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„Sportstadt par excellence“ – Düdelingen ist European Town of Sport 2019

„Sportstadt par excellence“ – Düdelingen ist European Town of Sport 2019

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„European Town of Sport 2019“, reichlich Diskussionen um ein neues Stadion für
den F91 Düdelingen und ein Ultimatum von Flavio Becca: In den vergangenen Tagen gab es viel Gesprächsstoff rund um das Thema Sport in der „Forge du Sud“. Grund genug, bei den Gemeindeoberen nachzuhaken.

Tageblatt: Vor ein paar Tagen wurde Düdelingen als „European Town of Sport 2019“ ausgezeichnet. Was bedeutet das für die Stadt, Herr Spina?

Loris Spina: Interessant ist, dass die Initiative von unserem „Service des sports“ ausging. Wir haben das natürlich voll unterstützt und uns gleich das Bidbook zukommen lassen. Nachdem wir unsere Kandidatur gestellt hatten, wurde eine Delegation bei uns vorstellig, die während ein paar Tagen Einblick in die einzelnen Bereiche erhielt: Leistungssport, Schulsport sowie den Bereich „Sports pour tous“. Die ganze Bandbreite also. Wir haben ja reichlich zu bieten. Ich denke da auch an Events wie die „Nuit des sports“ oder den Schulsporttag sowie an Vereine wie den American Football. An sich bekamen wir schnell grünes Licht …

Dan Biancalana: Die Delegation kam schnell zum Schluss, dass Düdelingen als Stadt in der Kategorie unter 25.000 Einwohner ein hohes Niveau an Infrastruktur bietet und sowohl der Breiten- als auch Spitzensport im Vergleich zu anderen europäischen Städten auf einem sehr guten Niveau ist. Wir schneiden prima ab. Auch im integrativen Bereich. Ich denke dabei auch an die Lasel und die Lasep. Der Delegation ging es aber auch darum, zu sehen, wie sich der Sport in das soziale Gefüge einreiht.

War das Ehrenamt auch ein Thema?

L.S.: Und ob. Wir haben ja auch nicht umsonst einen „Prix du bénévolat“, der jedes Jahr verliehen wird. Auszeichnungen für jene, die mit anpacken auf freiwilliger Basis und während ihrer Freizeit.

Ist Düdelingen denn jetzt so etwas wie die Sporthauptstadt Luxemburgs angesichts der ganzen Erfolge der Klubs, allen voran des F91 Düdelingen?

D.B.: Düdelingen ist eine Sportstadt par excellence. Und den Sportlern und ihren Vereinen, sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene, sagt man landesweit nach, dass man sie erst einmal schlagen muss (lacht).

Was bedeutet diese Auszeichnung nun konkret?

D.B.: Es ist jetzt nicht so, dass es eine finanzielle Bezuschussung gibt. Die Auszeichnung ist pure Motivation für uns, weiterhin gezielt in unsere Sportinfrastruktur investieren. Die Botschaft ist auch, dass wir im Bereich Sport auf einem guten Weg und in der Lage sind, einen draufzusetzen. In den letzten Monaten haben sich ja reichlich Sportarten hier angesiedelt, die ich als „hors du commun“ bezeichnen möchte: Rugby oder Roller-Derby, eine Indoor-Sportart, die im Kommen ist, sowie Paddel-Tennis, ein Mix zwischen Tennis und Squash, um nur diese drei zu nennen. „On sort des sentiers battus“, bin ich geneigt zu sagen. Außerdem verfügen wir über hervorragende Einrichtungen.

Stichwort Infrastruktur. Das sieht aber Flavio Becca nicht so, der die Gemeinde gehörig unter Druck gesetzt hat mit seinem Ultimatum in Sachen Stadion-Neubau. Hat er das denn auch so kommuniziert und wann hat er sein Anliegen eigentlich erstmals zum Ausdruck gebracht?

D.B.: Wir wurden das erste Mal vor einigen Monaten mit dieser Aussage konfrontiert. Via Presse und noch vor den Sommerferien. Ich habe damals auf den Artikel im Luxemburger Wort reagiert und Stellung bezogen. Es gab stets Sitzungen mit den Verantwortlichen des Vereins, was die Instandsetzung des Stade Nosbaum betrifft. Wir haben uns in der Vergangenheit nicht unter Druck setzen lassen und werden das auch in der Gegenwart nicht tun. Fakt ist, dass wir im März mit Flavio Becca und F91-Präsident Romain Schumacher an einem Tisch saßen und sachlich über das Thema diskutiert haben.

L.S.: Im Übrigen treffen wir uns regelmäßig mit den Vertretern aller Vereine, um auszuloten, welche Bedürfnisse sie haben und wo der Schuh drückt. Dann gibt es aber auch eine Schöffenratserklärung und aus ihr geht unmissverständlich hervor, dass in dieser Legislaturperiode der Bau eines neuen Stadions nicht geplant ist.

D.B.: Wir lassen uns nicht von Flavio Becca unter Druck setzen. Ein Stadion-Neubau ist ein großes Projekt. Da braucht es Zeit, um zu planen. Zudem verfügen wir nicht über die nötigen Grundstücke, um ein solches Projekt gegebenenfalls dort zu realisieren, wo einst Stade Düdelingen gespielt hat und der F91 vier Trainingsplätze zur Verfügung hat.

Gibt es andere Optionen?

L.S.: Eine Option wäre, am Standort Stade Jos Nosbaum ein neues Stadion zu bauen, wobei das allerdings ein schwieriges Unterfangen ist. Wegen der Lage.

D.B.: Das ist voll und ganz richtig. Dort, wo sich die Trainingsplätze des F91 Düdelingen befinden, wäre an sich reichlich Platz für einen Neubau. Aber die Grundstücke gehören nicht der Gemeinde. Wir müssten diese kaufen und/oder tauschen. Und wir wissen alle, dass das kein einfaches und zudem ein zeitintensives Unterfangen ist. Flavio Becca hat sich halt selber dieses Ultimatum gesetzt hinsichtlich einer Entscheidung. Das ist sein gutes Recht.

Wann hat Ihnen Flavio Becca denn mitgeteilt, dass er gerne ein neues Stadion hätte?

D.B.: Wir haben stets mit offenen Karten gespielt. Und es steht nichts von einem Neubau in der Schöffenratserklärung. Fakt ist, dass wir weiterhin in die bestehende Infrastruktur investieren und diese instand setzen.

Wie war seine Reaktion?

D.B.: Wir haben ihm das so mitgeteilt und dann versucht, Lösungen zu finden. Zu dem Zeitpunkt waren wir ja dann noch zusammen unterwegs, um es mal so zu formulieren. Wir waren stets lösungsorientiert.

L.S.: Wir haben auch angeregt, dass sich die betroffenen Gemeindedienste mit seinen Angestellten zusammensetzen, um von deren Erfahrung zu profitieren. Wir waren wie gesagt immer lösungsorientiert, doch ohne dass sich an der Frist etwas geändert hätte.

Wie ging es dann weiter?

D.B.: Das Thema wurde immer wieder via Presse aufgekocht. Wir verfügen nicht über die nötigen Grundstücke. Zudem braucht es eine Planungsphase. Welche Auswirkungen hat ein solches Stadion? Wie ist es um die Mobilität bestellt? Was ist mit dem Parkraum? Können wir dort auch Wohnraum schaffen? Es geht ja nicht nur um eine grüne Wiese. Wir brauchen ein Gesamtkonzept. Und dessen waren sich alle Parteien inklusive Vertretern des F91 Düdelingen bewusst. Und Flavio Becca ist ja gut genug platziert, um zu wissen, dass ein solches Projekt Zeit braucht.

Bedauern Sie denn nun seinen Entschluss, nicht mehr als Mäzen beim F91 Düdelingen weiterzumachen?

D.B.: Uns sind alle Vereine wichtig. Die sportlichen Leistungen des F91 sind natürlich phänomenal. Und wer weiß schon, ob noch einmal ein Luxemburger Verein in die Gruppenphase der Europa League einzieht. Wir sprechen hier nicht von Bedauern, denn alle unsere Klubs sind uns wichtig. Speziell auch die Jugendarbeit. Es ist auch nicht so, dass wir uns als politisch Verantwortliche in die Interna eines Vereins einmischen. Jeder hat da seine Rolle. Wir, die Verantwortlichen des Klubs und der Sponsor.

Wie geht es in Sachen Stadion-Neubau weiter?

D.B.: Wenn es neue Optionen gibt, werden wir den F91 davon in Kenntnis setzen. Wir sind kohärent in dem, was wir tun. Parallel dazu werden im Stade Nosbaum die Umkleideräume renoviert. Auch die Tribünen werden instand gesetzt. Last but not least wird das Spielfeld mit einer Sprinkleranlage ausgestattet, die 60.000 Euro kostet (siehe dazu auch Tageblatt vom 3. Dezember). Wir sind uns schließlich bewusst, dass dort Fußball gespielt wird. Das Thema Stadion-Neubau wird weiter verfolgt und ist nicht vom Tisch. Und die Timeline wird nicht geändert.