„Mit dem Virus infiziert“: Porträt einer Luxemburger Familie, die verrückt nach Basketball ist

„Mit dem Virus infiziert“: Porträt einer Luxemburger Familie, die verrückt nach Basketball ist

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Dass im Luxemburger Basketball zwei oder drei Geschwister als Spieler aktiv sind, kommt häufiger vor. Dass aber drei Geschwister vier verschiedene Funktionen im Bereich des Basketballs innehaben, ist dann doch eher selten, trifft aber auf die Hetting-Geschwister zu: Lisy ist Spielerin, Tessy spielt und arbeitet als technische und administrative Direktorin bei der FLBB und Pit ist gleichzeitig Schiedsrichter und Präsident der Sangliers Wiltz.

Von Gabi Besenius

Es ist alles andere als ein Zufall, dass die drei beim Basketball gelandet sind, da ihre Mutter Marianne selbst Spielerin in Wiltz war. „Unsere Eltern ließen uns zwar die Wahl. Lisy und ich versuchten es zwischendurch mit Turnen. Aber schlussendlich sind wir doch beim Basketball gelandet“, erklärt Tessy. Pit und Tessy begannen ihre Basketballkarriere in Wiltz, danach spielten die drei Geschwister für die Etzella. In der Ettelbrücker Halle verbrachte die Familie viel Zeit: „Wenn einer von uns Training hatte, machten die beiden anderen ihre Hausaufgaben in der Halle“, erinnert sich Lisy.

Wie bei vielen Eltern, deren Kinder in Sportvereinen aktiv sind, ist der Zeitaufwand groß: „Bei uns waren stets zwei Autos unterwegs, um uns zum Training oder den Spielen zu fahren, bei meinen Schwestern bedeutete dies Verein und Nationalmannschaft. Bei mir kam hinzu, dass ich bereits mit 17 Jahren angefangen habe, zu pfeifen, das heißt am Anfang wurde ich auch zu den Einsätzen gefahren“, blickt Pit zurück.

Spieler und Schiedsrichter

Pit war als Spieler bei der Etzella und Wiltz aktiv und begann 1999 seine Schiedsrichterkarriere „Ich hörte als Spieler auf, als ich Abitur machte. Zudem rechnete ich mir als Schiedsrichter mehr Erfolgschancen aus.“

Bis auf die Auslandsaufenthalte von Tessy (Long Island University, Point Chaud Sprimont und BC Montbrison) und einem Jahr in Steinsel spielten die Schwestern stets in einem Team (Etzella, Esch und Hostert). Eine bewusste Wahl. „Es ist nicht schön, gegeneinander zu spielen“, so Lisy. Als größten Erfolg ihrer Karriere nennen beide den Gewinn der Goldmedaille bei den Spielen der kleinen europäischen Staaten 2013 in Luxemburg. Tessy gewann 2005 in Andorra ebenfalls Gold. Titel in den Jugendkategorien haben beide gewonnen, doch „ein Titel mit der ersten Mannschaft fehlt noch“, erklären beide Schwestern unisono. Ein erster lang ersehnter Titel könnte am Samstag Wirklichkeit werden, wenn Hostert im Pokalfinale gegen den Titelverteidiger Steinsel antritt.

Von Kindesalter an nahm der Basketball viel Zeit in der Familie Hetting ein. Daran hat sich mit den Jahren wenig geändert. Die ältere Schwester hat den Basketball sogar zu ihrem Beruf gemacht. „Es ist natürlich ideal, wenn man etwas, das man mag, zu seinem Beruf machen kann“, so Tessy, die sich beim Verband aufgrund ihres Wirtschaftsstudiums anfangs auch um das Finanzielle kümmerte, mittlerweile jedoch vor allem für das Sportliche zuständig ist.

Oft zwei Spiele hintereinander am Wochenende

Als Präsident eines Vereins und Schiedsrichter ist das Programm von Pit stets gut gefüllt. „Ich habe manchmal den Eindruck, von morgens bis abends dreht sich alles nur um Basketball“, sagt Pit, der an einem Wochenende oftmals zwei Spiele hintereinander pfeifen muss und dann versucht, auch bei den Herren- und Damenspielen der Wiltzer präsent zu sein, um am offiziellen Tisch oder anderswo eine Hand mit anzupacken. „Der Aufwand in einem Verein ist enorm: Sponsoren finden, Mannschaften betreuen, Freiwillige finden für den Offiziellen-Tisch, Statistik, etc. Zugegebenermaßen ist es schon von Vorteil, als Lehrer zu arbeiten, da man sich seine Freizeit besser einteilen kann. In einem Verein braucht man Helfer rund um die Uhr. Wir sind froh, dass meine Mutter den Posten der Sekretärin übernehmen konnte, da sie mittlerweile in Rente ist.“

Auch wenn die Total League keine Profiliga ist, ist Basketball mehr als ein Hobby: „Wäre es ein Hobby, würde man die Trainingseinheiten gelegentlich schwänzen. Doch auch wenn es manchmal anstrengend ist, reißt man sich zusammen und geht trotzdem hin“, sagt Lisy, die betont, dass sie sich mittlerweile auf die basketballfreie Sommerpause freut, da Arbeit, Familie und Beruf nicht immer einfach unter einen Hut zu bekommen sind. Laut Tessy ist das Engagement in einer Amateur-Liga teilweise größer: „Als Profi hat man zwar einen anderen Druck, doch der Tag lässt sich besser organisieren, da man sich ausschließlich auf den Basketball konzentrieren muss.“

Aufwand der Klubs wächst

Der Aufwand bei den Klubs wurde im Laufe der Jahre sicherlich nicht kleiner: „Die Vereine wachsen. Mittlerweile wird nicht mehr mit einem Ausländer gespielt, sondern mit zwei, was einen größeren finanziellen Aufwand mit sich bringt, wobei die Sponsorensuche im Laufe der Jahre nicht einfacher geworden ist“, meint Tessy.

Im Fall von Wiltz kann Pit als Präsident bestätigen, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, Sponsoren zu finden. Zumal in Wiltz der Fußball einen höheren Stellenwert hat und im Norden die Etzella die Nummer eins im Basketball ist. Nichtsdestotrotz sprechen die Geschwister von einem gewissen Aufschwung, was den Damenbasketball betrifft, da mittlerweile bei vielen Vereinen mehr investiert wird: „Besonders in dieser Saison fällt auf, dass die Teams näher zusammengerückt sind. Wir verloren beispielsweise gegen Esch und gegen Wiltz konnten wir uns nur knapp behaupten“, so Lisy.

«Wir streiten über Basketball»

Dass Basketball Thema Nummer eins in der Familie Hetting ist, ist kaum zu vermeiden. „Wir streiten über Basketball“, meint Lisy lachend und ihre ältere Schwester fügt hinzu: „Es kommt schon mal vor, dass Lisy und ich uns über Schiedsrichter beklagen und Pit und Lisy etwas am Verband auszusetzen haben. Und oft fällt uns in Gesprächen auf: Wir wollten doch überhaupt nicht über Basketball reden.“ Pit erklärt, dass Vater Theo derjenige ist, der bremst und sozusagen der „Ruhepol“ der Familie ist.

Irgendwann einmal nichts mehr mit Basketball zu tun zu haben, bezeichnet Lisy als „Illusion“ und ihr Bruder unterstreicht, dass eine „Flucht“ vom Basketball als Mitglied der Familie Hetting sehr schwer ist: „Wir sind mit dem Basketball-Virus infiziert. Eine Zeit lang wollte ich mit dem Pfeifen kürzertreten, war aber trotzdem stets in den Hallen anwesend.“ Am kommenden Wochenende wird die ganze Familie Hetting in der Coque vertreten sein, um Tessy und Lisy im Pokalfinale zu unterstützen.