Razzia in Esch: Wie der unschuldige Familienvater Karim Kone ins Visier der Polizei geriet

Razzia in Esch: Wie der unschuldige Familienvater Karim Kone ins Visier der Polizei geriet

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Die Escher Avenue de la Gare war am Dienstag Schauplatz einer groß angelegten Drogenfahndung. Dabei wurde auch Karim Kone festgenommen und alles andere als zimperlich behandelt. Der 44-Jährige hat aber rein gar nichts mit der ganzen Sache zu tun, sondern war nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.

Es ist kurz nach 16 Uhr, als Karim Kone am Café «Chez Nadia» vorbeikommt und dort einen alten Bekannten trifft. Kurzerhand beschließt Karim, sich zu ihm auf die Terrasse des Lokals zu setzen und etwas zu trinken. Karim kommt gerade von einer Jobagentur. Am Mittwochmorgen, am nächsten Tag also, kann der gelernte Schweißer, der aus Mali stammt und in Burkina Faso aufwuchs, seine neue Stelle antreten. Karim ist mit einer Luxemburgerin verheiratet, hat drei Kinder und wohnt seit 2006 im Großherzogtum. Genauer in Monnerich.

«Die haben mich wie Vieh behandelt»

«Dann tauchte urplötzlich dieser Lkw wie aus dem Nichts auf. Vermummte Polizeibeamte stiegen aus und liefen direkt auf uns zu.» Karim denkt zuerst, dass da wohl ein Film gedreht wird. Wenige Augenblicke später bekommt er jedoch die Staatsgewalt am eigenen Leib zu spüren. Die vermummten Polizisten stürmen das «Chez Nadia» und nehmen die Gäste fest. Willkürlich. Karim wird zu Boden gerissen, ein Polizist kniet mit dem Fuß auf seinen Hals und fesselt ihm die Hände mit einem Kabelbinder auf dem Rücken. Man stülpt ihm eine Art Gesichtsmaske über. «Die haben mich wie Vieh behandelt. Ich kam mir vor wie ein Schwerverbrecher. Ich habe die ganze Zeit versucht, denen klarzumachen, dass ich nur zufällig dort war und dass sich mein Ausweis und meine ganzen Diplome in meiner Tasche befinden.»

Die Polizisten sind wenig redselig und geben keinerlei Auskunft darüber, warum er und die anderen festgenommen werden. «Halt den Mund», heißt es grob. Diese Antwort bekommt er auch, als er sagt, dass er schlecht Luft bekommt. Wegen der Maske. «Das ist nicht schlimm, atme halt durch den Mund», antwortet der auf ihm kniende Polizist. Einer der Beamten sagt noch: «Der hat tatsächlich seine Diplome dabei.» Die Polizei geht, wie bereits erwähnt, alles andere als zimperlich mit ihm um. «Ich habe denen gesagt, dass ich Schmerzen habe. Und die meinten nur, dass sie bloß ihre Arbeit machen würden.»

Festnahme von Kone (Foto: Nico Wildschutz)

Kurze Zeit später wird er von der Spezialeinheit abgeführt. Das ist auch der Moment, in dem Tageblatt-Journalist Nico Wildschutz Karim Kone fotografiert. Hier konnte noch niemand ahnen, dass der Familienvater unschuldig ins Visier der Polizisten geraten war. Im Polizeijargon spricht man in dem Zusammenhang von «collateral damage».
Später wendet sich Karims Ehefrau an unsere Redaktion, um uns darauf aufmerksam zu machen, was ihrem Mann widerfahren war.

«Ich muss das erst einmal verarbeiten»

Genau wie alle anderen, die festgenommen wurden, wird auch Karim aufs Polizeirevier am Boulevard Kennedy mitgenommen. Auch dort soll es keine Erklärungen gegeben haben. Karim muss sich hinstellen. Seine Hände sind noch immer gefesselt und zudem an einer Stange festgemacht. «Ich habe gespürt, wie meine Finger angefangen haben, anzuschwellen, weil der Kabelbinder so fest zugezogen war.»

Irgendwann darf er sich auf einen Stuhl setzen. Die ganze Zeit über versucht er den Beamten klarzumachen, dass er kein Verbrecher ist. Und dass sie endlich seinen Ausweis kontrollieren sollen. Dann – mittlerweile ist es kurz vor 18 Uhr – kommt ein Polizeibeamter in Zivil auf ihn zu. Sein Blick sagte mehr als tausend Worte. «Ich merkte, dass es ihm leid tut. Gesagt hat er aber nichts», schildert uns Karim. Anschließend bekommt er seine Tasche zurück. «Sie können dann wieder gehen», wird ihm lakonisch mitgeteilt.

So sei das am Dienstag abgelaufen, sagt Karim. Er hätte nie gedacht, dass ihm einmal so etwas wiederfährt. «Ich muss das Erlebte erst einmal verarbeiten. Irgendwie hat mich das schon geschockt.»

 

Laird Glenmore
20. Oktober 2018 - 10.37

Die Menge der beschlagnahmten Rauschgifte ist irrelevant es geht darum die Dealer und deren Hintermänner dingfest zu machen damit dieser Dreck nicht weiter an Schulen ( Brill ) und Kinder verkauft wird.

Jacques Zeyen
19. Oktober 2018 - 21.02

Standard-Kommentar.Aber falsch.

tante lotti
19. Oktober 2018 - 15.51

130 Polizisten, mehrere Einsatzfahrzeuge, ein Hubschrauber, Riesenchaos im Verkehr in der Stadtmitte. Acht Festnahmen! Und wieviel Rauschgift wurde beschlagnahmnt? Verhältnismäßigkeit sieht anders aus...

Eva-Paule
19. Oktober 2018 - 14.56

Ich denke das mann hier nicht von einer Unschuldsvermutung ausgehen kann da es kein Prozess ist sondern eine groß angelegte Razzia von einem "Drogenlokal" (Der Lokalbetreiber hat sich ja auch son zu Wort gemeldet und seine Unschuld beteuert.) und den dort dealenden Personen. Keiner der Beamten kann wissen wer dort dealt und das es hier zu einem Kollateralschaden gekommen ist finde ich nicht sonderlich traurig. Es ist ja nicht so als wäre jeder klar als Drogendealer zu erkennen. Blöd ist hier das der Herr die selbe Hautfarbe hatte als die visierte Kapverdische Drogenbande. Ansonsten finde ich dieses Verhalten eher beruhigend als beschämend

freak68
19. Oktober 2018 - 14.06

Wenn ich die meisten Kommentare hier lese, läuft es mir kalt de Buckel hinunter...

Laird Glenmore
19. Oktober 2018 - 13.31

HeWhoCannotBeNamed auch sie haben Recht aber was soll man als Bürger gegen eine Übermacht von Polizisten ausrichten wenn man zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort ist, ich gehe mal davon aus das die Polizei keinen Unterschied der Hautfarbe gemacht haben sondern alles mitgenommen haben was nicht schnell genug außer Reichweite war. Gleichgültig hinnehmen wahrscheinlich nicht, aber man hätte trotz Beschwerden so wie so kein Recht bekommen außer nur mehr dumme Bemerkungen seitens der Polizei, leider.

Laird Glenmore
19. Oktober 2018 - 13.29

HeWhoCannotBeNamed auch sie haben Recht aber was soll man als Bürger gegen eine Übermacht von Polizisten ausrichten wenn man zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort ist, ich gehe mal davon aus das die Polizei keinen Unterschied der Hautfarbe gemacht haben sondern alles mitgenommen haben was nicht schnell genug außer Reichweite war. Gleichgültig hinnehmen wahrscheinlich nicht, aber man hätte trotz Beschwerden so wie so kein Recht bekommen außer nur mehr dumme Bemerkungen seitens der Polizei, leider.

Laird Glenmore
19. Oktober 2018 - 13.24

Helmut Wyrwich wenn 130 Polizisten mit 8 Dealer zusammen sind kann man bei der Hektik und dem durcheinander nicht immer so wie wir es gewohnt sind korrekt sein, da werden erst einmal alle gleich behandelt, natürlich hätten sich die Beamten nach Klärung der Schlage bei Herrn Kone entschuldigen müssen, aber da kommt dann wieder die Arroganz der Staatsdiener an den Tag, wir sind Polizisten und dürfen das.

HeWhoCannotBeNamed
19. Oktober 2018 - 12.41

Lieber Glenmore - würden Sie diese Aktion dann auch so gleichgültig hinnehmen, wenn dies wirklich Ihnen passiert wäre? Würden Sie die gewaltvolle Anwendung akzeptieren? Und : hätte dies wirklich jedem von uns passieren können? Wäre der Mann "weiß" gewesen - sollte die Frage nicht eher lauten "wäre er überhaupt festgenommen worden?"...

Gérard
19. Oktober 2018 - 12.31

Ech wor an der Belge (Bréissel) mol um falschen Moment op der falscher Plaaz a sooz och während Stonnen um Policebureau fest, et wor nët schéin. Esou eppes kann engem mol passéieren. Fir dann elo so en Optrëtt ze maachen, ech wees nët ob dat nët iwwerdriwwen as. Jidfereen an Esch kennt den Eck a wees wat do ofleeft, a bei esou en Razzia kann et nët anescht goen. just my two cents

GMD
19. Oktober 2018 - 12.03

Ech wéisst awer emol gäre wéi aer Reaktion gewiescht wier wann dir esou behandelt gi wiert. Ganz richteg ass dat esou Aktiounen sollten méi oft gemaach ginn

DanV
19. Oktober 2018 - 11.43

P.S. Es scheint, als ob die Unschuldsvermutung immer weniger zählt - in vielen Bereichen, nicht nur bei der Polizei.

DanV
19. Oktober 2018 - 11.40

Festnehmen, "einpacken", das ist verständlich. Aber diese Brutalität und Demütigung ist nicht verständlich: zu Boden reißen, auf den Hals knien, Kabelbinder so fest, dass die Hände anschwellen. Der Gast scheint sich ja nicht gewehrt zu haben. In dem Fall ist eine solche Behandlung definitiv nicht in Ordnung. Das kann man auch menschenwürdiger regeln.

Helmut Wyrwich
19. Oktober 2018 - 11.38

zu Laird: Nein, das darf man mit Fug und recht anders sehen. Die Polizei hat auch bei einer Razzia Mindest-Standards bei Festgenommen zu beachten. Sie hat ihnen spätestens auf der Wache zu erklären, warum die Festnahme erfolgt ist. Sie hat auch spätestens auf der Wache mit dem Festgenommen zu reden und seine Erklärung zu hören und zu notieren. Einen Fuß auf den Hals zu setzen oder auf dem Körper zu knien, kann für den Festgenommen lebensgefährlich sein. Und wenn der klagt, dass er keine Luft bekommt, muss das für den betreffenden Polizisten ein Alarmzeichen sein. Das Mindeste, was ein zu Unrecht Festgenommener erwarten darf, ist eine ordentliche Entschuldigung und Erklärung der Polizei. Der Rechtsstaat mit seinen Regeln gilt eben für alle, egal welcher Hautfarbe, auch für die Polizei und auch bei einer Razzia.

Jacques Zeyen
19. Oktober 2018 - 11.20

Die Polizei ist eben vorsichtig in diesem Milieu. Und das sollten friedliche Terrassenbesucher auch sein.Und Dealer sind ja immer unbewaffnet. Dunkelhäutige Wirtschafts- oder Kriegsflüchtlinge sind natürlich eher verdächtig als ein weißer Dealer mit Kravatte.Das ist zwar falsch aber allgemein so akzeptiert. Dass die Polizei bei einer Razzia nicht mit Blumensträußen anrückt wird jedem einleuchten. Die sind es leid,jede Woche einen Kameraden zu beerdigen. Auch Polizistenwitwen müssen das erst einmal "verarbeiten".

Laird Glenmore
19. Oktober 2018 - 10.22

Gebe ich ihnen Recht aber zufällig war der Mann nun einmal dort und wenn er nicht wie der Zufall es wollte von schwarzer Hautfarbe sonder weiß gewesen wäre hätte es niemanden interessiert, aber so war es wieder ein gefundenes Fressen der Öffentlichkeit gegen Diskriminierung, was aufgebauscht wurde. Das hätte jedem von uns passieren können.

Le républicain
19. Oktober 2018 - 9.40

Gegebenenfalls kann der Mann auch Schadenersatz einklagen wegen willkürlicher Festnahme glaube ich jedenfalls, das sollte er mit einem Rechtsanwalt klären...auch wenn ich Verständnis habe für die Polizeiaktion müsste man doch auch Maß halten können, und berücksichtigen dass auch unschuldige Gäste mal in einem Café sitzen die nichts mit dem Drogenmilieu zu tun haben..

Laird Glenmore
19. Oktober 2018 - 9.13

Da kann man den Polizisten keinen Vorwurf machen wenn bei einer so groß anlegten Razzia mit 130 Polizisten ein unschuldiger mit verhaftet wird schließlich wurden mehrere Lokale gestürmt und keiner der Beamten wußte was ihn erwartet es hätte ja auch zu einem Feuergefecht kommen können, zum eigenen Schutz und zum Schutz der umstehenden Zaungäste wurde eben alles eingepackt was sich zu dem Zeitpunkt am Ort aufhielt, vollkommen korrekt. Wie man weiß sind Drogenhändler ja nicht gerade zimperlich wenn man ihnen was wegnehmen will. Solche Razzien sollten viel öfter stattfinden auch mal auf dem Gemeindeplatz wo ich schon selber Einwegspritzen unter den Blumenkübeln habe liegen sehen, auch wen das kleine Fische sind aber irgendwo kaufen sie ja das Zeug. Aber alle diese Maßnahmen werden die Hintermänner nicht davon abhalten weiterhin ihre Drogen zu verkaufen sie werden nur gerissener und vorsichtiger.