Red Miners Käldall: Ein Basketball-Traditionsverein bricht auseinander

Red Miners Käldall:  Ein Basketball-Traditionsverein bricht auseinander

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Bei einem der traditionsreichsten Vereine des Landes, den Red Miners Käldall, rumort es seit Wochen. Zuletzt wurde die Herrenmannschaft aus dem Spielbetrieb der zweithöchsten luxemburgischen Spielklasse ausgeschlossen, wie es weitergehen soll, ist auch zu Beginn des neuen Jahres noch immer unklar.

Noch in der Saison 2017/18 sah es so aus, als würde sich der zweitälteste Verein des Landes, die Red Miners Käldall (wie der älteste Verein BBC Nitia Bettemburg im Jahr 1932 gegründet), langsam wieder zu einem bedeutenden Punkt auf der luxemburgischen Basketballkarte entwickeln – und dies nicht nur durch die Austragung des Supercups, bei dem der Meister und der Pokalsieger die neue Saison einleiten. Erstmals seit 20 Jahren konnte man mit dem Pokal der Drittligavereine – der Coupe FLBB – wieder einen Titel gewinnen. Zuvor war dies ein letztes Mal 1998 gelungen. Zudem schafften die Spieler des damaligen Trainers Hartmut Ortmann souverän den Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse, am Ende der Saison hatte man lediglich zwei Niederlagen kassiert.

Doch trotz dieser Erfolge lief auch bereits in der abgelaufenen Saison nicht alles reibungslos. Denn schon zu Beginn der letzten Spielzeit wurde die Damenmannschaft aus der Meisterschaft der Nationale 2 zurückgezogen. Nach der Saison reichte dann Präsident Patrick Weis seine Demission ein und der Verein stürzte in den folgenden Monaten immer mehr ins Chaos.

Bereits in der Vorbereitung der nun laufenden Spielzeit trat das Aushängeschild des Klubs, die erste Herrenmannschaft, bei einem Freundschaftsturnier des Gréngewald Hostert nicht an. Vor dem Saisonstart in der zweithöchsten Spielklasse hatten die Red Miners kein einziges Testspiel bestritten und auch zum Saisonstart gegen Zolver erklärte man Forfait. Man schaffte es schließlich – auch durch das Ausleihen einiger Jugendspieler aus Esch und später auch aus Düdelingen –, ein Team auf die Beine zu stellen, das jedoch alle seine bestrittenen Begegnungen verlieren sollte. Zum vorläufig traurigen Höhepunkt kam es dann Mitte Dezember, als man gegen Hesperingen ein zweites und schließlich gegen Heffingen ein drittes Mal nicht antrat und laut Statuten somit aus dem Meisterschaftsbetrieb der Nationale 2 ausgeschlossen wurde. Jugendmannschaften sind aktuell ebenfalls keine mehr im Ligabetrieb präsent.

Hoffnungen ruhen auf kommendem Dienstag

Seither wurden immer mehr Informationen publik, die zeigen, wie schlecht es um den Verein inzwischen bestellt ist. Über den Präsidenten Gilles Zanetti, der das Amt von Weis im späten Frühling übernahm und auf der Seite des Verbandes FLBB inzwischen ebenfalls als Generalsekretär und Kassierer aufgeführt ist, weiß kaum jemand etwas. Präsent war er in den vergangenen Monaten jedenfalls nicht. Spieler und Trainer waren auf sich gestellt, wurden nicht bezahlt und mussten die Schiedsrichter für ihre Partien sogar zeitweise aus eigener Tasche finanzieren. Einblicke in die finanzielle Lage des Vereins gibt es ebenfalls nicht. Fest steht, dass die Red Miners Käldall inzwischen dem Untergang nahe scheinen.

Am kommenden Dienstag, 15. Januar, steht nun ein Treffen zwischen dem Basketballverband und der Gemeinde auf dem Programm, wie FLBB-Präsident Henri Pleimling bestätigte: «An diesem Tag soll eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Ziel ist es, herauszufinden, wer welche Informationen besitzt, damit wir einen Überblick über die Situation erhalten.» Weder die Gemeinde noch der Verband weiß genau, wie es tatsächlich um den Klub bestellt ist. Den Präsidenten des Vereins, Gilles Zanetti, hat Pleimling bis heute nicht gesprochen. Auch hinsichtlich der Finanzen gibt es ein großes Fragezeichen. Der Klub hat in den letzten Monaten jedenfalls Schulden angehäuft. Allein in den ersten Monaten der Saison 2018/19 fielen so zum Beispiel 1.595 Euro an diversen Strafen beim Verband an, wie am Mittwoch im «Bulletin d’information officiel» der FLBB veröffentlicht wurde.

«Es sind Sachen intern aus dem Ruder gelaufen»

Für Pleimling steht fest, dass sich der Klub aus eigener Kraft aus dem Schlamassel ziehen muss: «Es müssen sich Leute finden lassen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Als Verband können wir moralische Unterstützung anbieten und Ratschläge geben. Wir können aber nicht die Verantwortung übernehmen und auch finanziell nicht in die Bresche springen.» In den sozialen Netzwerken war das Thema Red Miners in den letzten Wochen jedenfalls stark präsent, viele Leute meldeten sich zu Wort, wollen den Klub nicht einfach so untergehen lassen. Doch konkret hat sich bei Pleimling bisher niemand gemeldet. Dennoch ist es für ihn undenkbar, dass der zweitälteste Basketballverein des Landes verschwindet, und so ruft der FLBB-Präsident die Leute aus der Region zur Unterstützung auf: «Auch wenn wir als Verband die Arbeit des Vereins nicht übernehmen können, will ich mir nicht vorwerfen lassen, nicht alles probiert zu haben.»

Ähnlich sieht man es auch in der Gemeinde Kayl, die ebenfalls auf die Versammlung am 15. Januar hinweist, von der sich wohl von allen Seiten viel versprochen wird: «Wir wissen aktuell nicht wirklich, was wir tun können. Beim Klub sind Sachen intern aus dem Ruder gelaufen, hier kann sich die Kommune nicht einmischen.» Doch auch in Kayl will man nicht daran denken, dass der Basketball aus der Gemeinde verschwindet, denn die Leidtragenden sind vor allem die Kinder und ihre Eltern, die nichts für die Aktionen einiger weniger im Vorstand können. Hoffnung besteht jedenfalls noch, denn ganz zum Erliegen ist der Basketball in Kayl noch nicht gekommen. Aktuell finden noch Trainingseinheiten statt. Die zweite Herrenmannschaft – die einzig in einem Spielbetrieb noch aktive – plant, am Sonntag gegen das dritte Team der US Heffingen anzutreten. Doch auch diese ist bereits bei zwei Meisterschaftsspielen der laufenden Saison nicht aufgelaufen und würde bei einem weiteren Forfait ebenfalls ausgeschlossen werden.

Ein Neuanfang ist notwendig

Einer der erfolgreichsten noch aktiven Spieler, die das Basketballspielen in Kayl erlernten, ist Eric Jeitz, der zurzeit in der höchsten Spielklasse für den T71 Düdelingen auf dem Parkett steht. Doch wie so viele ehemalige Spieler hat auch der 32-Jährige in den letzten Jahren den Kontakt zum Klub verloren: «Ich bin bereits zu meiner Minis-Zeit aus Kayl nach Düdelingen gewechselt und habe die Ereignisse der letzten Wochen durch die Medien und sozialen Netzwerke mitbekommen. Man blickt schon etwas nostalgisch zurück und es wäre wirklich schade, vor allem für die Kinder aus der Gemeinde, wenn der Basketball aus Kayl verschwinden würde.» Auch Jeitz spricht dabei das Problem Ehrenamt an: «An diesem Beispiel sieht man leider, dass es immer schwieriger wird, freiwillige Helfer zu mobilisieren, doch nur durch diese kann ein Verein auch am Leben gehalten werden. Auch hinsichtlich der Sponsoren scheint es nicht für jeden Klub so einfach zu sein.»

Egal was auch nun am kommenden Dienstag beim Treffen zwischen dem Verband und der Gemeinde auf den Tisch kommen wird: Das Fortbestehen des Vereins dürfte schließlich von einem kompletten Neuanfang und mehr denn je vom ehrenamtlichen Engagement abhängen, ohne das es sicherlich nicht gehen wird.


Die Geschichte des Klubs

Seine erfolgreichste Zeit erlebte der Kayler Basketball in den 1950er Jahren. Mit den Black Boys und dem Roude Léiw gab es gleich zwei Vereine, die um Titel mitspielten. 1952 erhielten die Black Boys ihren ersten Meistertitel. Sie waren übrigens die erste Mannschaft, die nicht aus Bettemburg stammte, die sich diesen sicherte. 1954 stand man zudem in der ersten Auflage des Pokalfinales, wo man dem BBC Bettemburg aber mit 29:54 unterlag.

Der Roude Léiw sicherte sich hingegen 1959 die Meisterschaft und triumphierte im selben Jahr ebenfalls im Pokalwettbewerb. 1995 erfolgte dann die Fusion beider Klubs, dies unter dem Namen Red Miners Käldall. Seither spielte der Fusionsverein ausschließlich in der zweiten oder dritten luxemburgischen Liga. Größte Erfolge waren der Gewinn der Coupe FLBB in den Jahren 1996, 1998 und zuletzt 2018.

Lesen Sie auch den Kommentar der Autorin zu dem Thema.