Statistik und die Menschen dahinter: Die Veröffentlichung von Statec-Erhebungen ist eine Gratwanderung

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Die Daten des Statec sollen gleichzeitig vertraulich behandelt werden und der Öffentlichkeit von Nutzen sein. Manchmal ist das ein Spagat, wie Aussagen von Wirtschaftsminister Etienne Schneider nahelegen.

Wenn das statistische Amt Statec Daten von Bürgern und Unternehmen erhebt, muss es damit vorsichtig umgehen. Das gilt besonders für sogenannte Mikrodaten – also statistische Daten zu einer bestimmten Person. Einerseits müssen die Persönlichkeitsrechte der Befragten gewahrt werden. Andererseits benötigen Forscher umfangreichen Zugang zu Daten für ihre Arbeiten. Und auch für Wissenschaftler außerhalb des Amtes (zum Beispiel an der Uni) könnten solche Daten bei ihrer Forschung nützlich sein.

«Es geht also darum, ein Gleichgewicht zwischen Datenschutz und -verbreitung sowie zwischen Sicherheit und Offenheit zu finden», schreibt Wirtschaftsminister Etienne Schneider in seiner Antwort auf die parlamentarische Anfrage des Piraten-Abgeordneten Sven Clement. Dieser hatte sich in seiner Frage mit dem Thema beschäftigt und wollte in Erfahrung bringen, ob das Statec der Öffentlichkeit anonymisierte Mikrodaten zur Verfügung stelle. Falls ja, wollte Clement wissen, wo diese zu finden seien, und falls nein, mit welcher Begründung das Statec diese Daten der Öffentlichkeit vorenthalte.

Öffentliche Datensätze

«Das Statec stellt bereits jetzt der Öffentlichkeit anonymisierte Mikrodaten zur Verfügung. Diese Daten wurden im Rahmen von zwei Studien des Statec und seiner europäischen Kollegen gesammelt», schreibt der Wirtschaftsminister. Zum einen handelt es sich dabei um die europäische Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen, zum anderen um die Erhebung «Force de travail» über die beruflichen Aktivitäten von Privatpersonen.

Beide Datensätze werden in der Europäischen Union harmonisiert und die Mikrodaten werden von der europäischen Statistikbehörde Eurostat gesammelt, wie der Minister erklärt. Auf der Internetseite von Eurostat kann jeder die anonymisierten Dateien mit den Mikrodaten über Luxemburg herunterladen – für den Zeitraum von 2004 bis 2013.

«Auf der Eurostat-Internetseite werden die Benutzer darüber informiert, dass die Daten in diesen Datensätzen, die als ‹public use files› bezeichnet werden, ordnungsgemäß anonymisiert wurden. Unter anderem um zu verhindern, dass versucht wird, damit einzelne Leute zu identifizieren», so der Minister weiter. Diese Anonymisierungstechnik gehe deutlich weiter als das einfache Löschen von Namen und offensichtlichen Daten, mit denen Menschen identifiziert werden können, beispielsweise der Matrikelnummer.

Stärker anonymisieren

In den Augen des Wirtschaftsministers gibt es einen «großen Unterschied» zwischen Forschern, die Daten analysieren und sich dabei an strenge Regeln halten, die sie bereits im Voraus aufgestellt haben, und anderen Personen, die versuchen könnten, Individuen anhand der Antworten, die diese bei der Erhebung gegeben haben, zu identifizieren.

Um die Daten einer breiten Öffentlichkeit, auch außerhalb der Forschung, zur Verfügung zu stellen, müssten sie also stärker anonymisiert werden, sagt Schneider, wodurch viele Informationen im Datensatz nicht mehr vorkommen würden. Tatsächlich müsste aber in einigen Fällen der Datenschutz noch verstärkt werden.

Statec veröffentliche zudem Daten über das Open-DataOnlineportal data.public.lu und habe mit 160 Tabellen mit aggregierten Daten einen «wichtigen Beitrag» geleistet. Als nationales Institut für Statistik und wirtschaftliche Studien begrüße und unterstütze Statec Luxemburgs Open-Data-Initiative, behauptet der Minister. Man sei sich durchaus bewusst, dass die Bürger das Sammeln von Mikrodaten finanzieren, damit öffentliche Statistiken erstellt werden können.

Demnach sollte den Bürgern der Zugang zu solchen erhobenen Daten auch nicht von vornherein vorenthalten werden. Tatsächlich habe der «Conseil supérieur» für Statistik – in dem auch Mitglieder der Zivilgesellschaft sitzen und der unter anderem die Arbeit des Statec überwacht – von einem europäischen Expertenausschuss den Auftrag erhalten, präzise Regeln und Verfahren auszuarbeiten, was den Zugang zu Mikrodaten in Luxemburg angeht. Abschließend meinte Schneider: «Et bleift nach ze soen, dass d’Recherche och eng vun de Missioune vum Statec ass an dass souwuel d’Chercheure wéi och Master- an Doktorat-Studenten Zougank op individuell Donnéeë kréien.»