Prozess zum City-Concorde-Raub: So erklärt der Angeklagte, wie seine Spuren an den Tatort gelangten

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21 Jahre nach dem brutalen Raubmord an einem Geldboten muss sich ein Mann nun vor Gericht verantworten. Am Freitag (23.11.) tauchte ein Ermittler der Polizei im Zeugenstand in die kriminelle Vergangenheit des Beschuldigten ein.

Es war am 24. Juni 1997 gegen 17.30 Uhr, als ein Mitarbeiter der Geldtransportfirma Brink’s & Ziegler das Einkaufszentrum City Concorde in Bartringen betrat, um die Tageseinnahmen abzuholen. Als er sich mit dem Geld wieder zum Transporter begab, wurde er angerempelt und anschließend von hinten niedergeschlagen. Als er wieder zu sich kam, nahm er die Verfolgung der beiden flüchtenden Räuber auf. Diese gaben mehrere Warnschüsse ab. Der Geldbote ließ sich jedoch nicht einschüchtern und konnte den gerade abfahrenden Fluchtwagen einholen. Beim Versuch, die Beifahrertür aufzureißen, wurde ein weiterer Warnschuss abgegeben. Dann trafen gezielte Schüsse den Geldboten in die Brust. Tödliche. Abgefeuert wurden sie von der Rückbank des Wagens aus.

Der 64-jährige Angeklagte musste sich auch am gestrigen Prozesstag vor Gericht verantworten. Er verbrachte bereits die Hälfte seines Lebens, also 32 Jahre, hinter Gittern. Verurteilt wurde er bisweilen sogar zu 67 Jahren Haft – auch wegen zahlreichen anderen Überfällen auf Supermärkte und Bankfilialen. Die Herausgabe der Einnahmen forderte er stets mit gezogener Waffe.

Ein Ermittler der Polizei hat nun das bisherige Leben des Angeklagten nachgezeichnet. Laut einer Bekannten, die von den französischen Behörden verhört wurde, soll der Angeklagte auf einer Party «J’aime braquer des banques» gesagt haben.

Der Ermittler durchleuchtete auch die Vergangenheit verschiedener Komplizen des Mannes. Diese hatten mehrmals mit dem Beschuldigten zusammengearbeitet. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf zwei Überfälle, die sich Ende Dezember 1997 bzw. Anfang 1998 ereigneten, gelegt. Bei späteren Verhören gab einer der ehemaligen Komplizen an, der Angeklagte sei 1997 einige Male in Luxemburg gewesen. Zudem meinte er, sich daran erinnern zu können, dass der Beschuldigte wohl ziemlich angefressen gewesen sei, weil in Luxemburg etwas schiefgelaufen sei. Erst später habe er aus der Presse erfahren, dass ein Geldbote ums Leben gekommen sei. Der Komplize wies in dem Verhör jedoch auch darauf hin, selbst nicht am Überfall beteiligt gewesen zu sein.

Bei den Verhören im Jahr 2015 hatte der Angeklagte den Namen eines möglichen Komplizen preisgegeben. Diese Vorwürfe konnten jedoch nicht mehr überprüft werden, da besagter Mann 2003 bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen war. Der Beschuldigte hatte damals behauptet, diesem den Rucksack mit dem blauen Pullover und den Perücken gegeben zu haben. Auf den Beweisgegenständen, die in einem verlassenen Wagen in Belgien gefunden wurden, befanden sich DNS-Spuren des Angeklagten. Das ist insofern relevant, als dass man davon ausgeht, dass sie im Zusammenhang mit dem Überfall auf die City Concorde stehen.

In einem Verhör hatte der Angeklagte angegeben, in regelmäßigen Abständen Perücken in Paris für seine Gaunerkollegen erworben zu haben, da er in der Filmbranche gearbeitet und gute Kontakte zu Perückenläden und deren Besitzern in der französischen Hauptstadt gepflegt habe. Entsprechende Ermittlungen der französischen Polizei blieben allerdings erfolglos: Niemand konnte sich an den Beschuldigten erinnern.

Am kommenden Dienstag wird der Prozess fortgeführt. Dann werden die direkten Augenzeugen befragt und können den Überfall aus ihrer Sicht schildern.