Wieder eskalieren die Proteste der „Gelbwesten“ in Frankreich und Belgien

Wieder eskalieren die Proteste der „Gelbwesten“ in Frankreich und Belgien

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Paris gleicht einer Trutzburg: Um neue Gewalt bei «Gelbwesten»-Protesten zu verhindern, sind Tausende Polizisten in der Stadt im Einsatz. Sogar Panzerfahrzeuge stehen bereit. Dennoch kommt es wieder zu Zusammenstößen – und das nicht nur in Frankreich.

Bei Demonstrationen der «Gelbwesten» ist es in Paris erneut zu Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. In Paris war am Samstag ein massives Aufgebot an Sicherheitskräften im Einsatz, um erneute gewalttätige Krawalle zu verhindern. Am Nachmittag spitzte sich die Lage jedoch zu. Wieder brannten Autos, Geschäfte wurden angegriffen, Demonstranten versuchten, Barrikaden zu errichten. Auch in Belgien und den Niederlanden gingen Menschen in Warnwesten auf die Straße.

In Frankreich nahmen die Proteste jedoch wieder das größte Ausmaß an. Landesweit hätten sich bis zum Samstagmittag rund 31 000 Menschen an den Protesten beteiligt, berichtete der Sender France Info unter Berufung auf das Innenministerium. Davon seien 8000 in der Hauptstadt Paris gezählt worden. Im ganzen Land habe es rund 700 Festnahmen gegeben. Es ist das vierte Wochenende in Folge, an dem die Bewegung der «Gelben Westen» in Frankreich massiv auf die Straße geht.

Mindestens 600 Festnahmen allein in Paris

Dieses Mal griff die Polizei schon vor Beginn der Proteste in Paris durch: Bereits am Morgen wurden mehrere Hundert Menschen festgenommen. Grund sei in den meisten Fällen gewesen, dass die Menschen sich einer Gruppe angeschlossen hätten, die «Gewalt gegen Personen oder die Zerstörung von Gegenständen» vorbereitet habe, hieß es bei der Polizei. Bis zum Nachmittag stieg die Zahl der Festnahmen in Paris demnach auf mindestens 600 – mehr als am gesamten vergangenen Samstag.

Dennoch kam es ab dem Mittag in der Hauptstadt vermehrt zu Spannungen und Zusammenstößen mit der Polizei. Vielerorts lag Rauch und Tränengas-Dunst in den Straßen. Demonstranten rissen auf dem Prachtboulevard der Champs-Élysées Holzbretter herunter, die Schaufenster von Geschäften schützen sollten, wie der Sender BFMTV berichtete. Einzelne Läden wurden demnach geplündert. Im Zentrum der Stadt gingen wieder Autos in Flammen auf. Vereinzelt setzte die Polizei in der Innenstadt Wasserwerfer ein, um Demonstranten zurückzudrängen, die versuchten, Barrikaden zu errichten.

Verstärkter Polizeieinsatz

Premierminister Édouard Philippe sprach von einem «außergewöhnlichen» Sicherheitskonzept. In der Hauptstadt waren am Samstag nach früheren Angaben des Premiers 8000 Polizisten und andere Ordnungskräfte im Einsatz. Die Polizei kontrollierte Taschen und Rucksäcke von Passanten und war mit Pferdestaffeln unterwegs. Auch gepanzerte Fahrzeuge der Gendarmerie waren erstmals im Zuge der «Gelbwesten»-Proteste im Einsatz.

Der Innenminister habe die Sicherheitskräfte angewiesen, nach den Krawallen der Vorwoche ihre Strategie anzupassen, sagte eine Sprecherin der Polizei im Sender France Inter. «Die Idee für uns ist wirklich, die friedlichen Demonstranten (…) von anderen, möglicherweise feindseligeren Demonstranten, Plünderern und Randalierern zu trennen.»

Bereits am vergangenen Wochenende war es in Paris und anderen Städten zu Krawallen gekommen. Geschäfte wurden geplündert, der Triumphbogen wurde stark beschädigt. Die Regierung legte wegen der Proteste der «Gelbwesten» die geplante Steuererhöhung für Benzin und Diesel bereits auf Eis. Die Wut der Protestbewegung hatte sich einst an diesem Vorhaben entzündet – mittlerweile reichen die Forderungen viel weiter: von mehr Steuergerechtigkeit über mehr Kaufkraft bis hin zum Rücktritt Macrons.

Protest legt halb Paris lahm

Im Zentrum der Hauptstadt blieben am Samstag zahlreiche Metrostationen auf Geheiß der Polizei geschlossen – die Bahnen hielten nicht an, sondern fuhren einfach durch. Etliche Geschäfte im Zentrum der Stadt öffneten mitten in der Vorweihnachtszeit nicht für ihre Kunden – darunter auch berühmte Kaufhäuser wie die Galeries Lafayette.

Auch viele Sehenswürdigkeiten in Paris blieben geschlossen, darunter zahlreiche Museen und das Wahrzeichen der Stadt, der Eiffelturm. Am Morgen war es dort menschenleer – Touristen standen dort nicht wie üblich Schlange. Die Stimmung in der Innenstadt war angespannt – Hubschrauber kreisten über dem Zentrum. Teilweise irrten Touristen umher, die nicht mitbekommen hatten, dass die großen Kaufhäuser geschlossen haben.

In zahlreichen anderen Städten Frankreichs demonstrierten ebenfalls «Gelbe Westen» – zum Großteil friedlich, wie verschiedene Medien berichteten. Wieder wurden mehrere Autobahnen im Land bei dem Protest blockiert. Die Polizei kontrollierte bis zum frühen Nachmittag nach eigenen Angaben mehr als 5000 Menschen auf den großen Verkehrsachsen und an Mautstellen.

Proteste auch in Belgien

Im Nachbarland Belgien wurden bei «Gelbwesten»-Protesten nach Angaben der Polizei rund 100 Menschen festgenommen. Vor allem im Europaviertel kam es zu Zusammenstößen von Protestierenden mit der Polizei. Rund 500 Demonstranten seien bis vor die EU-Gebäude in der Innenstadt gezogen, die von der Polizei abgeriegelt worden seien, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. Einem kleinen Teil der Gruppe sei es gelungen, die Barrikade zu durchbrechen. Dabei seien Flaschen und ein Wegweiser auf Polizisten geworfen worden. Diese hätten mit Tränengas reagiert.

Zeitgleich besetzten mehrere Hundert «Gelbwesten» einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt im Brüsseler Europaviertel. Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen die Straßenbesetzer vor. In kleinerem Umfang gab es auch in den Niederlanden Protestaktionen.

US-Präsident Donald Trump hat derweil die regierungskritischen Proteste der «Gelbwesten» unter anderem mit den Inhalten des Pariser Klimaschutzabkommens begründet, das die USA aufgekündigt haben. «Das Pariser Abkommen geht für Paris nicht so richtig auf», schrieb Trump am Samstag auf Twitter. «Proteste und Unruhen in ganz Frankreich.» Die Menschen wollten nicht große Geldbeträge zahlen, um «vielleicht die Umwelt zu schützen». Ein Großteil davon fließe in «Drittweltländer», die fragwürdig geführt würden. Die Menschen würden «Wir wollen Trump» skandieren. «Ich liebe Frankreich», erklärte der US-Präsident.

Pir
9. Dezember 2018 - 9.25

Et gett keen Zweifel wien déi nächst Presidenting gëtt...

Vert solitaire
8. Dezember 2018 - 21.15

Nëmmen keng Panik, pierrep! Glaich kréien mer alleguer eng nai Direktiiv vun onser bréisseler groer Substanz, an dann ass neess alles an der Rei! Dann sin di national Politiker dédouanéiert. Dann geet et wi se op der aanerer Sait vun der Musel soen: Kräht morgens der Hahn oben auf'm Mist, ändert sich s'Wetter ... oder bleibt wie's ist!

roger wohlfart
8. Dezember 2018 - 18.04

An déi do uewen fueren awer sou weider, wéi wann näischt wier, a wonnere sech herno, wann se ofgewielt an duerch Populisten ersat ginn. Zynismus pur! Wéi schreiwt de Friedrich Schiller : " Allzu straff gespannt, zerspringt der Bogen ". Wat deemols richteg war, gëllt och nach haut. Awer wie war da schons de Schiller?

roger wohlfart
8. Dezember 2018 - 17.55

" Ich liebe Frankreich " twittert Trump und hat von Tuten und Blasen keine Ahnung , weiss nicht worum es geht. " Wir wollen Trump! ". Gott bewahre Frankreich vor einem Trottel à la Trump! Die Franzosen sind schon mit Macron gestraft genug. Man kann nur hoffen, dass dieser, wie ein Topstar auftretender " Président Soleil ", die Strohperücke aus dem Weissen Haus nicht auch noch zur Hilfe ruft. Besonders wo Macron, im Augenblick, voll damit beschäftigt ist, unter der Aufsicht seiner Madame, den Elysée Palast neu anzustreichen und zu tapezieren. Dabei bräuchte er schon die Hilfe einiger Gelbwesten. Aber die sind ihm zu stürmisch.

pierrep
8. Dezember 2018 - 17.40

Lues awer sécher entsteet en Flächebrand wat d'Onzefriddenheet an d'Ausbeutung vum schaffenden Bierger, bedéngt duerch eng Politik wéi den Macron se iwwer Käpp vum Vollek wëll duerchsetzen. Mëttlerweil ramouert et jo och schon an der Belsche an an Holland. Leider ass et jo esou dass friddlech Demonstratiounen vun den Politiker ignoréiert ginn. Reaktiounen hirer Säit sinn ëmmer déi selwecht. Vill Bla Bla awer et ginn keng Neel mat Käpp gemaach. An deenen ofgehuewenen Kreesser weess jo keen méi wéi den Alldag fir vill Leit sech finanziell presentéiert fir iwwer Ronnen ze kommen.