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Neues Team soll den Radsportlerinnen eine Perspektive bieten

Neues Team soll den Radsportlerinnen eine Perspektive bieten

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Michel Zangerlé setzt sich seit Jahren für die Förderung des Damenradsports in Luxemburg ein. Sein Women Cycling Project ist nun bereit für die nächste Herausforderung. 2019 geht das Andy Schleck Cycles Development Team an den Start. Mit dabei sind auch zwei Nachwuchsfahrerinnen, die am Samstag in Innsbruck WM-Luft schnuppern werden.

Es sind derzeit stressige Tage für Michel Zangerlé. Er verbringt vor allem viel Zeit am Telefon. «Schwer zu sagen, wie viele Stunden ich pro Woche an dem Projekt arbeite. Eine Stunde pro Tag ist es aber auf jeden Fall.» Vor einem Jahr hat Zangerlé, gemeinsam mit Jimmy Wagner, das Women Cycling Project ins Leben gerufen. Momentan sind sie dabei, die nächste Saison zu planen. Seit Jahren setzt sich der Trainer von Christine Majerus für die Förderung des Damenradsports ein. Oft fühlte er sich dabei allein auf weiter Flur. Bis zur Gründung des Women Cycling Project, das dann auch gleich im ersten Jahr einen Sponsor fand und in Andy Schleck Cycles Women Project umbenannt wurde.

Gut besuchte Workshops

Was im August 2017 «mit einem leeren Blatt Papier begann», wie Zangerlé im vergangenen Januar gegenüber dem Tageblatt erklärt hatte, scheint sich nach nur einem Jahr bereits etabliert zu haben. «Unsere Erwartungen wurden eigentlich übertroffen», sagt Zangerlé rückblickend auf die erste Saison. «Unser Hauptziel ist es ja, den Damenradsport zu fördern. Das tun wir auf verschiedenen Ebenen.»

Eine wichtige Ebene ist der Leistungssport. Hier bieten Zangerlé und Wagner den Nachwuchsfahrerinnen die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Doch auch im Freizeitbereich versuchen sie den jungen und auch älteren Damen die Lust am Radsport zu vermitteln. «Da sind wir noch nicht so gut vorangekommen, wie wir uns das vorgenommen hatten. Die größte Schwierigkeit besteht darin, die Leute zusammenzubekommen. Unsere gemeinsamen Ausfahrten hatten nicht den Zulauf, den wir uns erhofft hatten. Da werden wir versuchen, uns in Zukunft besser anzupassen. Was allerdings gut ankam, waren unsere Workshops zu Themen wie Fahrradreparatur oder Ernährung.»

Das neue Development Team

Nach einem ereignisreichen ersten Jahr gehen Zangerlé und Wagner nun noch einen Schritt weiter: Es wird ein eigenes Development Team bei der Elite geben. Das Andy Schleck Cycles Development Team wird an einigen UCI-Rennen teilnehmen, darunter auch beim Heimrennen, dem Festival Elsy Jacobs. «Wir haben ja bereits in dieser Saison an einigen Rennen teilgenommen. Ich denke da vor allem an das Ràs na mBan in Irland. Hier hat das Team durch starke Leistungen auf sich aufmerksam gemacht.»

Auf den ersten beiden Etappen gab es gleich zwei zweite Plätze durch Claire Faber und Anne-Sophie Harsch, die am Ende 6. in der Gesamtwertung wurde sowie zweitbeste Nachwuchsfahrerin. Die 19-jährige Harsch und die 20-jährige Faber werden 2019 auch dem Development Team angehören, genau wie Elise Maes, die mit ihren 26 Jahren momentan die älteste Fahrerin im Team ist. Neben den drei Luxemburgerinnen wird die Mannschaft noch durch die 20-jährige Sarah Berkane aus Frankreich und die 18-jährige Isabel Ellis aus Wales verstärkt.

Man könnte einen Ladies Cup einführen, der über fünf Rennen ausgetragen werden würde. Das ist allerdings etwas, was der Radsportverband auf die Beine stellen müsste.

Mit der Gründung des Development Teams müssen natürlich auch die Betreuungsstrukturen angepasst werden. „Bereits jetzt war der Aufwand recht groß. Ich denke da zum Beispiel an das Rennen in Irland. Jimmy hat das Team als Sportlicher Leiter begleitet und sich auch um die gesamte Organisation gekümmert. Das nimmt jede Menge Zeit in Anspruch. Für die kommende Saison sind wir deshalb auf der Suche nach einem weiteren Sportlichen Leiter und einer Verstärkung für das Sekretariat“, erklärt Zangerlé, der es mit seiner Hartnäckigkeit geschafft hat, die Förderung des Damenradsports in Luxemburg auf ein neues Level zu heben.

Auf seinen Lorbeeren ausruhen wird er sich nicht. Doch ihm ist auch bewusst, dass er und sein Team nicht alle Probleme lösen können. «Es gibt noch viel Verbesserungspotenzial. Es ist erfreulich, zu sehen, wie viele Mädchen bei den Landesmeisterschaften am Start waren. Das zeigt, dass das Interesse am Radsport vorhanden ist. Allerdings gab es neben den Meisterschaften nur zwei weitere Damenrennen in Luxemburg über die gesamte Saison. Und dass die Damen gemeinsam mit den Débutants fahren, ist definitiv keine optimale Lösung», so Zangerlé.

Auch der Verband ist gefordert

Sein Verein, der SaF Zéisseng, ist der große Vorreiter im Damenradsport. Dieses Jahr gingen 43 Fahrerinnen an den Start des regionalen Damenrennens des Cessinger Clubs. «Wir haben den Fahrerinnen zwar die Fahrtkosten zurückerstattet, aber nur so kann man etwas aufbauen und ich denke, dass das große Teilnehmerfeld und recht gibt.» Für Zangerlé müsste es mindestens fünf oder sechs Rennen pro Saison in Luxemburg geben. Man brauche nicht jedes Wochenende ein eigenes Damenrennen, da momentan die Zahl der lizenzierten Fahrerinnen noch begrenzt sei.

Und der Trainer von Christine Majerus hat auch eine Idee, wie man die Rennen attraktiv gestalten könne. «Man könnte einen Ladies Cup einführen, der über fünf Rennen ausgetragen werden würde. Ähnlich wie der Skoda Cross Cup im Cyclocross. Damit würde man die Attraktivität der Rennen steigern und könnte auch Sportlerinnen aus dem nahen Ausland anziehen. Das ist allerdings etwas, was der Radsportverband auf die Beine stellen müsste.» Zangerlé trägt seinen Teil zur Förderung des Damenradsports jedenfalls bei. „Das geht nicht von heute auf morgen, sondern muss sich über die Zeit entwickeln. Man merkt aber, dass es vorangeht.»


Das sagen die Luxemburgerinnen zu ihrem Team

Elise Maes: Neuanfang nach schwerem Jahr

Wieso haben Sie sich für das Andy Schleck Cycles Development Team entschieden?

Elise Maes

Elise Maes

Elise Maes: «2018 war ein schwieriges Jahr für mich. Mein Team (WNT-Rotor, d.Red.) hat sich sehr schnell verändert und ich hatte die Lust am Radsport verloren. Mein Vertrag wurde nicht verlängert und aufgrund von ausbleibenden Resultaten hatte ich auch keine weiteren Angebote vorliegen. Außerdem arbeite ich jetzt halbtags und bin deshalb auch nicht mehr so flexibel. Da war das Andy Schleck Cycles Development Team die richtige Alternative für mich.»

Was erhoffen Sie sich von der kommenden Saison?
«Ich denke, dass das Development Team eine große Chance für den Damenradsport in Luxemburg ist. Nun muss man nicht automatisch den Schritt ins Ausland wagen, wenn man auf einem hohen Niveau fahren will. Bei den Männern hat sich dieser Weg mit Leopard ja ebenfalls ausgezahlt. Ich freue mich jedenfalls darauf, auch weiterhin an UCI-Rennen teilnehmen zu können. Wir werden relativ viele Rennen in Belgien bestreiten, was wegen der eher kurzen Anreise sehr praktisch ist.»

Mit 26 Jahren sind Sie momentan die älteste Fahrerin im Team.
«Die älteste Fahrerin, das bedeutet aber nicht so viel. Ich denke, dass einige der jungen Fahrerinnen mehr Erfahrung mitbringen als ich selbst.»

Wie bereiten Sie sich nun auf die kommende Saison vor?
«Ich werde wie letztes Jahr eine Cross-Saison einlegen, um über den Winter zu kommen. Das hat mir Spaß gemacht und mir vor allem technisch weitergeholfen.»

Claire Faber: «Jetzt hat man als Radsportlerin eine Perspektive»

Claire Faber

Claire Faber

Wieso haben Sie sich für das Andy Schleck Cycles Development Team entschieden?
«Ganz einfach, weil ich davon überzeugt bin, dass ich mich hier am besten weiterentwickeln kann. Wir werden wohl nur zu zehn Fahrerinnen sein, sodass jede von uns ausreichend Rennen fahren kann. Ich finde es großartig, dass Michel Zangerlé und Jimmy Wagner ein Projekt auf die Beine gestellt haben, das einem als Radsportlerin in Luxemburg eine Perspektive bietet.»

Was erhoffen Sie sich von der kommenden Saison?

«Schwer zu sagen, da die aktuelle Saison erst so langsam ausklingt. Wir werden mit dem neuen Team beim Lotto Cup an den Start gehen, das sind UCI-Rennen in Belgien. Da würde ich schon gerne mal unter die Top fünf oder vielleicht sogar aufs Podium fahren. Aber ich glaube, dass das Projekt ein paar Jahre Zeit braucht, um sich voll zu entfalten. Jetzt geht es erst einmal darum, als Team zusammenzuwachsen und sich individuell weiterzuentwickeln.»

Am Samstag gehen Sie erstmals an den Start eines WM-Rennens bei der Elite. Haben Sie mit Ihrer Nominierung gerechnet?
«Wirklich damit gerechnet habe ich nicht. Ich bin erst 20 Jahre alt und fühle mich wirklich geehrt, dass ich in Innsbruck an den Start gehen darf. Es ist die beste Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln, immerhin sind die weltbesten Fahrerinnen am Start. Wenn man hier nichts lernt, wo dann? Ich freue mich jedenfalls riesig, auch wenn ich am Samstag richtig leiden werde.»

Anne-Sophie Harsch: «Gemeinsam können wir etwas reißen»

Anne-Sophie Harsch

Was hat für Sie den Ausschlag gegeben, sich für das neue Development Team zu entscheiden?
Anne-Sophie Harsch: «Da spielen mehrere Gründe eine Rolle. Ich meine, dass es eine gute Sache ist, wenn wir Luxemburgerinnen in einem Team fahren. Gemeinsam können wir etwas reißen. Außerdem bin ich froh, nun auch weiterhin mit meinem Trainer Michel Zangerlé arbeiten zu können.

Welche Ziele haben Sie sich für die kommende Saison gesetzt?
Wir werden relativ viele Rennen in Belgien bestreiten. Persönlich werde ich mich vor allem auf die Etappenrennen fokussieren und versuchen, weiter Erfahrungen für die Zukunft zu sammeln.

Am Samstag bestreiten Sie Ihr erstes WM-Rennen bei der Elite. Haben Sie mit der Nominierung gerechnet?
Ich habe schon darauf gehofft. Für meine weitere Entwicklung kann das nur von Vorteil sein. Ich bin mir auch bewusst, dass Claire (Faber) und ich noch nicht das Niveau haben, um ein WM-Rennen über 160 km zu bestreiten, aber die Erfahrung wird uns sicherlich voranbringen.