Headlines

Schifflingen: Eine Mühle wird zum Kinderheim

Schifflingen: Eine Mühle wird zum Kinderheim

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Einst gab es in der Gemeinde Schifflingen drei Mühlen. Überlebt hat indes nur eine: die «Bestgensmillen» oder auch «Moulin Bestgen». Bis vor etwas mehr als vier Jahren – vor dessen unrümlichem Ende – beherbergten der linke Flügel und ein Teil des rechten den Sitz von «Objectif plein emploi». Seitdem steht das Bauwerk, bis auf das angrenzende Restaurant, leer. Doch das soll sich in Zukunft wieder ändern.

Im Buch «Schifflingen – seine Geschichte, seine Zukunft» (1974) beschäftigt sich der Lokalhistoriker Jean Hansen mit dem Bauwerk, das 1803 errichtet worden sein soll. Also zu einer Zeit, in der Luxemburg unter französischer Herrschaft stand und dem «Département des Forêts» zugeordnet war.

In dem erwähnten Buch kann man u.a. lesen: «In einer offiziellen Erhebung der Mühlen des Wälderdepartements im Jahr 1809 sind einige wertvolle Angaben über die Bestgenmühle zu erfahren. Sie wird Schifflinger Mühle benannt, wird vom Wasser der Alzette angetrieben, mahlt Weizen, Roggen, Mischler und Gerste. Sie hat zwei Mahlgänge mit je einem horizontalen Wasserrad. Das Mahlverfahren geschieht ‹à la Parisienne›, wobei ein Mehlsieb oder ein Mehlbeutel benutzt wird. Dieses Verfahren ergibt feineres Mehl als die gröbere Methode ‹à la Lyonnaise›. Die Schifflinger Mühle kann acht Doppelzentner Getreide in 24 Stunden vermahlen. Die Mühlsteine stammen aus Châlons-sur-Marne.» Die Bestgenmühle und ihre Mahleinrichtungen wurden mehrfach modernisiert. Eine letzte große Modernisierung fand in den Jahren nach 1900 nach einem Brand statt. Von der Bestgenmühle aus wurden Kunden in Schifflingen selbst, aber auch in Esch, Audun-le-Tiche, Monnerich, Pissingen, Dippach, Bettingen, Beles, Zolver, Steinbrücken und Leudelingen beliefert. 1930 wurde die Mehlproduktion eingestellt.

1947 war Schluss

Doch in den folgenden Kriegsjahren wurde erneut hier Mehl produziert. 1947 war dann aber definitiv Schluss. Bis in die 1970er-Jahre hinein diente das Gebäude als Lager für Futtermittel und chemischen Dünger.

Anschließend stand das Bauwerk eine ganze Reihe von Jahren leer. Inzwischen in staatlichen Besitz übergegangen und über Erbpacht der Gemeinde überlassen, suchte man nach einer adäquaten Nutzung des Komplexes.

Einige Jahre lang beherbergte der größte Teil des Bauwerks den Sitz des «Objectif plein emploi». Diesen gibt es nicht mehr, doch das Restaurant im rechten Gebäudeteil besteht auch heute noch. Auch dieses wird im Rahmen der – wenn alles gut geht – von den im Frühjahr kommenden Jahres beginnenden Umbau- und Renovierungsarbeiten profitieren.

3,5 Millionen Euro Kosten

Rund 3,5 Millionen Euro sollen die Arbeiten verschlingen. Ziel ist es, einen Teil des staatlichen Kinderheims – das sich zurzeit in der rue du Stade befindet – hier unterzubringen, da dieses selbst ebenfalls umgebaut werden soll.

Erst in diesem Jahr wurde die Mühle in das «inventaire supplémentaire» der Denkmalschutzverwaltung aufgenommen, sodass die Umbauarbeiten unter relativ strengen Kriterien stehen

werden. Erhalten bleiben soll unter anderem das immer noch existierende Mahlwerk. Dieses wird – zum Schutz vor Beschädigungen – hinter einer Glaswand verschwinden.
Verschwinden soll indes auch der erst vor einer Reihe von Jahren angebaute «Turm» im hinteren Bereich der Mühle, der eine Wendeltreppe beherbergt. An dessen Stelle wird ein neuer Turm errichtet – mit einem Fahrstuhl, damit die verschiedenen Teile des Komplexes auch Menschen mit Behinderung zugänglich sind.

Läuft alles fristgemäß, sollen die Arbeiten Ende 2020 abgeschlossen sein.