We will Ba-Rock you: Ein einzigartiges Ensemble klassischer Musik in Luxemburg

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Dem breiten Publikum ist die Mandoline vor allem als Instrument für neapolitanische Balladen bekannt. Ein in Luxemburg ansässiges Ensemble hat sich zum Ziel gesetzt, vergessene Mandolinenrepertoires des Barock wiederzubeleben. 2018 wurde «Artemandoline» bereits das zweite Mal für den ICMA («International Classical Music Award») nominiert. Wir sprachen mit einer der Mitbegründerinnen des Ensembles.

Mari Fe Pavon, Musiklehrerin in den Musikschulen Bascharage und Differdingen, kann man ohne Weiteres musikverrückt nennen. Im Alter von neun Jahren wünschte sie sich eine Mandoline, was ihre Mutter aber nicht wollte. Also «erpresste» sie Mari kurzerhand: Falls man ihr keine Mandoline kaufe, würde sie in eine Pfütze springen, um ihr weißes Sonntagskleid zu beschmutzen und es so für den Kirchgang unbrauchbar zu machen. (Hier sollten wir vielleicht einfügen, dass Pavon im tiefkatholischen spanischen Süden in der Stadt Ciudad Real der autonomen Region Kastilien-La Mancha aufwuchs). Die Mutter erkannte, dass ihre Tochter es ernst mit der Musik meinte und gab nach.

Bereits mit sieben Jahren hatte sie angefangen, nach Gehör Bandurria (zehnsaitiges spanisches Zupfinstrument) und Gitarre zu spielen, um ihren Vater, der Flamencosänger war, bei Auftritten begleiten zu können. Nach dem Konservatorium und der Sekundarschule in Spanien folgte ein höheres Musikstudium der Gitarre und der Mandoline.

1992 lernte sie bei einem Mandolinenwettbewerb in Spanien Ruan-Carlo Muñoz kennen, der am Escher Konservatorium Mandoline und Kammermusik unterrichtet, was für ihren beruflichen Werdegang entscheidend sein sollte. Die junge Frau erhielt zu der Zeit ein Stipendium für ein Auslandsstudium, kam 1993 nach Luxemburg und nahm Unterricht bei Muñoz. Parallel nahm sie Mandolinenkurse an der Hochschule für Musik in Köln. Nach dem Studium wurde Luxemburg ihr berufliches Zuhause: In Bascharage und Differdingen fand sie eine Anstellung als Gitarren- und Mandolinenlehrerin.

Sehr früh begannen die beiden Mandolinenbegeisterten, zusammen aufzutreten, anfangs noch als Duo Muñoz-Pavón. 2001 gründeten sie das Ensemble Artemandoline. Weitere Mitglieder des Ensembles sind die Russin Alla Tolkacheva, Mandolinenlehrerin an der Petinger Musikschule, Jean-Daniel Haro, (Kontrabass und Gambe), Musiklehrer aus Metz, und der französische Cembalist Jean-Christophe Leclère. Die weitere Zusammensetzung des Ensembles (man sagt bei Mandolinen nicht Orchester) variiert je nach Programm. Was das Ensemble einmalig macht, ist sein Repertoire und seine Professionalität. Und es ist europaweit eines der ganz wenigen Ensembles, die sich auf die Mandolinenmusik des Barock spezialisiert haben. «Es gibt nicht viel Gitarrenmusik aus dem Barock», klärt uns Pavon auf Nachfrage hin auf.

Auch wenn es mittlerweile andere Ensembles gebe, so seien sie doch unter den ganz wenigen, die sich auch der Recherchearbeit widmeten, um «neues» altes Material zu finden, erklärt Pavon. Ziel von Artemandoline sei es, alte Notentexte, die in Bibliotheken schlummern, wiederzuentdecken und bekannt zu machen. Es sei nicht nur eine musikalische Arbeit, sondern auch eine Forschungsarbeit. Auch bei der Interpretation geht es den Musikern um mehr, als bloß Noten zu interpretieren: «Um Vivaldi spielen zu können, muss man wissen, in welchem ‚Esprit‘ er das Stück komponiert hat.»

Anerkennung

Artemandoline hat sich mittlerweile als eine der renommiertesten Gruppen im Bereich der Barockmusik etabliert. Das Ensemble hat bereits sieben Alben veröffentlicht, die beiden letzten bei dem Label Deutsche Harmonia Mundi des Branchenriesen Sony. Und die Resonanz unter den Kritikern – national wie international – war überaus positiv. Hier zwei Beispiele: Auf der luxemburgischen Website für klassische Musik Pizzicato schrieb Manuel Ribeiro zum Album «Domenico Scarlatti-Mandolin Sonatas»: «En écoutant ce CD, on ne peut être que subjugué par la beauté et l’esthétique de ces sonates. La délicatesse, le jeu subtil et l’équilibre de l’ensemble font merveille.»

Die Fachzeitschrift L’éducation musicale aus Paris bezeichnete die Musiker in einer Kritik des Albums «Artemandoline» (2012) als «interprètes hors pair». Internationale Anerkennung gab es auch durch zwei Nominierungen (2017 und 2018) für den internationalen Preis für klassische Musik (ICMA) 2018 für das Album «Concerti Napoletani per Mandolino». Im Frühjahr dieses Jahres werden zwei neue Alben veröffentlicht, die – wie die meisten ihrer Alben – übrigens in der romanischen Kirche im grenznahen Mont-Saint-Martin aufgenommen wurden. Die Kirche sei optimal für ein Ensemble ihrer Größe, schwärmt Pavon. Die nächsten Alben widmen sich einerseits den Sonaten Norditaliens und andererseits der venezianischen Musik von Komponisten wie Galuppi, Vivaldi, Conti, Lotti … Auf ein Konzert müssen Freunde der barocken Mandoline allerdings noch ungefähr ein halbes Jahr warten. «Wir brauchen Zeit, um unser Repertoire zu erneuern», erklärt Mari Fe Pavon.


Das Instrument

Ihr Klang verheißt Mittelmeerromantik, ohne sie fehlt italienischen Klassikern wie «O sole mio» oder «Torna surriento» das Salz in der Suppe. Vom breiten Publikum vergessen ist jedoch die Tatsache, dass die Mandoline aus der Zeit des Barock (1600-1750) stammt und zahlreiche namhafte Komponisten Stücke für sie schrieben. Obwohl es heute um die 20 verschiedene Bauarten der Mandoline gibt, spielen in der Barockmusik hauptsächlich zwei Arten eine Rolle: die Mailänder und die neapolitanische.

Das erste (überlieferte) Stück, das speziell für Mandoline geschrieben worden ist, war für die Hochzeit von Christine von Lothringen mit Ferdinando von Ferdinando I. de’ Medici, Großherzog der Toskana, im Jahre 1589. Die Mandolinenmusik, die aus der Zeit vor 1750 stammt, war für die Mailänder oder Barock-Mandoline (Foto) geschrieben. Diese ist von ihrer Art näher bei der Laute anzusiedeln und wird eher für ältere Musik benutzt sowie für das Akkordspiel. Sie wurde, wie der Name es andeutet, vor allem in Italien gespielt. Neue «Mandolinenzentren» entstanden um 1750 in Paris und um 1800 in Wien.

Das, was man heute klassische Mandoline nennt, ist die neapolitanische Mandoline (siehe Foto links), auch Rundmandoline genannt, die sich ab etwa 1750 in Neapel entwickelt hat. Sie hat im Gegensatz zur Mailänder eine abgeknickte Decke und einen schalenförmigen Korpus. Sie wird eher für das Melodiespiel verwendet.

Torres
22. Januar 2019 - 23.51

D‘Mandolinneveräiner si quasi alleguer opgeléist am Ländchen.