Maduro und Guaidó buhlen um Unterstützung des Militärs in Venezuela

Maduro und Guaidó buhlen um Unterstützung des Militärs in Venezuela

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wer die Streitkräfte kontrolliert, hat den Schlüssel zur Macht, heißt es in Venezuela. Die Generäle halten anscheinend noch treu zu Staatschef Maduro, doch in den unteren Rängen rumort es. Gegenspieler Guaidó will die Soldaten auf seine Seite ziehen.

Angesichts des offenen Machtkampfes zwischen Regierung und Opposition in Venezuela werben Präsident Nicolás Maduro und der selbst ernannte Interimspräsident Juan Guaidó um die Unterstützung der Streitkräfte. Die Opposition führt nach Aussagen Guaidós hinter den Kulissen bereits Gespräche mit Militärs und zivilen Regierungsvertretern über einen Machtwechsel in dem südamerikanischen Land. «Das ist eine sehr heikle Angelegenheit, bei der es auch um die persönliche Sicherheit geht. Wir treffen sie, aber diskret», sagte Guaidó in einem Interview der «Washington Post».

Maduro besuchte am Sonntag eine Armee-Einheit in der Festung Paramacay. Bei einer Übung lief der Staatschef im Laufschritt an der Seite von Verteidigungsminister Vladimir Padrino durch die Kaserne. Er fuhr ein Militärboot und zeigte sich auf einer Marinebasis Arm in Arm mit Soldaten. «Immer loyal, niemals Verräter», riefen die Soldaten.

Seit Januar Parlamentspräsident

Guaidó war Anfang Januar zum Präsidenten des von der Opposition dominierten, von dem autoritär herrschenden Sozialisten Maduro aber entmachteten Parlaments gewählt worden. Nach der international umstrittenen Vereidigung Maduros für eine zweite Amtszeit am 10. Januar erklärte Guaidó sich seinerseits am 23. Januar zum Übergangspräsidenten Venezuelas.

Die USA und etliche lateinamerikanische Länder erkannten ihn bereits an. Am Sonntag zog auch Australien nach. Russland, China, der Iran, die Türkei sowie Kuba, Bolivien und Nicaragua hingegen halten weiter zu Maduro.

Die Kontrolle über die Streitkräfte gilt als der Schlüssel zur Macht in Venezuela. Die Führungsriege des Militärs hält bislang zu Maduro, doch in den unteren Rängen herrscht offenbar zunehmend Unzufriedenheit. Zuletzt kam es mehrfach zu kleineren Aufständen von Soldaten. Am Wochenende kündigte der Militärattaché der venezolanischen Botschaft in Washington Maduro die Gefolgschaft auf und schloss sich Guaidó an.

Straffreiheit für Militärs

Guaidó veröffentlichte auf Twitter das vom Parlament verabschiedete Amnestiegesetz, das Militärs Straffreiheit zusichert, wenn sie sich an der Wiederherstellung der demokratischen Ordnung beteiligen. «Verteilt es an die Militärs in eurer Familie, unter euren Freunden und Nachbarn», schrieb er dazu.

Der «Washington Post» sagte Guaidó, die Opposition wolle Maduro jetzt herausfordern, indem sie Nahrungsmittelhilfe ins Land bringe. Dafür hatten die USA und andere Länder Geld bereitgestellt. Maduro hatte solche Hilfslieferungen in der Vergangenheit meistens blockiert und behauptet, Berichte über Hunger und Elend in Venezuela seien von seinen Feinden frei erfunden.

Bolton warnt vor Gewalt

Der Sicherheitsberater von US-Präsident Donald Trump, John Bolton, warnte indessen vor Gewalt gegen die venezolanische Opposition und US-Diplomaten. «Jede Art von Gewalt und Einschüchterung gegen US-Diplomaten, Venezuelas demokratischen Führer Juan Guaidó oder das Parlament würde einen schweren Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit darstellen und eine erhebliche Reaktion nach sich ziehen», schrieb er am Sonntagabend auf Twitter. Maduro hatte die US-Diplomaten zum Verlassen des Landes aufgefordert.

Guaidó kündigte neue Proteste für Mittwoch und Samstag an. Am Mittwoch sollten die Menschen im ganzen Land gegen die Regierung von Maduro auf die Straße gehen, sagte er. «Unsere Forderungen sind: Die Streitkräfte sollen sich auf die Seite des Volkes stellen und die humanitäre Hilfe durchlassen, die wir bereits in der ganzen Welt beantragt haben», sagte Guaidó.