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Tennisturnier auf Kockelscheuer: Viele Sicherheitsbeauftragte arbeiten ehrenamtlich

Tennisturnier auf Kockelscheuer: Viele Sicherheitsbeauftragte arbeiten ehrenamtlich

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30 Menschen sorgen sieben Tage lang für die Sicherheit der Menschen beim Turnier in Kockelscheuer. Das Security Team, das von Emmanuel Sadler und Raymond Straus koordiniert wird, hat dabei eine Menge zu tun. Besonders bemerkenswert: Viele Sicherheitsbeauftragte verrichten ihre Arbeit ehrenamtlich.

Von Pascal Gillen

Es gibt viele verschiedene Aspekte, die das Team um Sadler und Straus in den Tagen des Turniers in Kockelscheuer berücksichtigen muss. Neben klassischen Aufgaben wie der Kontrolle von Rucksäcken und der Überprüfung der Zugänge gibt es für die rund 30 Freiwilligen noch allerlei andere Aufgaben. «Sobald die Spielerinnen das Gebäude betreten, sind wir für ihre Sicherheit verantwortlich. Wir begleiten sie dann fast überallhin», so Straus. Mindestens eine halbe Stunde vor Spielbeginn müssen die Aktiven das Gebäude betreten. Dann gelten die strikten Normen, die von der WTA vorgeschrieben werden. «Es gibt eine festgeschriebene Anzahl an Leuten, die an den Spielfeldern präsent sein müssen. Zudem muss hinter jeder Spielerin eine Person stehen, um auf sie aufzupassen. Sollte eine Teilnehmerin beispielsweise mal auf die Toilette gehen wollen, dann müssen zwei Personen sie begleiten. Ist das nicht der Fall, dann werden wir recht schnell darüber informiert.»

Die WTA ist dafür bekannt, ihre Arbeit diszipliniert und sehr konsequent durchzuführen. Für die Freiwilligen ist das nicht immer ganz einfach. «Wir leben vom Ehrenamt. Und da die Normen sehr streng und wir keine professionellen Sicherheitsleute sind, ist das manchmal etwas kompliziert», erklärt Sadler. Auch vor Autogrammjägern müssen die Teilnehmerinnen ab und an beschützt werden. «Wenn diese den Sportlerinnen zu nah kommen, müssen wir eingreifen. Auch wenn die Spielerinnen keine Selfies geben möchten, müssen wir sie in Schutz nehmen», führt er weiter an. Selbst die Trainingsplätze, die direkt an die Wettbewerbsplätze angrenzen, werden von Sicherheitsbeauftragten überwacht.

Gaston Muller (freiwilliger Helfer): «Wir haben die ‹Warm-up Area› abgesperrt, auf die ich momentan aufpasse. Die WTA war etwas verärgert, da es eine Spielerin gab, die sich von den Autogrammjägern zu sehr bedrängt gefühlt hat. Demnach werden wir jetzt etwas mehr Ausschau halten. Insgesamt werde ich aber für jenen Bereich eingeteilt, für den die Leute am dringendsten gebraucht werden. Das kann sich schnell ändern.»

«Bei den Eingängen vom Center Court und Platz eins müssen jeweils Freiwillige darauf achten, dass niemand die Tribünen betritt, wenn gespielt wird. An den Spielfeldern stehen dann noch Leute, die darauf aufpassen, dass niemand das Spiel stört», erläutert Sadler. Auch das Village und der VIP-Bereich werden von den Helfern kontrolliert. «Wir sind keine Profis, aber wir arbeiten so gut, wie wir können, damit alle eine gute Zeit hier haben.»

Zudem arbeiten die Sicherheitsbeauftragten vom Turnier in Kockelscheuer eng mit der Polizei zusammen. Im Vorfeld solcher Großereignisse analysiert die Polizei die Sicherheitslage und stuft diese dann in einen Sicherheitsgrad ein. Hierbei wird beispielsweise berücksichtigt, ob hierzulande eine Terrorwarnung herausgegeben wurde oder anderweitige Gefahren bestehen. «Die Polizei entscheidet dann, ob drastischere Sicherheitsmaßnahmen unternommen werden müssen. Für das Turnier hier besteht kein Terrorverdacht, aber dennoch kommt die Polizei immer wieder hierhin und zeigt, dass sie präsent ist. Klar ist aber auch, dass hier viel mehr Polizisten wären, wenn es Gefahren gäbe», gibt Sadler zu verstehen.

Vic Faber (freiwilliger Helfer): «Ich bin hier für die Parkplätze zuständig. Viele Leute kommen aus Deutschland oder Belgien direkt hierhin zum Center, aber die müssen wir leider woanders hinschicken, weil sie ihren Wagen hier nicht abstellen dürfen. Das ist manchmal ein Problem, weil sie keinen anderen Parkplatz finden und daraufhin in die Stadt ausweichen müssen.»

Wenn Besuche von Prominenten angekündigt werden, muss das Security-Team rigoroser arbeiten. Lediglich beim Besuch vom Großherzog oder Premierminister müssen sich die Freiwilligen nicht um die Sicherheit der Ehrengäste kümmern. «Ein Tag vorher wissen wir bereits, wer am nächsten Tag kommen wird. Beim Großherzog oder Premierminister ist es so, dass deren Sicherheitsleute uns schon am Tag zuvor einen Besuch abstatten und sich ein Bild der Lage machen. Am Tag des Besuchs kümmern sie sich dann auch um ihre Sicherheit», so Sadler.

Seit drei Jahren ist er bereits dabei, für seinen Kollegen Straus ist es bereits das vierte Mal, dass er sich um die Sicherheit beim WTA-Turnier kümmert. Über die Jahre hat sich laut Straus nicht viel verändert. «Unsere Leute müssen häufiger und präziser in die Rucksäcke schauen. Die Taschen müssen genauer kontrolliert werden. Aber insgesamt haben wir bis jetzt Glück gehabt, denn es gab bisher noch keinen besonderen Vorfall», erklärt er. Die beiden haben bisher weder sogenannte «Flitzer» noch Ruhestörer beim Turnier angetroffen.

Kemul Sinanovic (freiwilliger Helfer): «Ich sitze mit einem anderen Kollegen am Eingang vom CK Sportcenter. Wir passen darauf auf, dass niemand hier reinkommt, der nicht die Verfügung dafür hat. Meistens sind es Journalisten, Spieler oder deren Betreuer, die hier reinkommen. Ich sitze den ganzen Tag von morgens 11 Uhr bis spätabends hier.»

Die WTA schätzt dennoch die Anwesenheit der Security – immerhin ist es deren Aufgabe, in Ernstfällen einzugreifen. Bei Turnieren ähnlicher Größe kommen solche übrigens nicht gerade selten vor. «Gestern ist ein Spotter hier angekommen, der von der WTA geschickt worden ist. Er ist für die Wettbetrüger verantwortlich, die wir dann aus dem Publikum ziehen müssen», so Straus. Immer wieder gibt es Menschen, die bei solchen Turnieren Geld durch Wetten gewinnen wollen. Die Betrüger tippen auf einen Punkt und kurz bevor das Resultat im Fernsehen gezeigt wird, was einen Unterschied von einer Sekunde ausmacht, haben die Gauner bereits übers Handy das Geld abgesahnt. «Sobald der Spotter einen solchen Menschen ausgemacht hat, müssen wir ihn rausschicken. Die WTA hat uns ebenfalls eine Liste mit Bildern von Menschen gegeben, die dafür bekannt sind. Der Spotter kennt diese Gesichter aber auch ganz genau. Seine Aufgabe ist es also lediglich, von Dienstag bis Samstag auf solche Betrüger im Publikum zu achten», erzählt Straus.

Dass es Tage gibt, an denen die Helfer von vormittags bis nachts gegen 0.30 Uhr arbeiten müssen, ist keine Rarität. Die beiden Sicherheitsbeauftragten schätzen das Engagement ihrer Leute deswegen besonders. «Emmanuel macht vor den Turnieren einen großen Einsatzplan, auf welchem sich die Leute dann einschreiben können. Wir wissen dann, wer wo eingeteilt ist. Spät am Abend gibt es immer mal wieder Engpässe, weil nicht jeder begeistert ist, bis nach Mitternacht hierzubleiben. Aber wir haben das bis jetzt immer geschafft. Wir geben immer unser Bestes und sind am Ende froh, wenn es keine Zwischenfälle gab.»

Jean-Paul Poos (freiwilliger Helfer): «Meine Aufgabe ist es, die Leute reinzulassen, wenn das Spiel pausiert. Die wartenden Zuschauer müssen sich während des Spiels ruhig verhalten und dürfen das Spiel nicht stören. Ich mache das die ganze Woche über und das schon seit 2001. Ich interessiere mich für Tennis, wohne in der Nähe und mache das sehr gerne. In den 70ern hatte ich Danielle Maas als Schülerin, von daher war schon früher eine Verbindung gegeben.»