„Vieles hängt von der Verpackung ab“ – Jeff Dax (LSAP) wird Nachfolger von Taina Bofferding im Escher Gemeinderat

„Vieles hängt von der Verpackung ab“ – Jeff Dax (LSAP) wird Nachfolger von Taina Bofferding im Escher Gemeinderat

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Vor einer Woche wurde Jeff Dax als Nachfolger der neuen Innenministerin Taina Bofferding im Escher Gemeinderat vereidigt. Bei seinen ersten Wahlen belegte er 2017 den siebten Platz auf der LSAP-Liste. Im Interview spricht der neue LSAP-Rat über die Vereinbarkeit von Beruf, Familie, Vereinsleben und Politik, die Erneuerung der Escher Sozialisten, seine Freundschaft zu Dan Codello und die Arbeit der neuen politischen Mehrheit.

Am 31. Dezember feiert Jeff Dax seinen 36. Geburtstag. Er ist nur wenige Wochen jünger als seine Vorgängerin Taina Bofferding, die als neue Hoffnungsträgerin der Escher LSAP nach den Wahlen 2023 zur Bürgermeisterin gekürt werden sollte. Mit ihrem Wechsel in die Regierung hat sie den Escher Sozialisten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ob Jeff Dax diese Lücke füllen kann, bleibt abzuwarten.

Dax ist seit dem 1. Januar 2006 Mitglied der LSAP. Er war zeitweise Präsident der Escher Jungsozialisten und als Mitglied der Jugendkommission an der Ausarbeitung des Jugendkommunalplans beteiligt. 2009 übernahm er eine Stelle im Amt für Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Esch. Sechs Jahre später wechselte er nach Schifflingen, um 2017 in Esch in den Gemeinderat gewählt zu werden. Dieses Ziel hat der Präsident des FC Commune und Sekretär des Interessenvereins Neudorf jetzt mit etwas Verzögerung erreicht. Das Amt des Escher Lasep-Präsidenten musste er kürzlich an den neuen CSV-Vorsitzenden der Sportkommission, Jacques Muller, abgeben.

Tageblatt: Sie sind verheiratet und Vater von drei kleinen Kindern. Neben Ihrem Beruf als Kommunikationsbeauftragter der Gemeinde Schifflingen sind Sie noch in mehreren Vereinen aktiv. Bleibt da noch Zeit für ein politisches Mandat?

Jeff Dax: Die Tage sind lang. Meine Frau und ich arbeiten beide in Vollzeit, auch wenn sie zurzeit im Elternurlaub ist. Vor drei Jahren sind wir in ein Haus gezogen. Das will natürlich auch abbezahlt werden, deshalb können wir auf unsere Jobs nicht verzichten.

Als Gemeinderatsmitglied bin ich noch in drei kommunalen Kommissionen vertreten. Ich denke aber darüber nach, jungen Parteimitgliedern die Möglichkeit zu bieten, mich in einer oder zwei dieser Kommissionen zu ersetzen. Auf diese Weise können sie die Funktionsweise einer Gemeinde kennenlernen.

Sie waren mehrere Jahre Vizepräsident der Escher LSAP. Im März haben Sie sich aus zeitlichen Gründen aus dem Vorstand zurückgezogen. Nun sind Sie Mitglied des Gemeinderats. Wo soll Ihre politische Reise hinführen?

Wer A sagt, muss auch B sagen. Es hat zwar gutgetan, wegen der familiären Verpflichtungen eine kurze Auszeit zu nehmen. Doch ich habe nicht lange darüber nachgedacht, ob ich das Gemeinderatsmandat annehmen soll. Meine persönlichen Erwartungen bei den Kommunalwahlen wurden weit übertroffen, selbst wenn es für die Escher LSAP insgesamt nicht so gut lief. Deshalb ist es ein persönliches Ziel, die ganze Mannschaft wieder so aufzustellen, dass wir dorthin zurückkommen, wo wir vor den Wahlen 2017 waren. Das wird nicht einfach, aber es gilt nun, die Botschaft des Wählers richtig zu analysieren und bis 2023 einen Plan aufzustellen, der den Wähler wieder überzeugen kann.

Was hat die LSAP in den vergangenen Jahren in Esch falsch gemacht?

Ich glaube nicht, dass unsere Politik vor 2017 schlecht war. Wir haben sie vielleicht nicht immer gut nach außen verkauft. Auf die Kommunikation muss sehr viel Wert gelegt werden. Man kann sich noch so viel Mühe geben, Dinge umzusetzen, doch wenn es einem nicht gelingt, diese Dinge an den Mann zu bringen, dann ist es so, als hätte man nichts getan. Wir müssen auf unseren Sprachgebrauch achten.

Was meinen Sie damit?

Nachdem Lydia Mutsch 2013 Gesundheitsministerin geworden war, haben wir unsere Politik nicht geändert. Trotzdem wurde behauptet, unter Vera Spautz seien wir nach links gerückt. Das war aber nicht der Fall. Vieles hängt von der Verpackung ab.

Die im März neu gewählte Präsidentin der Escher Sektion, Taina Bofferding, ist seit vergangener Woche Ministerin und wird künftig weit weg sein von Esch. Sollte sie Ihrer Meinung nach trotzdem den Sektionsvorsitz behalten?

Die strukturelle Reorganisation der Sektion mit einem verkleinerten und verjüngten Vorstand ist auf einem guten Weg. Taina Bofferding hat sich bereit erklärt, das Amt der Sektionspräsidentin weiterhin auszuführen. Sie wohnt noch in Esch und kann die Bindung zur Sektion auf diesem Weg aufrechterhalten. Ich denke, dass jetzt nicht der richtige Moment für einen erneuten Wechsel ist und Taina Bofferding bis zu den nächsten Wahlen Präsidentin bleiben sollte.

Die LSAP hat nach der Wahlniederlage von 2017 analysiert, sie sei zu selbstgefällig und arrogant aufgetreten. Neben der Erneuerung der Sektion sollte auch die Fraktion zum Teil verjüngt werden. Wie schätzen Sie die Lage aktuell ein?

Ich bin der Meinung, dass diese Selbstgefälligkeit kontinuierlich zunimmt, je länger jemand politisch im Mittelpunkt steht. Als Mitglied der Exekutive ist man viel gefragt und steht häufig in der Kritik. Man muss ständig Entscheidungen treffen, die dem einen gefallen und dem anderen nicht. Wenn zwei Leute eine Sozialwohnung wollen und es ist nur eine verfügbar, wird einer von beiden enttäuscht sein. Um auch mal abschalten zu können, muss man eine Schutzmauer aufbauen. Anders geht es nicht.

Je länger jemand dabei ist, desto dicker wird seine Schutzmauer. Gleichzeitig nimmt mit der Erfahrung auch die Kompetenz zu. Und damit die Überzeugung, das Richtige zu tun. Niemand lässt sich gerne in seine Arbeit reinreden. Doch als verantwortlicher Politiker muss man damit leben, dass alle mitreden wollen und zu wissen glauben, wie es gemacht werden soll. Die Frage ist aber, wie man damit umgeht.

2017 waren unter den zehn Erstgewählten auf der LSAP-Liste mit Taina Bofferding, Mike Hansen, Ihnen, Stéphane Biwer und Ben Funck fünf Kandidaten unter 40. Wann wird die Verjüngung auch in der Fraktion umgesetzt?

Ich habe mich beim Referendum für eine Begrenzung der Regierungsmandate ausgesprochen. Auch wenn die Erfahrung der etablierten Politiker uns jetzt bei der Oppositionsarbeit im Gemeinderat zugutekommt. Wir haben auf der Generalversammlung im März eine Verjüngung angekündigt. Ich bin aber nicht die Person, die entscheidet, wer wann aufhören soll. Es sollte den Betroffenen selbst überlassen sein.

Es kann aber nicht schaden, wenn sie ab und zu zurückschauen. Hinter ihnen warten mehrere jüngere und motivierte Kandidaten. Einer der Erfahrenen hat bereits angekündigt, er könne sich vorstellen, noch im Laufe dieser Mandatsperiode sein Amt niederzulegen.

Sie sind ein guter Freund von Dan Codello, der seit seinem Parteiaustritt bei vielen LSAP-Mitgliedern nicht mehr sonderlich beliebt ist. Wie gehen Sie damit um?

Ich habe Dan Codello im Rahmen meines politischen Engagements in der LSAP kennengelernt. Er war einer von denen, die die jungen Parteimitglieder zu den Leuten und den Vereinen mitgenommen haben. Wir haben uns gleich gut verstanden und im Laufe der Zeit ist eine enge Freundschaft zwischen uns entstanden. Er ist sogar Patenonkel meines zweiten Kindes.

Gute Freunde gehören für mich zur Familie. Und ein Familienmitglied lässt man ja auch nicht hängen, nur weil es zum Beispiel zu einem anderen Fußballverein hält. Ich werde unsere Freundschaft jedenfalls nicht deshalb opfern. Man muss Politik und Privates trennen. Auch wenn er die Partei verlassen und einen anderen Weg gewählt hat, gehen wir noch zusammen essen. Wir diskutieren viel und sind längst nicht immer einer Meinung. Doch so ist das nun mal unter Freunden. Für mich wird es jedoch nie eine andere Partei als die LSAP geben.

Der Stadt Esch haftet seit Jahren ein schlechtes Image an, das sie einfach nicht loszuwerden scheint. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Esch ist nicht mehr die Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Die florierende Alzettestraße gibt es nicht mehr. Die Zeiten, in denen man anstehen musste, um in einem Restaurant in der Brillstraße einen Platz zu bekommen, sind vorbei. Wenn man ehrlich ist, hat sich nicht nur das Image von Esch verändert, sondern auch die Stadt selbst. Es gibt sehr wohl Nachholbedarf, doch so einfach ist das nicht.

Das erkennt mittlerweile auch die neue politische Mehrheit, die immer bemängelte, dass nichts für die Geschäfte getan werde, als sie noch in der Opposition war. Jetzt sind CSV und DP über ein Jahr an der Macht. Und es hat sich nichts getan. Die geplante Zusammenarbeit mit dem Geschäftsverband hat es auch schon vorher gegeben. Die Idee mit den Pop-up-Stores ist gut. Doch ob diese Maßnahme wieder die Massen nach Esch ziehen wird? Ich glaube nicht.Auch im Hinblick auf das Unsicherheitsgefühl hat sich in den vergangenen Monaten nichts verändert. Durch das Internet zirkulieren die Informationen natürlich auch viel schneller und erreichen viel mehr Menschen.

Wie beurteilen Sie die bisherige Arbeit der schwarz-grün-blauen Mehrheit insgesamt?

Der Wahlkampfslogan der CSV, in Esch gehe es nicht voran, könnte ihr nun selbst zum Verhängnis werden. Die Projekte, auf die sie das Hauptaugenmerk gelegt hat, kommen auch nicht voran. Die neue Sporthalle soll im Januar vorgestellt werden. Ich bin schon gespannt, da ja jetzt ein Mann vom Fach die Zügel in die Hand genommen hat. Die Escher merken mittlerweile, dass die neue Mehrheit auch nur mit Wasser kocht und nicht jede Verzögerung von der Willkür des Schöffenrats abhängt.