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Tukastan ist wieder online: Wie luxemburgische Hilfskräfte einen Notfalleinsatz im „Erdbebengebiet“ üben

Tukastan ist wieder online: Wie luxemburgische Hilfskräfte einen Notfalleinsatz im „Erdbebengebiet“ üben
Na? Klappt es jetzt mit der Internetverbindung? Mitarbeiter des THW in der Rolle von „Einheimischen“ des fiktiven Staates.

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Tukastan gibt es natürlich nicht wirklich. Oder doch? Zumindest einmal im Jahr geht es in dem fiktiven Staat – eigentlich handelt es sich dabei um ein weiträumiges Gelände in Süddeutschland bei Neuhausen nahe Stuttgart – hoch her. Dann, wenn die Teilnehmer internationaler Hilfsorganisationen hier den Notfall üben. So wie diese Woche, als in Tukastan die Erde bebte.

Seit 2012 finden in einem Waldgebiet in Süddeutschland alljährlich groß angelegte Notfallübungen statt, an denen sich Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt beteiligen. Luxemburg war von Anfang an mit dabei. Dieses Jahr nannte sich die Übung «Gear.Up» und fand vom Montag bis  Freitag statt. Rund 200 Teilnehmer von 40 diversen Organisationen aus vielen verschiedenen Ländern waren diesmal dabei, darunter auch das HIT (siehe untenstehenden Text «International im Einsatz»).

Gilles Hoffmann, Leiter dieser Spezialabteilung des CGDIS, war am Sonntag gemeinsam mit Tom de Waha und Bram Krieps von Lintgen aus mit einem gut gefüllten Einsatzlaster der Luxemburger Rettungsdienste von Lintgen aus nach Neuhausen gestartet. «Am Montag haben wir dann unser Material aufgebaut», erklärt er, «und am Dienstag ging es dann so richtig los.» Bei der diesjährigen Übung ging es unter anderem darum, in dem fiktiven Staat Tukastan das durch ein «Erdbeben» zerstörte Kommunikationsnetz – sprich Internet und Telefon – wieder herzurichten. «Erschwert wurde der Einsatz dabei dadurch, dass wir an drei verschiedenen Orten im Einsatz waren, wobei diese jeweils 300 Kilometer auseinander lagen», betont Hoffmann. Natürlich waren auch diese «jeweils 300 Kilometer» fiktiv, so groß ist das Übungsgelände nun doch nicht.

Also wurden die Distanzen – genauso wie das Erdbeben selbst – simuliert. Ein Sahnehäubchen obendrauf: Sogar eine Zeitung gibt es in dem fiktiven Land: The Tukastan Compatriot. Und auch die berichtete über das Geschehen: «Eartquake Aftershocks worsen the situation» titelte das Blatt am vergangenen Dienstag. Also Nachbeben würden die Lage verschlimmern.

Das luxemburgische Hilfsteam baute schließlich neben drei mobilen Satellitenanlagen auch drei feste in Tukastan auf und sorgte somit binnen kürzester Zeit dafür, dass die übrigen Teilnehmer an der Hilfsaktion – genauso wie die Einheimischen – wieder Zugang zum weltweiten Netz hatten. «Alles hat bestens geklappt», freut sich der Einsatzleiter aus dem Großherzogtum.

Selbst die «lokale Presse» aus Tukastan berichtete vom internationalen Hilfseinsatz im Katastrophengebiet

«Das Ziel der Übung ist es, Ausrüstung und Fähigkeiten unter stressigen Bedingungen zu testen, sodass sie bereit sind, mit den Strapazen des Einsatzes fertig zu werden», erklärt Mike Zandvliet, einer der Verantwortlichen der Notfallübung. Die Simulation soll die Teilnehmer in realistische Notfallszenarien versetzen und ihre Reaktionskapazitäten und Fähigkeiten testen. Während der gesamten Woche arbeiteten Teilnehmer aus einem breiten Spektrum von humanitären Organisationen zusammen, indem sie Logistik- und Kommunikations-Infrastruktur sowie die damit verbundene Unterstützung bereitstellten. Am Samstag kehrt das HIT-Einsatzteam wieder nach Luxemburg zurück.

 


International im Einsatz

Das HIT («Humanitarian Intervention Team» ist eine Spezialabteiliung des CGDIS («Corps grand-ducal d’incendie et de secours») und besteht seit 1999. Ein- bis zweimal pro Jahr kommt diese Abteilung, die aus rund 50 Freiwilligen besteht, in Gebieten rund um den Globus zum Einsatz, in Regionen, die beispielsweise von Erdbeben, Flut- oder Sturmkatastrophen betroffen sind. Ihre Spezialität liegt dabei im Bereich der Wiederherstellung von Kommunikationsmitteln – wie Telefon oder Internet – durch den Aufbau mobiler Satellitenanlagen. Siehe auch unsere Mittwochsausgabe, Seite 5.