Headlines

Von hoffnungsvoll bis zugeknöpft: Gemischte Stimmung in den Wahlzentralen

Von hoffnungsvoll bis zugeknöpft: Gemischte Stimmung in den Wahlzentralen

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Der OGBL feierte mit seinen Anhängern im «Streik» und in der «Maison du peuple» in Esch. Nach anfänglichem Optimismus wollte die Gewerkschaft LCGB am Dienstagabend nicht mehr Stellung zu den Resultaten der Betriebsratswahlen beziehen. Wie der Wahlabend in den Zentralen ablief. 

Von Pol Schock und Yves Greis

Menschen drücken sich aneinander. Manche versuchen ein Brötchen zu ergattern, andere halten ein Bier in der Hand, dazwischen gehen die Blicke in der «Maison du peuple» hoch zur Leinwand mit den neuesten Ergebnissen. Im Hintergrund ertönt die Musik einer Bluesband. Und mittendrin: André Roeltgen. Der Präsident des OGBL lächelt, schüttelt Hände, spricht mit den Gewerkschaftsmitgliedern und Politikern und stellt sich den Fragen der Presse. Doch kurz vor 22 Uhr kann auch er sich noch nicht definitiv äußern. Sein Blick wandert auf einen Satz DIN-A4-Seiten mit den neuesten Zahlen der Wahl. «Viele Ergebnisse fehlen noch, insbesondere die Auszählungen in den großen Unternehmen», sagt Roeltgen. Aber: «Nach allem, was wir jetzt von Ergebnissen haben, sieht es positiv aus. Das ist für mich die allgemeine Tendenz», meint der OGBL-Präsident und schiebt noch ein «im Moment» hinterher.

Tatsächlich ist es für alle Beteiligten schwierig, den Überblick bei der Auszählung zu behalten. Die Zahlen, auf die sich der OGBL beruht, stammen direkt von Delegierten oder Vertrauten aus den betreffenden Unternehmen. Die Gewerkschaft hat in jedem Betrieb jemanden damit beauftragt, die Ergebnisse nach Esch zu schicken. Und so fließen die Resultate aus über 2.800 Unternehmen nach und nach in die Zentrale. Die offiziellen Zahlen der Generalinspektion ITM werden erst nach 24 Uhr publiziert. Erfreut zeigt sich Roeltgen darüber, dass der gesamte Forschungsbereich an den OGBL ging. Damit wird dieser auch in Zukunft alleinige gewerkschaftliche Kraft sein, um Kollektivverträge auszuhandeln.

Auch im Gesundheitsbereich konnte die Gewerkschaft ersten Ergebnissen zufolge Gewinne verbuchen – ebenso im öffentlichen Dienst, der wohl klar an den OGBL geht. Gut sehe es ebenfalls im Bausektor aus. Noch keine klare Tendenz zeichnete sich hingegen in den Finanz- sowie den beiden Industriesektoren ab. Roeltgen will hierbei keinen davon als Leitsektor hervorheben, der ihm besonders am Herzen liegen würde. «Für mich als Präsident des OGBL sind sämtliche Sektoren wichtig – wir wollen in allen Gruppen möglichst stark vertreten sein.»

Journalisten werden nach Hause geschickt

Die Gewerkschaft LCGB zeigte sich am Dienstagabend zugeknöpft, nachdem eine ganze Reihe von Resultaten aus den Betriebsratswahlen bekannt geworden waren. Bei einem ersten Gespräch gegen 20.30 Uhr gab sich LCGB-Präsident Patrick Dury gegenüber dem Tageblatt noch optimistisch. Zwar seien erst Resultate aus kleinen und mittleren Betrieben bekannt, es zeichneten sich jedoch substanzielle Gewinne ab, so Dury. Vor allem über Zugewinne in den Busbetrieben freute sich der Gewerkschaftspräsident. «Wenn es so weitergeht, wie es begonnen hat, sind wir sehr zufrieden», so der Gewerkschaftler weiter. Um 21.00 Uhr meldete dann der Radiosender 100,7 per Twitter, die Gewerkschaft habe die Journalisten, die sich in der LCGB-Wahlzentrale eingefunden hatten, gebeten, nach Hause zu gehen. Man möchte unter sich feiern.

Im Laufe des Abends dann schickte die Presseabteilung des LCGB eine ganze Reihe von Pressemitteilungen. In diesen zeigte sich die Gewerkschaft weiterhin zufrieden mit einzelnen Resultaten in den unterschiedlichen Branchen und Unternehmen. Beim Versuch, via Telefon eine weitere Stellungnahme des LCGB zu den Ergebnissen der Betriebsratswahlen zu erhalten, hieß es um kurz nach 22.00 Uhr von der Presseabteilung des LCGB, an diesem Abend würde die Gewerkschaft keine Reaktionen mehr auf die Wahlresultate geben. Sie wolle sich erst am Mittwochmorgen dazu äußern, sagte eine Sprecherin der Gewerkschaft gegenüber dem Tageblatt.