Luxemburger Freiwillige sind rund um den Globus in Katastrophengebieten im Einsatz

Luxemburger Freiwillige sind rund um den Globus in Katastrophengebieten im Einsatz

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Fast 50 Personen sind für das HIT («Humanitarian Intervention Team») tätig. Rund um den Globus sind sie im Einsatz, helfen in Erdbeben-, Hochwasser- und anderen Katastrophengebieten. Das Tageblatt sprach mit dem Leiter dieser CGDIS-Gruppe, Gilles Hoffmann.

Tageblatt: Sie sind Leiter des luxemburgischen HIT. Um was handelt es sich dabei genau?

Gilles Hoffmann: Das HIT ist eine Spezialabteilung des CGDIS («Corps grand-ducal d’incendie et de secours»). Es gibt deren ja eine ganze Reihe, wie etwa die Hundestaffel oder auch die Abteilung, die auf chemische Einsätze spezialisiert ist, oder auch die Taucher. Ich leite diese Abteilung, die 1999 entstanden ist und bei Katastrophen im Ausland zum Einsatz kommt, seit 2015. Ich bin als Informatiker im Außenministerium tätig und stieß im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen emergency.lu und HIT zu dieser Abteilung.

Um was handelt es sich bei emergency.lu?

«Unsere Freiwilligen werden niemals in Kriegsgebiete geschickt.»

Gilles Hoffmann, Leiter des HIT

Das ist eine öffentlich-private Partnerschaft (PPP), ein Projekt des Außenministeriums im Rahmen der humanitären Hilfe, gemeinsam mit den Luxemburger Unternehmen SES, Hitec und Luxembourg Air Rescue. Kurz gesagt handelt es sich dabei um ein Projekt, das Satellitenkommunikation in Katastrophengebieten ermöglichen soll. Dabei stellt das CGDIS bzw. die HIT-Abteilung das menschliche Potenzial, während emergency.lu die nötige Technik liefert.

Aus wie viel Personen besteht das HIT und handelt es sich bei diesen um Professionelle oder Freiwillige?

Grundsätzlich handelt es sich um Freiwillige. Es gibt zwar einige, die beruflich für das CGDIS arbeiten, doch ihre Arbeit im humanitären Einsatzteam üben auch diese als Freiwillige aus. Insgesamt sind es rund 50 Personen. Das klingt zunächst nach viel, doch man muss wissen, dass die Missionen sich meist über zwei, drei Wochen erstrecken, was mit sich bringt, dass nicht jeder für eine so lange Zeit zu dem Moment, wo Hilfe benötigt wird, abrufbereit ist. Es ist demnach wichtig, über ein relativ großes Kontingent zu verfügen.

Was sind die Hauptaufgaben des HIT?

Unsere Spezialabteilung kommt vor allem zum Einsatz, wenn es darum geht, in Katastrophengebieten eine funktionierende Satellitenkommunikation einzurichten. So dass wir vor allem Leute brauchen, die einen technischen Background haben, die Informatiker sind – so wie ich – oder einen ähnlichen Hintergrund haben.

Auch die Wasserrettung – «Flood Rescue Using Boats» (FRB) – gehört zu den Aufgaben des HIT. Hier arbeiten wir eng mit der Abteilung der Rettungstaucher des CGDIS zusammen. Ein weiteres Gebiet, für das das HIT zuständig ist, ist die Trinkwasseraufbereitung. Bislang hatten wir in diesem Bereich allerdings noch keinen Einsatz zu verzeichnen. Wir haben inzwischen das nötige Material und sind dabei, unsere Mitglieder entsprechend auszubilden. Ich schätze, dass wir ab kommenden Jahr auch solche Hilfseinsätze durchführen können.
Auch der «Overall Support» zählt zu unseren Einsatzbereichen. Das heißt, dass wir in Katastrophengebieten, in welchen internationale Hilfsorganisationen am Werk sind, beispielsweise oft gemeinsam mit Helfern aus anderen Ländern Basiscamps errichten. Allein unser Material – Zelte, Feldbetten, Sanitäranlagen, Lebensmittel usw. – reicht aus, um ein solches Camp für bis zu 50 Personen in einem schnellstmöglichen Zeitraum zu errichten.

Vom wem bekommt das HIT die Einsatzaufträge?

Das hängt davon ab. Es gibt vier Fakten, die ausschlaggebend sind, dass das HIT überhaupt zum Einsatz gelangt. Das kann aufgrund der Anfrage eines betroffenen Landes sein, was eher selten vorkommt. Am häufigsten ist es so, dass die Anfrage von der UNO ausgeht. Auch über den «European Union Civil Protection Mechanism», oder auch EU-Katastrophenschutz-Mechanismus, erfolgen Anfragen. Schlussendlich ist Luxemburg auch, zusammen mit einer Reihe anderer europäischer Länder, Mitglied in der IHP (International Humanitarian Partnership), die ebenfalls Rettungseinsätze in betroffenen Gebieten durchführt.

Allerdings ist es so, dass diese internationalen Organisationen allesamt nicht eigenhändig vorgehen können: Zunächst muss immer eine Anfrage des betroffenen Landes vorliegen. Daher ist es auch so, dass bei den rezenten Katastrophen in Indonesien – Tsunami und Erdbeben – keine ausländischen Hilfsorganisationen am Werk waren.

Die Spezialität des HIT ist dabei hauptsächlich im Bereich der Satellitenkommunikation angesiedelt.

Ja, das stimmt. Das ist eigentlich sozusagen auch ein Nischenprodukt. Luxemburg ist eigentlich nahezu das einzige Land, das über entsprechendes Know-how verfügt und diese Art von Hilfe anbietet. Daher waren auch die bei Weitem meisten Einsätze bislang in diesem Bereich angesiedelt. Bei Naturkatastrophen ist es so, dass die Infrastrukturen, auch die die Kommunikation ermöglichen, oft teilweise oder ganz zerstört sind: Internet, Telefon usw. Mit unserem Material können wir innerhalb kürzester Zeit wieder ein funktionierendes Netz aufbauen, das vor allem von den dort tätigen anderen Hilfskräften, aber auch – und das immer stärker – von den Betroffenen selbst genutzt werden kann.

Das HIT war in der Vergangenheit rund um den Globus im Einsatz. Wo liegen die Grenzen?

Wir haben schon in Nepal, auf Haiti, in Guinea und vielen weiteren Ländern Hilfe geleistet. Grundsätzlich ist es aber so, dass unsere Freiwilligen aber nicht in Gebiete entsandt werden, in denen die Sicherheit nicht garantiert ist. Wir sind zwar beispielsweise in Nigeria präsent, aber nur mit unserem Material. Hierzu haben wir UNO-Mitarbeiter ausgebildet, die die Infrastrukturen dann vor Ort errichteten. Natürlich ist ein Einsatz in Erdbebengebieten etwa nie ganz ohne Gefahr. Doch das gilt auch für die Freiwilligen, die hierzulande etwa zu einer Feuersbrunst ausrücken. Aber in Kriegs- oder Krisengebieten – wie eben Nicaragua beispielsweise – sind wir nicht aktiv.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch zu wissen, dass der Einsatzbefehl direkt vom Innenminister kommt, der die Entscheidung gemeinsam mit dem Minister für Entwicklungshilfe und humanitäre Hilfe trifft. Und diese würden uns nie in solche Gebiete schicken.