13. November 2018 - 8.44

Drénkt Wäin a manner Waasser! ;-)

Pir
12. November 2018 - 15.25

D'Landschaft wier vill méi schéin ouni d'Staumauren, an vill manner ofgeschnidde vun der Außewelt. Hautesdaags géif et schwiereg ginn sou eppes genehmegt ze kréien. Ech si gespant ob bis den nächste Summer d'Alge rem fort sinn. An Zukunft geet de Stau net duer, wann mer net mam Pyramideschema ophaalen, mol kucke wou dat Wasser hier kennt. Vun 300k Awunner wou de Stau gebaut gouf op 700k Awunner elo, op 1,5 Mio. an spéitstens 50-70 Joer. Et gett nach flott...

Nomi
12. November 2018 - 15.22

An dann so'en se et ass keen Probleem fir duebel so'u vill Drenkwaasser eraus ze huelen ?? Ech kann net erkennen wei' daat go'en soll !