Kleines Dorf, große Familie – Die treue Fangemeinschaft „Holy-Gäns“ von Arantia Fels

Kleines Dorf, große Familie – Die treue Fangemeinschaft „Holy-Gäns“ von Arantia Fels

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Treue Fans sind im Sport keine Selbstverständlichkeit. Die „Holy-Gäns“ sorgen seit Jahren nicht nur in der Felser Sporthalle für gute Stimmung. Ein Blick hinter die Kulissen der Fangemeinschaft.

Von Gabi Besenius

Alles begann im Jahr 2012, als die Arantia als Nationale-3-Verein das Finale der Coupe FLBB erreichte. „Es war eher eine spontane Idee. Gemeinsam mit einigen Kollegen, die alle in der ‹Jeunesse Fiels-Iernzen› aktiv waren, dachten wir uns, es wäre eine gute Idee, die Felser Jungs im Finale zu unterstützen“, erinnert sich der heutige Präsident Mirko Martellini. Das Anfeuern hatte Erfolg. Fels gewann den Pokal mit einem 77:65-Sieg gegen Hesperingen. Der Grundstein für die Fangemeinschaft war somit gelegt. „Danach kauften wir uns Material und waren regelmäßig bei den Spielen der Arantia präsent“, erklärt Mirko Martellini.

Mit „Holy-Gäns“ erhielt die Fangemeinschaft auch einen Namen. „Die Hooligans sind als schlimm und aggressiv bekannt, wir sind weder das eine noch das andere, deshalb wollten wir einen positiven Namen aus ‹Hooligans› ziehen, weshalb wir zu heiligen Gänsen wurden. Da unser Maskottchen Donald Duck ist, passte das alles zusammen“, erklärt Yann Pellé. Glanzzeit der Holy-Gäns war zweifelsohne das Jahr 2013, als die Arantia als Aufsteiger in der höchsten Liga für Furore sorgte und die Titelgruppe erreichte.

Die Euphorie bei Spielern, Verein und Fans war groß: „Das war großes Kino. Das Resultat war dabei eher zweitrangig. Es herrschte stets gute Stimmung“, so der Präsident des Vereins. Alle zogen mit und man erhielt Unterstützung von außen. Fans oder Angehörige unterstützten die Holy-Gäns sogar finanziell; eine Hilfe, die man gerne annahm: „Jede dritte Woche hauten wir eine Trommel kaputt“, erinnert sich Mirko Martellini lachend.

Auch wenn die Holy-Gäns immer noch Garant für gute Stimmung sind, ist es dennoch etwas ruhiger geworden. Ein Rückgang der Zuschauerzahlen in der höchsten Basketball-Liga ist unübersehbar, aber auch bei einigen Fangemeinschaften hat man den Eindruck, dass diese weniger aktiv sind als noch vor ein paar Jahren. Ein Phänomen, das nicht nur bei der Arantia, sondern auch bei vielen anderen Vereinen der Total League zutrifft. Gründe dafür gibt es mehrere.

„Vor fünf Jahren waren wir alle zwischen 16 und 20 Jahre alt und hatten viel Zeit. Das hat sich im Laufe der Jahre geändert, weil die einen mittlerweile eine Familie haben, andere wegen Schichtdienst öfters verhindert sind. Einige spielen Fußball oder in der zweiten Mannschaft der Arantia“, erklärt Kevin Harpes. Es müssten sechs bis sieben Leute dabei sein, um für richtige Stimmung zu sorgen.

Großes Repertoire

Yann Pellé fügt hinzu: „Es ist schon schwer, Leute für den Sport zu begeistern. Noch schwerer ist es, Leute zu finden, die einen Verein unterstützen. Wir haben mehrmals einen Aufruf über Facebook gestartet oder bei Freunden nachgefragt, aber die meisten bleiben nicht lange dabei. Einerseits ist es oft so, dass viele Fans nur präsent sind, wenn es beim Verein gut läuft – und das ist nicht nur bei uns der Fall. Andererseits ist die Mentalität der Luxemburger problematisch: Den meisten ist es peinlich, sich dahin zu stellen und einen Verein anzufeuern.“

Nichtsdestotrotz unterstützen die Felser Fans ihre Mannschaft nach wie vor lautstark. Auffallend dabei ist, dass das Repertoire der gesungenen Lieder relativ groß ist. Inspirationsquellen gibt es mehrere: Einerseits bei den „Fastnachtsliedern“ und auf der anderen Seite beim Fußball. Fußball-Hymnen von Bundesligavereinen wie Mönchengladbach oder Dortmund werden kurzerhand umgeschrieben oder adaptiert. So kann beispielsweise auch eine Fußball-EM als Inspiration23 dienen: Die nordirischen Fans sangen während der EM 2016 „Will Grigg’s on fire your defence is terrified“; daraus wird in Fels: „D’Fiels ass on fire.“

„Es kommt schon mal vor, dass ein paar Leute mit der gleichen Idee kommen. Das läuft meist spontan“, so Kevin Harpes. Mehr als einmal geht die gute Stimmung in Fels über die Dauer eines Spiels hinaus: Nach Spielschluss wird in der Buvette in Fels dann weitergefeiert und Spieler und Anhänger stimmen das Lied „Roude Léiw“ – eigentlich für die luxemburgische Fußballnationalmannschaft geschrieben und von der luxemburgischen Band Cool Feet komponiert – zusammen an.

Der „roude Léiw“ wird im Refrain dann einfach durch „Arantia“ ersetzt. Nicht umsonst lautet das Motto der Arantia „e klengt Duerf, eng grouss Famill“. „Wir sind eine Gruppe guter Freunde, die auch außerhalb des Basketballs zusammen etwas unternehmen“, erklärt Harpes.

Fanfreundschaft mit Zolwer

Auch wenn das Herz der Felser Fans einzig und allein für die Arantia schlägt, hat sich im Laufe der Jahre eine Fanfreundschaft entwickelt. Nämlich mit Zolwer, dessen Fans auch bekannt dafür sind, ihr Team Woche für Woche lautstark zu unterstützen. Der Grundstein für diese Fanfreundschaft wurde nach einem Meisterschaftsspiel im April 2016 in der Zolwer Halle gelegt: Nach Spielschluss wurde am Ausschank zusammen gefeiert und gesungen. Das traditionelle „Humba-Lied“ durfte dabei auch nicht fehlen und fast alle machten mit.

Bereits im Vorfeld hatte der damalige Zolwer Spieler Gilles Fassotte in einem Video den Felser „Sturm“ angekündigt, woraufhin die Arantia-Anhänger mit Regenschirmen und Wolken aus Karton angereist waren. „Wir waren mit dem Bus nach Zolwer gekommen. Und als wir losfahren wollten, schenkte uns der Bürgermeister Georges Engel noch einen Kasten Bier“, erinnert sich Harpes.

„Wir verstehen uns mit jedem gut“, so Pellé und Harpes ergänzt: „Es ist nicht so wie im Fußball, wo die Fans den Gegner hassen. Auch wenn es Vereine gibt, die wir nicht anfeuern würden …“ So feierten die Anhänger der Arantia 2015 sogar spontan mit den Düdelingern den Meistertitel in der Steinseler Halle. Und auch wenn die Arantia im April 2014 den Einzug ins Titel-Play-off durch eine Niederlage gegen die Musel Pikes verpassten, hinderte diese Niederlage die Felser Fans nicht daran, den Moselaner Guy Schmit anzufeuern, der damals das letzte Spiel seiner Karriere bestritt. Natürlich konzentrieren sich die Holy-Gäns vor allem auf ihren eigenen Verein und sind somit eine wichtige Unterstützung für die Arantia im Abstiegskampf.

Momentan sieht es für den Verein recht gut aus. Trotz der Niederlage am Wochenende in Zolwer haben die Felser einen Vorsprung von zwei Punkten auf den Abstiegsplatz.