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Tödlicher Müll: Umweltministerium stellt neue Kampagne in Differdingen vor

Tödlicher Müll: Umweltministerium stellt neue Kampagne in Differdingen vor

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Im Rahmen der alljährlichen „Grouss Bëschbotz“ der Gemeinde Differdingen stellte Umweltministerin Carole Dieschbourg die neue Sensibilisierungskampagne „Offall kann déidlech sinn – Gehei näischt an d’Natur“ vor.

Von Marc Gatti

An der von der Gemeindeverwaltung Differdingen in Zusammenarbeit mit der lokalen Umweltkommission organisierten traditionellen „Grouss Bëschbotz 2019“ nahmen um die 250 motivierte Helfer teil, die während gut zwei Stunden die Feldwege und den Wald durchforsteten, um den arglos weggeworfenen Müll einzusammeln. Eingesammelt wurden eine jede Menge Hausmüll, Autoreifen, Metallteile usw. Gegen Mittag wurde den Helfern als Belohnung für ihren Einsatz neben einem großen Dank der Gemeindeverwaltung ein herzhafter „Ierzebulli“ serviert.

Die neue Kampagne des Umweltministeriums in Zusammenarbeit mit der „Ëmweltberodung Lëtzebuerg asbl“ und der Gemeinde Differdingen soll auf die Problematik des Litterings in Luxemburg hinweisen.

Jahr für Jahr werden Tonnen von Müll nicht nur an Straßen und auf Wanderwegen, sondern auch in Parks und auf Spielplätzen weggeworfen. Viele Menschen werfen ihren Müll bei Festen, Festivals oder Openair-Konzerten einfach auf den Boden oder beim Autofahren durchs Fenster, ohne an die Konsequenzen zu denken.

Wie bei der Vorstellung am Samstag auf dem Differdinger Thillenberg betont wurde, gehören Zigarettenkippen, leere Verpackungen wie Dosen und Fast-Food-Verpackungen sowie Kaugummi zu den am meisten weggeworfenen Gegenständen. Das Phänomen der illegalen Abfallentsorgung betrifft im Gegensatz zu dem, was allgemein angenommen wird, die Gesellschaft als Ganzes, unabhängig von Alter, Geschlecht oder privater Situation der Person.

1.500 Gegenstände gefunden

Wie der Vertreter der „Ëmweltberodung“, Guy Spanier, bei der Vorstellung präzisierte, sei es erschreckend, was an illegalen Abfällen eingesammelt werde. So wurden kürzlich entlang eines Baches auf einer einen Kilometer langen Strecke nicht weniger als 1.500 Gegenstände gefunden, darunter 525 Stück aus Plastik, 228 Plastiktüten und 218 Flaschen aus Kunststoff. Umweltministerin Carole Dieschbourg betonte, dass in den vergangenen zwölf Monaten bereits 227 Umweltverschmutzer gestellt werden konnten. Von der Polizei oder der Zollverwaltung wurden kostenpflichtige Verwarnungen in Höhe von 32.916 Euro ausgestellt. Die anfallenden Geldstrafen liegen bei 24 bis 250 Euro.

Müll wirkt sich nicht nur auf das Erscheinungsbild einer Stadt oder der natürlichen Landschaft aus, sondern verursacht auch alle möglichen schwerwiegenden Probleme. Kunststoffabfälle werden zu Mikroplastik (Teile von unter 5 mm) abgebaut, das sich in den Körpern von Lebewesen ansammelt, die Gesundheit von Mensch und Tier schädigt und von Flüssen ins Meer getragen wird. Studien, Tiere, die ausschließlich in den Ozeanen leben, nehmen jährlich bis zu sechs Tonnen Mikroplastik auf. Schätzungen zufolge befinden sich derzeit 100 bis 142 Millionen Tonnen Abfälle in den Ozeanen.

Das Littering führt zu beachtlichen Unkosten bei der öffentlichen Hand, die dann über Steuern an die Bürger weitergegeben werden. Diese Kosten für die Reinigung der Staatsstraßen durch die Straßenverwaltung werden mit 1,2 Millionen Euro pro Jahr veranschlagt. 90% dieser Kosten sind Personalkosten. Kommunale und private Reinigungsaktionen werden in diesen Berechnungen nicht berücksichtigt. Die Kosten für den kommunalen Sektor können ebenfalls auf rund 1,2 Millionen Euro geschätzt werden.

Da diese wild abgelagerten Abfälle neben Schädlingen und Ratten allerlei Ungeziefer anziehen können, führt dies allemal auch zu indirekten Kosten. Touristische Anziehungspunkte, an denen dieses unliebsame Phänomen zutage tritt, verlieren an Attraktivität und werden somit abgewertet.