One Shot for Tokyo: Zwei Mountainbiker aus Luxemburg haben ein großes Ziel

One Shot for Tokyo: Zwei Mountainbiker aus Luxemburg haben ein großes Ziel

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Die Mountainbiker Fabienne Schaus und Søren Nissen haben ein großes Ziel: die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio. Das Tageblatt hat sich vor dem Saisonstart mit beiden unterhalten.

Von Chrëscht Beneké

Nur wenige Luxemburger fahren Mountainbike-Wettkämpfe. Die Voraussetzungen der beiden amtierenden Landesmeister und Goldmedaillengewinner der letzten JPEE in San Marino, Fabienne Schaus und Søren Nissen, sind in der vielleicht intensivsten Saison ihrer Karriere trotz aller Gemeinsamkeiten ziemlich unterschiedlich: Die 34-jährige Fabienne Schaus arbeitet Vollzeit und konzentriert sich auf die olympische Disziplin Cross Country (XCO). Seit letztem Jahr COSL-Elitesportlerin, hat sie durch das olympische Förderprogramm dieses Jahr zumindest Anrecht auf zwei Monate „Congé sportif“.

Der drei Monate jüngere Søren Nissen fährt seit Jahren hingegen auf eigene Rechnung, also als Profi, große Marathonrennen (XCM), wurde im November 2017 Luxemburger und ist seit kurzem ebenfalls im Elitekader. Beide beginnen ihre diesjährige Saison mit einem viertägigen S1-Etappenrennen ab heute auf Lanzarote, das Nissen 2015 gewinnen konnte und die letzten beiden Jahre auf Platz 2 beendete. Bei der XCO-WM in Kanada Ende August hoffen beide auf ein Last-Chance-Ticket für Tokio 2020.

Fabienne Schaus

Wie ist die aktuelle Form?
Nach meinem Arbeitsplatzwechsel konnte ich diesen Winter mehr trainieren als letztes Jahr und ich hoffe auf eine gute Form, auch wenn es schwer einzuschätzen ist.

Wie lauten Ihre Ziele beim ersten Rennen und für die restliche Saison?
Ich nutze dieses Etappenrennen, um Punkte zu sammeln, aber auch um weiter Form aufzubauen. Der Fokus ist dieses Jahr der Weltcup und im Hinblick auf die Olympischen Spiele vor allem die WM. Dann will ich mich wie jedes Jahr weiter verbessern – in der Weltrangliste (aktuell 54., Anm. d. Red.) und im Weltcup. Natürlich sind die Spiele ein Ziel, aber ich will mich auch nicht verrückt machen. Ein Sturz kurz vorher, ein mechanisches Problem, ein schlechter Tag reichen aus, das Rennen ist nur an einem Tag. Ich werde bei der WM voraussichtlich einen Rang um die 20 benötigen, 2018 war ich 34., aber das Rennen lag sehr hoch, was mir nicht liegt. Ich werde versuchen, all meine Energie zu kanalisieren und das Beste herauszuholen. Aber ich kann nichts garantieren.

 

Seit diesem Jahr sind Sie erstmals Teil eines Teams und nicht mehr auf sich alleine gestellt.
Es fühlt sich richtig gut an. Auch hier starten bereits zwei weitere Teammitglieder, auch wenn wir dieses Rennen alleine planten. Von April an werde ich auf den XC-Rennen mit meinem Team antreten. Mit ihrer Struktur werden sie mir von der Hotelsuche bis zum Schrauber alle Extraarbeit abnehmen. Damit hoffe ich, viel Energie zu sparen und frisch am Start zu stehen.

 

Wie intensiv wird diese Saison?
Ich versuche 2019 ein Maximum in meinen MTB-Sport zu legen. Das sind so 15 Stunden Training die Woche. Doch ich muss aufpassen, dass ich nicht krank werde oder zu viel trainiere. Denn ich laufe oft auf dem Zahnfleisch, sitze entweder im Büro oder auf dem Rad. Da kommt die Erholung etwas kurz. Wenn mich der Alltag nicht zu sehr fordert, versuche ich allerdings das Maximum aus dem Training herauszuziehen. Ich höre dabei ohne Trainingsplan auf mein Körpergefühl. Das ist besser, als wenn ich als Perfektionist unbedingt versuchen würde, einem starren Trainingsplan stur zu gehorchen.

 

Søren Nissen

Wie ist die aktuelle Form?
Ich fühle mich gut und die Form war eigentlich auch bereits bei den letzten Crossrennen da. Jedoch konnte ich auf jenen Strecken meine Kraft nicht wirklich ausspielen.

Wie lauten Ihre Ziele beim ersten Rennen und für die restliche Saison?
Hier auf Lanzarote gibt es die maximale Punktzahl auch für die olympische Qualifikation über das Nations Ranking, da das Rennen in die oberste Kategorie kam. Damit ist das Niveau enorm hoch und die dänischen und norwegischen Nationalteams sind auch hier. Aber ich denke, meine Form ist gut genug, um wieder weit nach vorne zu fahren, und ich will auch Kilometer für den Rest der Saison fahren. Dieses Jahr gebe ich alles für eine gute Gesamtplatzierung in den UCI Marathon Series. Ich habe fast alles darauf aufgebaut, dort vorne mitzufahren. Früher haben die Sponsoren oft den Start bei großen, populären Marathons gefordert, aber als Titelverteidiger starte ich nicht einmal beim größten belgischen Etappenrennen BeMC. Ich will neun der weltweit 15 Rennen der UCI Marathon Series fahren. Die besten sieben Resultate plus die WM werden gewertet. Bei dieser durfte ich die letzten beiden Jahre wegen meines Nationalitätswechsels nicht starten.

Am 1. September haben Sie aber auch die WM im XCO auf ihrem Rennkalender stehen …
Fabienne Schaus probiert im Prinzip das Gleiche. Als Einzelathlet ist es nicht möglich, genügend Punkte fürs Nationenranking der besten drei nationalen MTBler zu sammeln, um hierüber einen Startplatz bei den Olympischen Spielen zu erhalten, wie es ja auch Christian Helmig erfolglos probierte. Bei der WM gibt es jedoch eine One-Shot-Gelegenheit. Letztes Jahr hätte sich der Fahrer aus Costa Rica als 39. mit siebeneinhalb Minuten Rückstand noch qualifiziert. Das ist nur eine kleine Chance, aber es ist eine Chance. Es hängt allerdings auch von der Schwierigkeit der Strecke ab und ob es genug Überholmöglichkeiten gibt. Und natürlich muss mich der Verband überhaupt für diese WM selektionieren.

Was bedeutet Ihre Aufnahme in den COSL-Elitekader?
Es ist megacool und ich bin sehr zufrieden, dass meine Aufnahme in den Elitekader geklappt hat. Dadurch habe ich mehr Planungssicherheit für die Marathon Series und kann meine Ambitionen auch etwas höher schrauben, da ich nicht mehr ganz so stark auf die Wünsche der Sponsoren achten muss.