Schwein gehabt: Afrikanische Schweinepest noch nicht hierzulande angekommen

Schwein gehabt: Afrikanische Schweinepest noch nicht hierzulande angekommen

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Die Afrikanische Schweine- pest hat Belgien nach wie vor fest im Griff. Die Angst ist groß, dass die Krankheit auch den Weg nach Luxemburg oder Frankreich findet. Beide Länder haben sich deshalb auf den Notfall vorbereitet.

In Etalle (bei Arlon) wurde vor Kurzem die Afrikanische Schweinepest nachgewiesen. Obwohl sie für den Menschen eigentlich ungefährlich ist, erregt der Vorfall auch bei Luxemburgern Besorgnis. Landwirte forderten deshalb die Ausarbeitung eines Aktionsplans gegen die Krankheit. «Was ist in dieser Hinsicht seither passiert?», wollte diesbezüglich CSV-Politikerin Martine Hansen von Landwirtschaftsminister Fernand Etgen (DP) und Umweltministerin Carole Dieschbourg («déi gréng») wissen.

In ihrer Antwort erklären beide Minister, dass im «Forêt d’Etalle» bisher 70 Fälle der Afrikanischen Schweinepest bestätigt wurden. Seit dem Auftauchen der Krankheit bei unseren belgischen Nachbarn habe man regelmäßig auf die Problematik hingewiesen. So fanden unter anderem Treffen mit Vertretern der Naturverwaltung, dem «Service vétérinaire», dem Landwirtschaftsministerium, den Jägern und der im Februar ins Leben gerufenen Taskforce «Afrikanisch Schwéngspescht» statt.

Parallel wurde ein Notfallplan («plan d’urgence») ausgearbeitet, so wie die EU-Regeln es vorsehen. Dieser enthält genaue Prozeduren für den Fall, dass auch hierzulande ein Tier an der Afrikanischen Schweinepest erkrankt. Auch ein Überwachungsplan («plan vigilance») wurde verabschiedet. Er soll bei der Kontrolle der Wildschweinbevölkerung helfen. Die beschlossenen Schutzmaßnahmen müssen in jedem Fall eingehalten werden. Das gelte für sämtliche Betriebe, die Schlachthäuser und die Transportunternehmen, die die Tiere von A nach B bringen, betont das nationale Veterinäramt.

Die Züchter versuchen indes, gelassen zu bleiben. «Die Pest ist noch nicht hier. In der Taskforce haben wir versucht, die Weichen zu stellen, damit das auch so bleibt, aber man weiß natürlich nie …», so ein Züchter aus dem Norden. Wenn die Epidemie das Großherzogtum erreiche, könne dies schwerwiegende Folgen für die Landwirtschaft sowie den Tier- und Fleischhandel haben. Die Schweinepest habe im Augenblick glücklicherweise aber noch keine Konsequenzen, weder auf den Verkauf von Tieren oder Fleisch noch auf den Tiertransport.

Auch wenn der Verzehr von infiziertem Fleisch keine gesundheitlichen Auswirkungen hat, lassen immer mehr Verbraucher Vorsicht walten. «Ich warte erst mal ab und werde trotz Jagdsaison kein Wildschweinfleisch essen», so Albert aus Luxemburg. Viele Restaurants lassen ebenfalls das Vorsorgeprinzip walten und haben bislang kein «Sanglier» auf ihre Karte gesetzt. «Das Menü würde eh quasi niemand essen. Da ist eine psychologische Barriere, die nur verschwindet, wenn alles wieder in Ordnung ist – sprich wenn die Pest aus der ganzen Region verschwunden ist», so ein Koch gegenüber dem Tageblatt.
Pilotprojekte

Momentan laufen in Pütscheid und Roodt (Ell) zwei Pilotprojekte in Bezug auf Freilandhaltung von Schweinen. Sie werden von der Naturverwaltung unterstützt und vom Veterinäramt begleitet. Bei diesen Projekten wurde auch berücksichtigt, dass die Schweinepest in Luxemburg auftauchen kann. Deshalb werden die Hausschweine unter anderem durch einen doppelten Zaun vor etwaigen Eindringlingen beschützt.
Beide betroffenen Züchtereien liegen nicht in der nach der Feststellung der Krankheit eingerichteten Überwachungszone. Die Betreiber beider Höfe wurden aber trotzdem von den Behörden angewiesen, ihre Tiere nicht rauszulassen, bis die Lage in Belgien klar sei.
Frankreich ist in seiner Reaktion radikaler. In den Departements Meuse und Meurthe-et-Moselle wurde Medienberichten zufolge inzwischen der Zugang zu mehreren Waldstücken verboten. Außerdem wurden einige Wälder entlang der französisch-belgischen Grenze eingezäunt. Und in der Überwachungszone wurde die Jagd vorerst bis zum 20. Oktober verboten.

Es wurde anfangs angenommen, dass die Schweinepest von Polen aus nach Belgien gelangt sei. Diese Hypothese schließen Tierärzte aber inzwischen aus. Ein erkranktes Tier würde die Reise nicht überleben, da es bereits nach wenigen Tagen stirbt. Es wird vielmehr angenommen, dass infizierte Fleischreste aus einem Land, in dem die Pest grassiert, nach Belgien gelangt sind und dort von einem Tier verspeist wurden. So könnte das Virus dann weitergegeben worden sein. Oder ein aus Polen importiertes Wildschwein, das lebt, aber erkrankt ist, wurde laufen gelassen. Genau weiß man es aber nicht.