OGBL will Kollektivverträge stärken – damit die Digitalisierung nicht aus dem Ruder läuft

OGBL will Kollektivverträge stärken – damit die Digitalisierung nicht aus dem Ruder läuft

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Die Zukunft des industriellen Sektors sei maßgeblich abhängig von den künftigen Machtverhältnissen und somit vom gewerkschaftlichen Organisationsgrad, so eine der Hauptaussagen auf der „Journée des syndicats de l’industrie“ des OGBL, zu der zahlreiche Militanten am Donnerstagabend in die Escher „Maison du peuple“ gekommen waren.

Zwar gab es während der Veranstaltung einige technische Probleme, die bis hin zu einem annullierten Flug des vorgesehenen Gastredners Valter Sanches (Generalsekretär des weltweit tätigen Dachverbandes IndustriAll Global Union) reichten; die Einschätzungen der verschiedenen Redner, die im Rahmen der Veranstaltung das Wort ergriffen, konnten dennoch unmissverständlich vermittelt werden.

Alain Rolling, Patrick Freichel, Stefano Araujo, Jean-Claude Bernardini und schließlich OGBL-Präsident André Roeltgen gingen sowohl auf die anstehenden Herausforderungen in dem Sektor als auch auf die anstehenden Sozialwahlen ein, bei denen es im Interesse der Arbeitnehmer sei, sowohl bei der Wahl zur Salariatskammer als auch bei den Delegationswahlen in den Betrieben die OGBL-Kandidaten zu wählen.

So wurde u.a. unterstrichen, die zukünftigen Herausforderungen des Industriesektors könnten nur mit Unterstützung der Arbeitnehmer umgesetzt werden. Viel werde von Industrie 4.0 gesprochen: Die Arbeitgeber würden hoffen, dass es nicht weiter auffalle, dass sie den Sektor so verändern wollten, dass die Interessen der Belegschaften beschnitten werden sollen. Die Liberalisierungstendenzen dürften sich nicht durchsetzen, die gewünschte Flexibilisierung, die durch neue Arbeitsformen ermöglicht werde, dürfe nicht zulasten des Personals gehen. Eine positive Flexibilisierung, die im Interesse der Industriearbeiter sei, müsse diesen Tendenzen entgegengesetzt werden.

Die Bedeutung der Kollektivverträge

Dies sei nur durch gute Kollektivverträge zu erreichen, und diese wiederum nur durch eine starke Gewerkschaft. Der OGBL habe in diesem Kontext klare und realisierbare Vorstellungen und Zielsetzungen, die von gerechten Löhnen über eine funktionierende Arbeitsmedizin bis hin zu Fortbildungsangeboten reichen. Die Gewerkschaft trete außerdem konsequent gegen Versuche ein, Bewertungssysteme der Angestellten zu etablieren.
Sozialurlaub, das Recht auf Teilzeitarbeit und auf Frührente seien weitere Bereiche, in denen die Interessen der Arbeitnehmer verteidigt würden, ebenso wie Kampf gegen Stress, Mobbing und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.

Zudem will der OGBL prekäre Arbeitsverträge, die auf Teilzeit beruhen oder mit niedrigen Löhnen verbunden sind, bekämpfen. Aber auch weltweit gelte es, eine massive Gegenkraft zu zeigen: Zwei Milliarden Menschen würden laut OIT („Organisation internationale du travail“), der auch Arbeitgeber angehören, einer sog. „informellen Beschäftigung“ nachgehen, womit etwa Sklaven, Schwarzarbeiter, Kinderarbeiter usw. gemeint sind; ein Drittel aller weltweit Beschäftigten arbeiten mehr als 48 Stunden pro Woche, 300 Millionen Arbeiter erhalten einen Lohn, der niedriger als 1,70 Euro pro Tag ist, und der Lohn von Frauen liegt global 20 Prozent unter dem der Männer. Die Antwort hierauf müsse eine „Gewerkschaft 4.0“ sein, die offensiv und internationalistisch für Gerechtigkeit kämpfe.