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Wird Wasser so wertvoll wie Öl? Ein Gespräch mit einem Luxemburger Investmentmanager

Wird Wasser so wertvoll wie Öl? Ein Gespräch mit einem Luxemburger Investmentmanager

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Am Thema Wasser scheiden sich die Geister. Wasser darf nicht in die Hände der privaten Wirtschaft geraten, sind viele Menschen überzeugt. Immerhin handelt es sich um ein menschliches Grundrecht. Über dieses Thema hat sich das Tageblatt mit Andreas Fruschki unterhalten. Er ist Portfoliomanager eines Ende August neu in Luxemburg aufgelegten Investmentfonds von «Allianz Global Investors», der thematisch in den Bereich «Wasserversorgung» investiert.

Der Investmentfonds «Allianz Global Water» setzt dabei auf eine Strategie, die der Fondsmanager bereits seit zehn Jahren in den USA umsetzt. Der dortige Fonds verwaltet mehr als 600 Millionen Dollar. In den zehn Jahren seines Bestehens hat der Fonds einen Zuwachs von 180 Prozent erwirtschaftet. Die neue europäische Variante richtet sich an Privatleute sowie an institutionelle Anleger.

Wer nun glaubt, dass der Fonds vornehmlich weltweit Wasserreserven aufkauft, der wird von Andreas Fruschki überrascht. «Wir investieren nicht in die Ressource Wasser als solche und auch nicht Unternehmen, die Wasser in Plastikflaschen verkaufen», unterstreicht er. «Das ist nicht nachhaltig. Dadurch löst man keine Probleme. Wir aber wollen ein Teil der Lösung sein.»

Dann erklärt er die Philosophie hinter dem Fonds: «In 15 Jahren wird die Hälfte der Weltbevölkerung unter mangelndem Zugang zu sauberem Wasser leiden. Angesichts der weltweit steigenden Wassernachfrage sind Lösungen für eine nachhaltige Wasserversorgung unumgänglich, denn die Menge an sauberem Trinkwasser ist begrenzt, während die Nachfrage ständig steigt. Langfristig verschärft sich damit das Problem.» Solange dieses nicht gelöst ist, «werden Unternehmen, die Grundwasser in Plastikflaschen abfüllen, lediglich zur Verwaltung des Mangels beitragen», erklärt er. Dass daher mehr Geld in Wasserversorgung und -infrastruktur investiert werden muss, verstehe sich von selbst, so Fruschki weiter, «allerdings ist dies bislang nicht geschehen».

Wasserpreis besteht zu 80 Prozent aus Strom

In den USA seien beispielsweise viele Investitionen in die Wasserinfrastruktur nach der Finanzkrise von 2008 verschoben worden von den Gemeinden, wodurch sich ein Rückstau an Investitionen aufgebaut hat. Um diesen aufzulösen, wird der Markt für Wassertechnologien wohl künftig zweistellig wachsen, ist er überzeugt. Zudem gäbe es in Schwellenländern noch sehr viel zu tun, um die Wasserqualität zu verbessern. «Es muss vorwiegend in Infrastruktur, Effizienz und Qualität investiert werden», ist Andreas Fruschki überzeugt. «Die nötige Technologie gibt es bereits.»

Daher legt der Fonds die Gelder der Anleger in Unternehmen an, die Lösungen in Bezug auf Wasserknappheit und Verbesserung der Wasserqualität anbieten. Das Geld der Investoren fließt somit in Bereiche wie Wassernetzbetreiber, Pumpen und Speicher, Automatisierung, Ausrüstung und Messgeräte für Bewässerungsanlagen, Filter und Ventile sowie Abwasseraufbereitung. Auf etwas mehr als 30 Unternehmen hat der Fonds die Gelder verteilt.

Dass jeder Mensch Zugang zu Wasser haben muss, und dies möglichst kostengünstig, kann Andreas Fruschki mit unterschreiben. Er ist aber nicht der Meinung, dass es notgedrungen der Staat sein muss, der diesen Zugang anbietet. «Auch im Bereich der Lebensmittel- oder Gesundheitsversorgung gibt es private Anbieter», gibt der Fondsmanager zu bedenken. «Wichtig ist es, die Qualität des Wassers zu regulieren, nicht die Rechtsform des Anbieters.»

Schlussendlich müsse man «sich in den einzelnen Ländern anschauen, was – nach Qualität und Kosten – besser funktioniert.» Und ihm zufolge ist beispielsweise die Wasserqualität in Frankreich hoch und in den USA nicht. Gleichzeitig seien in Frankreich die Kosten niedriger. Demnach würde das stark auf private Unternehmen setzende Nachbarland viel besser abschneiden als die USA, wo die Wasserversorgung derzeit noch zu 95 Prozent in öffentlicher Hand ist.

Weiter gibt er zu bedenken, dass Wasser an sich kostenlos sein mag, da es als Regen zur Erde fällt, sauberes Trinkwasser jedoch nicht kostenlos angeboten werden kann: Gewinnung, Transport, und Aufbereitung des Wassers verursachen Kosten. Und dies führe dazu, dass bis zu 80 Prozent des Wasserpreises eigentlich für Stromkosten anfallen, um das kostbare Gut bis in die Haushalte zu liefern. «Die Kunden zahlen nicht für das Wasser – sondern für dessen Lieferung, das Filtern und das Säubern.»


Industriestaaten

Während weltweit die Landwirtschaft der – mit Abstand – größte Wasserverbraucher ist, so ist es in den Industriestaaten hingegen typischerweise die Industrie, so Fruschki. Letztere steht in den USA für einen Anteil von 50 bis 60 Prozent am Verbrauch. Satte 40 Prozent des Frischwassers wird in den USA allein zur Kühlung von Kraftwerken (Kohle, Gas und Nuklear) benötigt. Die Landwirtschaft steht für 30 bis 40 Prozent des Verbrauchs. Die Haushalte stehen dagegen nur für weniger als fünf Prozent des Verbrauchs.


 

 


 

 


 

 


 

 


 

 

 


 

Grober J-P.
24. Oktober 2018 - 10.51

"Schlussendlich müsse man “sich in den einzelnen Ländern anschauen, was – nach Qualität und Kosten – besser funktioniert.” Und ihm zufolge ist beispielsweise die Wasserqualität in Frankreich hoch und in den USA nicht." Was heißt das? Alles in private Hände, würde vorschlagen alles an die Firma mit dem N. Der Staat kann sowieso nichts an der der Wasserqualität ändern, das können nur private Unternehmen. Der Herr Fruschki hat nur selten französische Wasserhähne bedient, sonst wüsste er, dass in Frankreich nicht überall "Kristallwasser" aus den Leitungen fließt, auch aus privaten. Pure Life wird wohl nicht für jeden zugänglich sein, trotz Menschenrecht!!! Es wird schon so kommen, Wasser wertvoller als Öl, also Kriege.